2013-07-15 15:42:31

Kenia: Die Wunder des Alltags im Zentrum „St. Martin“


RealAudioMP3 Im Zentrum „St. Martin“ in der Stadt Nyahururu, die im Landesinneren von Kenia liegt, gibt es immer wieder kleine Wunder des „Alltags“. Im Gespräch mit Radio Vatikan stellt der Direktor Don Mariano Dal Ponte das Zentrum vor.

Alles begann im Jahr 1997, als Gabriele Pipinato, ein Missionar aus Padua in Italien das Zentrum „St. Martin“ in Nyahururu gründete – weil er an die Kraft seiner Gemeinschaft glaubte, berichtet Dal Ponte:

„Unser Zentrum ist ohne einen genauen vorherigen Plan entstanden und gewachsen, es wurde einfach aus der Not heraus geboren, aus den Herausforderungen, auf die sein Gründer, Don Gabriele und seine freiwilligen Helfer hier trafen. Unser Programm für die Straßenkinder haben wir nach einem sehr traurigen Vorfall gestartet: Hier in Nyahururu kam ein Mädchen, das auf der Straße lebte, gewaltsam ums Leben. Da haben wir uns gefragt: ,Fühlen wir uns als Christen denn nicht dazu aufgerufen, etwas für diese Kinder zu tun, die auf der Straße leben?`“

So kam zu den bereits bestehenden Hilfsprogrammen für Menschen mit Behinderung, Aidsprävention oder Mikrokreditinitiativen auch die Arbeit mit Straßenkindern. Ein dringen nötiges Angebot – alleine in der kenianischen Hauptstadt Nairobi schlagen sich Schätzungen zufolge 60.000 Kinder auf der Straße durch: um zu überleben übernehmen sie Gelegenheitsjobs, sie betteln, sie stehlen. Viele von ihnen sind unterernährt, krank oder drogensüchtig und staatliche Einrichtungen nehmen sich dem Schicksal dieser Kinder kaum an. Egal um welche der vielen Initiativen des Zentrums es auch geht, der Motor dahinter ist immer die gleiche Frage:

„Die Frage, die wir uns bei allem, was wir tun, stellen ist: ,Was will der Herr Jesus Christus, das wir in dieser Situation tun und sagen sollen?’ So haben wir begonnen, die Menschen hier zu unterstützen und unsere Gemeinde zu öffnen und sie aufzunehmen.“

Kein Zufall, dass sich das Zentrum nach dem heiligen Martin benannte, der seinen Mantel teilte und ihn einem frierenden Bettler gab. Ganz im Geiste des Heiligen steht im Zentrum „St. Martin“ deshalb die Gemeinschaft im Vordergrund. Ein wichtiges Element sei auch die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort, so Don Dal Ponte:

„Ohne Zweifel ist unsere Gemeinde dadurch gewachsen, dass sie sich der Probleme hier angenommen hat und sich zum Beispiel um Menschen mit Behinderungen kümmert, und zwar auf ganz wunderbare Weise: Wir sind hier alle Zeugen eines Wunders aus Liebe: der großen Öffnung der Gemeinde. Natürlich gibt es auch immer noch Gemeinden, die sich weiterentwickeln müssen und die noch an sich arbeiten müssen, um beispielsweise Menschen mit Behinderung oder Kranke nicht als Last zu sehen, als Verdammte, die an den Rand gehören, sondern als Geschenk der Schöpfung und als Segen, im wahrsten Sinne des Wortes.“

Wer sich darauf einlasse, Arme, Kranke und Hilfsbedürftige als Segen zu sehen, für den sei die Begegnung mit ihnen ein Geschenk:

„Wenn wir uns verletzlichen und schwachen Menschen nähern, stellen wir immer wieder fest, dass es im Leben jedes Armen oder Behinderten eine Botschaft gibt, die uns dazu aufruft, unser Leben zu ändern und unser Herz zu öffnen. Deshalb sehen wir uns mit dem, was wir tun, auch nicht als ;Gutmenschen’, nein wir sind vielmehr diejenigen, die beschenkt werden von den anderen: Durch den Wandel, den die Begegnung mit ihnen in uns hervorruft. Deshalb stehen wir in gewisser Weise in der ,Schuld’ der anderen, viel mehr, als dass wir es sind, die ihnen Gutes tun.“

Ein Erlebnis aus dem Zentrum „Saint Martin“ ist Don Dal Ponte übrigens besonders in Erinnerung geblieben:

„Das ist die Erzählung einer Mutter, die sich vor einigen Monaten in einer sehr schwierigen Lage befand und aus Verzweiflung eines ihrer Kinder verkaufen wollte: weil sie ihre Kinder einfach nicht ernähren konnte und keinen anderen Ausweg sah, sie wusste nicht mehr, wie es weiter gehen sollte. Einer unserer freiwilligen Helfer hat uns davon berichtet und natürlich haben wir sofort eingegriffen: Es ist uns gelungen, den Verkauf dieses Kindes zu verhindern. Leider war aber auch die Polizei involviert, sie hat die Mutter festgenommen. Zum Glück konnten wir dort aber verhandeln, so dass diese Frau eine Chance bekam. Und genau in dem Moment, indem wir überlegten, welche Möglichkeiten es für sie nun gäbe, und ohne dass wir etwas dazu tun müssten, kam plötzlich jemand zu uns, der das alles mitbekommen hatte. Er sagte: ,ich wäre sehr glücklich, wenn ich diese Mutter mit ihren Kindern aufnehmen könnte und ihnen Schritt für Schritt die Möglichkeit geben könnte, sich eine Zukunft aufzubauen.’ Solche Wunder, die geschehen in unserer Gemeinde.“

(rv 15.07.2013 sta)







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