Ägypten: Hoffnung auf Zurückdrängung der Sinai-Islamisten
Die ägyptische Armee hat nach Angaben der Kairoer Tageszeitung „Al Watan“ einer „jihadistischen“
Organisation, die im nördlichen Sinai operierte und dort vor allem gegen koptische
Christen vorging, einen „tödlichen Schlag“ versetzt. Nach der Absetzung von Präsident
Mohammed Mursi hatte auf der Sinaihalbinsel der Terror gegen Christen einen neuerlichen
Höhepunkt erreicht, wie die Stiftung Pro Oriente am Dienstag berichtet. Nach der jüngsten
Offensive könnte sich das geändert haben, so Pro Oriente. Ein Grund sei, dass die
Islamisten ihren Terror nicht nur gegen Christen entfaltet hätten: Es gab seit der
Absetzung von Mursi am 3. Juli auch Dutzende Überfälle auf Wachzimmer der Polizei,
Armee-Checkpoints und auf einzelne Angehörige der Sicherheitskräfte.
Staat
hat keine Kontrolle mehr
Der Pressesprecher der katholischen Kirche in
Ägypten, P. Rafic Greiche, erinnerte gegenüber der vatikanischen Nachrichtenagentur
„Fides“ daran, dass Mina Abouds Pfarrkirche in El-Arish bereits drei Monate vor seiner
Ermordung von Islamisten attackiert und angezündet worden war. P. Greiche wies daraufhin,
dass der Sinai eine Gegend sei, „über die der Staat wegen der Präsenz verschiedener
bewaffneter jihadistischer Gruppen keine Kontrolle mehr hat“.
Gewalt gegen
Christen
Am 6. Juli wurde der 39-jährige Pfarrer Mina Aboud in El-Arish
auf dem Heimweg vom Wochenmarkt von Islamisten erschossen. Mina Aboud war Sekretär
des in El Arish residierenden koptisch-orthodoxen Bischofs Kosman, der für den nördlichen
Sinai zuständig ist.
Fünf Tage später wurde die Leiche des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden
Magdi Lamie auf dem Friedhof in Scheich-Zowaid gefunden. Lamie war auf dem Heimweg
entführt und dann offensichtlich gefoltert und enthauptet worden. Die Entführer hatten
von seiner armen Familie zunächst eine halbe Million ägyptischer Pfund als Lösegeld
verlangt. Doch sie meldeten sich dann nicht mehr.
Zeitgleich mit den beiden
Verbrechen nahm die systematische Einschüchterungskampagne gegen die koptischen Christen
im nördlichen Sinaigebiet dramatisch zu. 120 koptische Familien entschlossen sich
deshalb, El Arish zu verlassen. Bereits zuvor waren alle Christen aus Rafah und der
Kleinstadt Scheich-Zowaid geflüchtet. Die koptisch-orthodoxe Diözese forderte daraufhin
eine Intensivierung der Sicherheitsmaßnahmen für die christlichen Bürger.
Katharinenkloster
nicht betroffen
Von den islamistischen Umtrieben auf der Sinai-Halbinsel
war das im 6. Jahrhundert begründete Katharinenkloster bisher nicht betroffen. Das
Kloster an der Stelle des "Brennenden Dornbuschs", wo Moses seine große Gottesvision
hatte, liegt im Südteil der Sinaihalbinsel. Das Katharinenkloster ist Mittelpunkt
der autonomen „Orthodoxen Kirche vom Berg Sinai“, der kleinsten der orthodoxen Teilkirchen.