2013-07-25 01:10:52

Papst: „Liberalisierung der Drogen ist falscher Weg“


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat sich gegen die Liberalisierung des Drogenkonsums ausgesprochen. Bei seinem Besuch im Sankt-Franziksus-Krankenhaus in Rio de Janeiro am Mittwochabend (Ortszeit) ging der Papst auf das Drogenproblem ein. Zwei ehemalige Drogenabhängige erzählten ihm, wie sie Hilfe von kirchlichen Einrichtungen bekommen haben. Das Übel des Drogenhandels, das die Gewalt fördere und Schmerz und Tod säe, erfordere ein mutiges Handeln der gesamten Gesellschaft, sagte Franziskus im „Hospital São Francisco de Assis“ vor Drogenkranken und dem Behandlungspersonal.

„Nicht die Liberalisierung des Drogenkonsums, wie sie in verschiedenen Teilen Lateinamerikas diskutiert wird, ist das Mittel, um die Ausbreitung der Drogenabhängigkeit zu einzuschränken und ihren Einfluss zu verringern. Es ist notwendig, die Probleme anzugehen, die diesem Konsum zugrunde liegen, indem man sich für mehr Gerechtigkeit einsetzt, die jungen Menschen an die Werte heranführt, die das Gemeinschaftsleben aufbauen, diejenigen begleitet, die in Not sind, und Zukunftshoffnung schenkt.“

Im Innenhof des Krankenhauskomplexes im zentralen Stadtteil Tijuca wurde eine kleine Tribüne errichtet, von der aus Papst Franziskus und der Erzbischof von Rio, Joao Orani Tempesta, am Abend vor mehr als 500 Anwesenden sprachen. Gemeinsam mit Patienten und Angestellten wurde gebetet und gesungen, dazu erzählten drogenkranke Patienten von ihrem Leiden.

Heiligtum des menschlichen Leidens

Alle müssten den anderen „mit den liebevollen Augen Christi sehen und lernen, Notleidende zu umarmen“, so Franziskus in seiner Ansprache. Das bringe Nähe, Zuneigung und Liebe zum Ausdruck.

„Gott wollte, dass mich meine Schritte nach dem Besuch im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Aparecida zu einem besonderen Heiligtum des menschlichen Leidens, dem Sankt-Franziskus-Spital, führen sollten. Die Bekehrung eures heiligen Patrons ist wohlbekannt: Der junge Franziskus verlässt Reichtümer und Annehmlichkeiten der Welt, um ein Armer unter den Armen zu werden; er begreift, dass nicht die Dinge, der Besitz, die Götzen der Welt der wahre Reichtum sind und die wirkliche Freude schenken, sondern die Nachfolge Christi und der Dienst an den anderen.“

Weniger bekannt sei hingegen jener Moment, in dem all das in seinem Leben konkret wurde: Das geschah, als er einen Leprakranken umarmte. Und das, was früher die Leprakrankheit war, sei heute das Drogenproblem.

„Dieser leidende, ausgegrenzte Bruder wurde zum „Mittler des Lichts […] für den heiligen Franz von Assisi“ (Enzyklika Lumen fidei, 57), denn in jedem Bruder und jeder Schwester in Not umarmen wir den leidenden Leib Christi. Heute möchte ich an diesem Ort des Kampfes gegen die Drogenabhängigkeit jeden und jede von euch, die ihr der Leib Christi seid, umarmen und darum bitten, Gott möge euren Weg – und auch den meinen – mit Sinn und fester Hoffnung erfüllen.“

Doch umarmen genüge nicht, fuhr der Papst fort.

„Reichen wir dem, der in Not ist, dem, der ins Dunkel der Abhängigkeit gefallen ist – vielleicht ohne zu wissen wie –, die Hand und sagen zu ihm: Du kannst wieder aufstehen, kannst wieder hochkommen – es ist mühsam, aber möglich, wenn du es nur willst. Liebe Freunde, zu jedem von euch, aber vor allem zu vielen anderen, die nicht den Mut hatten, euren Weg einzuschlagen, möchte ich sagen: Du bist die Hauptperson dafür, dass du wieder hochkommst, das ist die unerlässliche Bedingung! Du wirst die ausgestreckte Hand dessen finden, der dir helfen will, aber niemand kann stellvertretend für dich hochkommen. Doch ihr seid nie allein! Die Kirche und viele Menschen sind euch nahe!“

Im Rahmen seines Brasilien-Besuchs zum Weltjugendtag hat Papst Franziskus im „Sao Francisco de Assis-Krankenhaus“ von Rio de Janeiro eine neu eingerichtete Abteilung für Drogensüchtige eingeweiht, dessen vier Stockwerke ausschließlich für die Entziehung von Drogenabhängigen bestimmt ist. „Der Fokus des Besuchs ist ein Zusammentreffen mit durch Drogen verletzten Menschen. Kein politischer, sondern ein pastoraler Besuch", betonte Bruder Francisco Belotti, der Leiter des Krankenhauses.

Hintergrund
Seit zwei Jahren leitet der Franziskanerorden das Krankenhaus. Nachdem umgerechnet zehn Millionen Euro investiert wurden, gilt das „Sao Francisco“ heute als Modellhospital mit Spezialisierung auf Transplantationen. Die 2.500 Angestellten kümmern sich dabei sowohl um Privatpatienten wie auch um Kranke, die über das staatliche Gesundheitssystem SUS hier eingeliefert werden. Es ist eines von 60 Projekten, das der Franziskanerorden in den Bundesländern Sao Paulo, Rio de Janeiro und Goias unterhält. Zudem ist man in Haiti aktiv.

(rv/kna 25.07.2013 mg)







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