Elfenbeinküste: Prozessbeginn gegen Gbagbo-Mitarbeiter
Anhänger des ehemaligen
Präsidenten der Elfenbeinküste stehen zwei Jahre nach den gewaltsamen Unruhen um die
Ablösung von Präsident Laurent Gbagbo nun offiziell vor Gericht. Das gab das Justizministerium
des Landes bekannt. 84 enge Mitarbeiter Gbagbos sollen sich für die über 3.000 Toten
bei den Wahlkämpfen vor zwei Jahren verantworten. Unumstritten ist das nicht: Kritiker
werfen dem jetzigen Präsidenten Alassane Ouattara vor, er wolle mit dem Prozess gegen
Gbagbo und seine Anhänger „eine Rache der Sieger“ ausüben. Die Bischöfe des Landes
fordern nun Gerechtigkeit und Frieden, so der Sprecher der Erzdiözese Abidjan, Pater
Augustin Obrou, im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Die Menschen hier wollen,
dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Das bedeutet zwangsläufig, dass jene die vor
zwei Jahren für die Unruhen und vor allem für die Gewalt verantwortlich waren, heute
dafür geradestehen müssen. Deshalb wünschen sich alle, dass der Prozesse schnell zu
Ende geht. Alles andere sind politische Diskussionen, die nichts mit Gerechtigkeit
oder Versöhnung zu tun haben. Zu viele Verantwortungsträger behaupten heute, sie seien
unschuldig.“
Es sei auch unfair den Angeklagten gegenüber, die seit über
einem Jahr in Untersuchungshaft sitzen und auf ihren Prozess warten, so P. Obrou.
„Wir
erwarten, dass das Gericht schnell und effizient arbeitet. Die Menschen hier erwarten
auch, dass die jetzigen Verantwortlichen ihre Vorgänger begnadigen, aber das heißt
nicht, dass die Wahrheit nicht bekannt gegeben werden soll. Ein Prozess mit einem
klaren Urteilsspruch ist das mindeste. Erst dann käme der nächste Schritt, der dann
zur Versöhnung bringt. Das ist, was sich die Kirche in Elfenbeinküste erhofft.“
P.
Obrou präzisiert, dass der Prozess gegen die Anhänger Gbagbos nicht nur in eine Richtung
laufen sollte: auch Anhänger des jetzigen Präsidenten müssten von der Justiz untersucht
und beurteilt werden. Gbagbo selber musste sich in diesem Jahr wegen seiner „indirekten
Mittäterschaft an Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor dem UNO-Tribunal in Den
Haag verantworten.