Bombastische Stimmung beim Begrüßungsfest mit den Papst
„In dieser Woche wird
Rio das Zentrum der Kirche, ihr lebendiges und junges Herz“. Mit diesen Worten begrüßte
Papst Franziskus am Donnerstagabend (Ortszeit) auf dem Strand Copacabana die Teilnehmer
des 28. Katholischen Weltjugendtages in Rio de Janeiro. War die Messe mit Rios Erzbischof
vom Dienstag schon ein buntes Fest gewesen, so war die offizielle Begrüßung zum Weltjugendtag
mit dem Papst ein Feuerwerk der Emotionen.
Als der Papst im halboffenen Papamobil
an der Strandpromenade dicht an den Pilgermassen vorbeifährt, überströmen die jungen
Leute die „Avenida Atlantica“, um einen Blick auf den Pontifex zu erhaschen: „Dieser
Papst ist einfach super, der ist supersympathisch, einfach wunderbar“, sagt ein französischer
Pilger und rennt dem Papstwagen hinterher.
Diese Mädels sind aus Argentinien
angereist, um „ihren Papst“ zu sehen. Sie können es immer noch nicht ganz glauben,
das ein Landmann jetzt auf dem Stuhl Petri sitzt. Auch deshalb ist für sie diese Weltjugendtag
etwas ganz Besonderes: „Es ist unglaublich, wir konnten es einfach nicht fassen! Als
die Leute sagten: ein argentinischer Papst, fingen alle an zu schreien. Wir sind sehr
glücklich und lieben ihn: seine Kohärenz im Leben, seine Demut und seine Fröhlichkeit!“
Beseelte
Gesichter und bunte Flaggen, darunter mit Abstand die größte aus Bayern, Sprechchöre,
Pilgerketten und fliegende Händler sorgen für ein sympathisches Chaos, das durch starke
Sicherheitsvorkehrungen kontrastiert wird. Militärpolizei mit Schlagstöcken, kreisende
Helikotper und ein vorübergehend gesperrtes Pressezentrum weisen die Veranstaltung
als Ausnahmezustand aus. „Ja, er kommt glaubwürdig rüber, menschennah, und das macht
ihn für mich sympathisch“, sagt ein Pilger aus Bamberg. Er freut sich jetzt schon
auf die Gebetsvigil und Abschlussmesse am Wochenende in Guaratiba, zu der er mit seiner
Gruppe wandern will. Er stelle sich sogar auf eine Übernachtung im Freien ein, so
der junge Mann. Dass die Veranstaltung wegen Schlechtwetter und Schlammgefahr auf
die Copacabana verlegt werden soll, wie an diesem Donnerstag zu hören war, glaubt
er nicht: „Das wird besser das Wetter, ich bin mir sicher, da regnet es nicht!“ Leider
wird er da enttäuscht werden.
Die Ordensschwester Letitia aus Hongkong hat
1995 auf den Philippinen zum ersten Mal an einem Weltjugendtag teilgenommen, seitdem
begleitet sie Jugendliche aus ihrer Diözese regelmäßig zu Weltjugendtagen in aller
Welt. Der jungen Chinesin gefällt, dass sich Franziskus um die Armen sorgt. Und sie
hofft, dass dieser Papst die Christen in China noch mehr mit dem Vatikan verbinden
kann: „Wir müssen mehr beten, damit wir noch mehr mit dem Papst vereint sind und wir
müssen für die Bekehrung unser chinesischen Landsleute beten."
Der 23-jährige
Stéfan aus Paris war schon in Sydney und Madrid auf dem Weltjugendtag und ist heute
mit ein paar Freunden in Rio. Er findet es in Brasilien richtig schön katholisch:
„Es ist viel katholischer – wirklich super (lacht)! Frankreich ist ja auch katholisch
und sehr traditionell“, findet der junge Mann. „Aber die Brasilianer sind froh darüber,
katholisch zu sein. Und das ist ein Beispiel für uns.“ Sein Freund lobt, dass Franziskus
den Glauben in den Alltag bringt: „Das ist ein richtiger Hirte, der nimmt kein Blatt
vor den Mund, ist direkt. Er berührt alle – junge wie weniger junge Leute. Ich bin
sehr glücklich, dass ich hier bin, mit all den Brasilianern, die wirklich sehr brüderlich
sind. Ich fühle mich ermutigt, den Glauben in all seinen Dimensionen zu leben, in
allen Dimensionen der Existenz. Papst Benedikt hat die Intelligenz des Glaubens betont,
Franziskus betont die Barmherzigkeit.“ Seine Landsmännin Olivia spricht persönlich
an, dass der Papst über die Berufung der Jugend spricht.
Mit Solidarität können
junge Leute ihrer Meinung nach viel anfangen: „Papst Franziskus? Fantastisch! Er vereint
die Menschen!“ sagt eine junge Frau aus Chile. Sie hat mit ihrer Pilgergruppe von
Santiago fünf Tage gebraucht, um mit dem Auto herzukommen. Der junge Mann neben ihr
lächelt über das ganze Gesicht. Das Chaos um ihn herum scheint ihn nicht zu stören,
ganz im Gegenteil: „Ich bin aus Brasilien und sehr beindruckt über die vielen, vielen
Menschen hier! Ich bin sehr glücklich und will bezeugen, dass Jesus lebt.“
Der
italienische Pater Simone aus Rom ist noch voll der Eindrücke von der Missionswoche,
die dem Weltjugendtag voranging. Diese hat er mit seiner Gruppe in einer Partnergemeinde
in der Nähe von Sao Paolo verbracht. „Wir sind mit gemischten Gruppe aus Italienern
und Brasilianern in die verschiedene Häuser der Gemeinde gegangen und wurden sehr
herzlich empfangen, auch von anderen Konfessionen. Wir haben zusammen gebetet, das
war für alle gut. Was uns hier am meisten beeindruckt: der warme Empfang und diese
begeisterte Teilnahmeder Brasilianer an den Messen und liturgischen Feiern. Die sind
einfach dynamischer als bei uns, die tanzen die ganze Zeit!“
Für die 29-jährige
Ann-Kathrin aus Bamberg ist die „unglaubliche Freundlichkeit und Offenheit der Brasilianer“
unübertroffen: „Also man kann sich das nicht vorstellen, wenn man das nicht selbst
erlebt hat. Ich war schon mal ein Jahr in Südamerika, aber das übertrifft wirklich
alles, was ich bisher erlebt habe, aber das übertrifft wirklich alles!“ Sie war im
Rahmen der Missionswoche vor dem Weltjugendtag in einer Gemeinde im tropischen Nordbrasilien
untergebracht. Die netten Menschen und vielfältigen Aktionen in Manacapuru wird auch
ihr Pilgerkollege nie vergessen: „Wir haben da eine Basisgemeinde besucht, dann haben
wir mit der Gemeinde gemeinsame Gottesdienste gefeiert, wir hatten auch Podiumsdiskussionen
mit Vertretern aus Politik und Kirche, durften den Bürgermeister dort besuchen, haben
sämtliche dort wachsenden Früchte durchprobiert, haben eine sehr schönen Sonnenuntergang
erlebt…“
Auch dem 22-jährigen Michael aus der Schweiz wird es auf den Weltjugendtagen
und ihrem Rahmenprogramm nie langweilig: „Man entdeckt immer etwas Neues, aber es
geht immer um die Kirche und die verschiedenen Gesichter der Kirche, das ist beeindruckend.“