Kardinal Tauran traf Lukaschenka: Erstes römisch-katholisches Priesterseminar geplant
Kurienkardinal Jean-Louis
Tauran hat bei seinem Besuch in Weißrussland ein besonderes Geschenk vom Präsidenten
Aljaksandr Lukaschenka erhalten: der weißrussische Präsident sicherte Tauran ein Stück
Land, auf dem bald das erste römisch-katholische Priesterseminar entstehen soll. Tauran
ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Er war vergangene
Woche im weißrussischen Budslau, wo er mit 40.000 Gläubigen bei der Feier für das
400-jährige Jubiläum einer Marienikone teilnahm. Gegenüber Radio Vatikan berichtete
Tauran, wie die Gespräche verlaufen sind:
„Ich habe mit Präsident Lukaschenka
etwa eine Stunde lang über die Probleme der katholischen Kirche in Weißrussland gesprochen.
Wir haben auch über die internationale Situation gesprochen. Gegen Ende unserer Gespräche
hat er mir dann gesagt, dass er der katholischen Kirche ein Stück Land geben wolle,
wo nun das erste Priesterseminar entstehen soll. Das hat gezeigt, dass unsere Gespräche
durchaus sehr konkret waren.“
Lukaschenka ist im Westen sehr umstritten.
Staatsbesuche sind in jüngster Zeit sehr selten geworden. Kardinal Tauran hat ihm
auch eine Botschaft des Papstes übermittelt.
„Mehr als ein Nachrichtenbote
bestand meine Aufgabe darin, die spirituelle Nähe des Papstes mit dem weißrussischen
Volk zu übermitteln. Die Christen sind niemals eine Gefahr für eine Gesellschaft sondern
im Gegenteil sie sind ein Reichtum für ein Volk. Präsident Lukaschenka schien mir
sehr interessiert für diesen Aspekt zu sein. Mehr als mit dem Präsidenten habe ich
mit vielen Jugendlichen sprechen können und ich sagte ihnen jeweils, dass sie das
christliche Erbe nicht vergessen sollten.“
Das weißrussische Volk habe
viel durchgelitten. Russen und Deutsche hätten das Land durch die Kriege im 20. Jahrhundert
verwüstet und viel Leid gebracht, so Tauran.
„Doch wie Papst Franziskus
uns gerne erinnert: Gott ist Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Botschaft wollte
ich besonders hervorheben bei meinem Besuch in Weißrussland. Die jüngere Generation
kann sich sicherlich nicht an die Verfolgungen gegen Christen im 20. Jahrhundert erinnern.
Heutzutage ist aber die Lage auch nicht immer sehr einfach. Zwar gibt es keine physische
Gewalt gegen Christen aber administrative Hürden erschwert oft das Leben der Gläubige
in dem osteuropäischen Land. Allgemein muss aber gesagt werden, dass der Dialog der
katholischen Bischöfe mit ihren orthodoxen Mitbrüder und den Behörden sehr positiv
ist.“