Zentralafrika: Erzbischof von Bangui spricht von „dramatischer Lage“
Dramatische Lage in
der Zentralafrikanische Republik – vor allem Kinder und Frauen leiden unter der Gewalt
und Unsicherheit in dem Land, berichtet der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga,
im Interview mit Radio Vatikan. Er hat zusammen mit neun humanitären Organisationen
in der Zentralafrikanischen Republik einen Hilfsappell gestartet, in dem von einem
„echten humanitären Notfall“ die Rede ist.
„Die Rebellen haben bei uns
die Macht übernommen. Deshalb hat sich die Sicherheitslage enorm verschlechtert. Viele
Männer und Frauen sind geflüchtet und haben Angst, wieder in ihre Häuser zurückzukehren.
Wer nicht weggehen konnte, lebt unter großen Gefahren. Und zwar nicht nur wegen der
Waffengewalt. Es ist nämlich auch Regenzeit und das bedeutet auch Malaria. Es fehlt
jedoch jegliche medizinische Versorgung!“
Mehr als 60.000 Kinder und ihre
Familien leiden laut Angaben des Erzbischofs unter schwerer Lebensmittelknappheit.
Etwa eine Million Kinder gingen nicht zur Schule, so Nzapalainga.
„Es gibt
so viele Jugendliche, die Waffen tragen und auf die Straße gehen. Sie blockieren jegliche
humanitäre Korridore. Das ist ein Teufelskreis. Die Jugend, die die Zukunft des Landes
ist, blockiert jene, die dem Land eine Zukunft geben wollen. Mitarbeiter von humanitären
Organisationen haben Angst, hierher zu kommen.“
Junge Mädchen seien in
„großer Zahl Missbräuchen ausgesetzt, insbesondere sexueller Gewalt und Verheiratung
im Kindesalter“, so Erzbischof Nzapalainga. Nzapalainga zeigt sich besorgt, dass das
Drama in Zentralafrika auf die Nachbarstaaten übergreifen könnte:
„Unser
Land ist zerstritten. Es fehlt eine klare Ordnungsmacht. Wir haben hier zu viele Fraktionen
und Gruppen. Es besteht auch das Risiko, dass von hier aus Jugendliche in unsere Nachbarländer
gehen, um dort die jeweiligen Länder zu destabilisieren. Das könnte also Länder wie
den Tschad, Kamerun, Kongo Brazzaville, die Demokratische Republik Kongo, Südsudan
und Sudan betreffen.“
Präsident François Bozizé war durch einen Putsch
im März diesen Jahres entmachtet worden. Danach hatte Michel Djotodia, der Anführer
der islamischen Rebellen-Allianz Seleka, die Macht übernommen. Rund 50 Prozent der
Bevölkerung in der zentralafrikanischen Republik sind Christen. Der Vatikan beobachtet
die Lage im Land aufmerksam. Kardinal Fernando Filoni erkundigte sich am Dienstag
noch beim Erzbischof Nzapalainga über die aktuelle Lage.