Zentralafrikanische Republik: Gebetstag für ein Land am Boden
Angesichts der dramatischen
Lage in der Zentralafrikanischen Republik hat das katholische Hilfswerk „Kirche in
Not“ für diesen Sonntag zu einem internationalen Gebetstag für den Frieden eingeladen.
Gestartet wurde die Initiative von den Unbeschuhten Karmeliten der Provinz Ligurien
in Italien. Sie haben in der Zentralafrikanischen Republik fünf Missionsstationen.
Teilnehmen sollen Ordensgemeinschaften und „alle Gläubigen guten Willens“ in der ganzen
Welt. Über die Situation in der zentralafrikanischen Republik hat Kathpress mit Helmut
Buchegger gesprochen, der 14 Jahre lang Missionar in Zentralafrika war und nun als
Priester in Österreich tätig ist.
„Im Augenblick ist das Land auf Null.
Man kann ruhig sagen, es ist absolut noch nichts geregelt, obwohl sich ja seit Palmsonntag
der neue Präsident Djotodia sozusagen selbst zum Führer des Landes ernannt hat. Aber
es ist noch überhaupt nichts geregelt worden, es gibt keinen Frieden. Ich habe erst
letztens wieder gelesen, dass in Bangui fünf Leute getötet wurden. Und weil es keinen
Frieden gibt, gibt es auch keine Struktur. “
Die Lage sei insgesamt „wesentlich
schlimmer“ als in Unruhen früherer Jahre, bei denen nur die Hauptstadt Bangui berührt
war. Diesmal sei alles viel radikaler und flächendeckender. Die bewaffneten Söldner
seien auch in die über 70 Provinzstädte einmarschiert. Unbeachtet von der Weltöffentlichkeit
würden in der Zentralafrikanischen Republik alle Gesellschaftsstrukturen zerstört.
Im Land herrsche große Verunsicherung, berichtet Buchegger:
„Die Leute
haben permanent Angst. Das habe ich heute wieder im Internet gelesen. Es ist noch
überhaupt nicht vorbei, weder im Norden des Landes, noch in der Hauptstadt Bangui.
Die Leute trauen sich nicht mehr aus ihren Buschverstecken in die Wohnungen zurückzukehren,
weil sie fürchten, dass sie vergewaltigt werden oder dass man ihnen noch das Letzte,
was sie mitgenommen haben, wieder raubt.“
Seit März dieses Jahres hat die
Rebellengruppe „Seleka“ in Zentralafrika die Macht – geduldet von der einstigen Kolonialmacht
Frankreich. Das Seleka-Bündnis, das sich vor allem aus Söldnern aus dem Sudan und
Tschad zusammensetzt, sorgt für Plünderungen, Brandanschläge, Vertreibungen und für
die systematische Zerstörung der Infrastruktur. Außerdem verbreitet es unkontrolliert
Waffen. Papst Franziskus hat bereits zu Frieden in der Zentralafrikanischen Republik
aufgerufen und auch die Landesbischöfe sprechen in den zwei jüngsten Hirtenbriefen
eine klare Sprache: Zuletzt erklärten sie, etwa vor vier Wochen, die Existenz des
Staates sei bedroht.
Die Menschen seien in großer Angst, weil es die erhoffte
Hilfe von außen einfach nicht gebe, erklärt der Missionar. Er weiß aus seiner eigenen
Arbeit vor Ort, wie schwer es auch die Christen dort haben:
„Ich kann jetzt
speziell von Mobaye reden, wo ich die letzten 14 Jahre gearbeitet habe. Dort ist der
Großteil der Christen Monate lang auf der Flucht gewesen. Viele sind nach Zaire in
die Demokratische Republik Kongo gegangen.“
Buchegger, der weiter in Kontakt
zu seinen Nachfolgern im Ort Mobaye steht, hat gehört, dass Seleka-Bündnis habe dort
Unterlagen wie staatliche und kirchliche Geburtsaufzeichnungen bei ihren Raubzügen
„einfach so“ verbrannt. Für den Priester ist das Ausdruck dafür, „dass die Rebellen
auch die Geschichte des Landes auslöschen wollen“. Ob dahinter eine „islamistische
Tendenz“ stehe wisse man nicht, naheliegend sei dies für ihn jedoch sehr wohl.
Anhaltende
Gefahren sieht der österreichische Geistliche vor allem für das Zusammenleben von
Muslimen und Christen, das bisher problemlos verlaufen sei. Es gebe dort absolut neue
Spannungen, vor denen auch die Bischöfe gewarnt hätten und zu Frieden aufriefen. Damit
dieser eines Tages wieder in die Zentralafrikanische Republik zurückkehre, sei jedoch
„sehr vieles aufzuarbeiten“. Das Land brauche wieder funktionierende Gesetzesstrukturen,
ohne die „keine Schule, keine Gesundheit, keine Kirche“ funktionieren könne.
Am
Sonntag den 21. Juli wird in vielen Kirchen in Italien, Zentralafrika und in vielen
anderen Ländern die Heilige Messe in Gemeinschaft mit der Mission in der Zentralafrikanischen
Republik in dem Anliegen gefeiert, „Gott darum zu bitten, dass er in der Zentralafrikanischen
Republik den Frieden geben möge, wo die Katholische Kirche durch die Schändung von
Gotteshäusern, Raub und Plünderungen in den Pfarreien, den Missionsstationen, Schulen
und Gesundheitszentren leidet“.