Die Rolle des Vatikan bei der Verabschiedung des letzten UNO-Traktats hat Erzbischof
Silvano Maria Tomasi betont. In dem Vertragswerk geht es um die Rechte Blinder beim
Zugang zu geistigem Eigentum. Der als Ständiger Beobachter bei der UNO in Genf arbeitende
Vatikandiplomat erklärt:
„Die Bedeutung des Traktats liegt in der Tatsache,
dass zum ersten Mal im Bereich des geistigen Eigentums eine Ausnahme gemacht wurde,
um Blinden die Möglichkeit zu eröffnen, Zugang zu schriftlichen Inhalten zu erlangen,
ohne dafür Autorenrechte zu zahlen. Die Tatsache, dass man die Rechte der Autoren
auf ihr Eigentum quasi beschränkt, zeigt, dass auch die Wissenschaft, die neuen Entdeckungen
eine soziale Schuldigkeit implizieren.“
Nur fünf Prozent der Buchproduktion
weltweit ist in Braille-Blindenschrift zugänglich; in der Dritten Welt sinkt der Anteil
sogar auf nur ein Prozent. Nun sei es wichtig, dass der Traktat auch ratifiziert werde,
so Tomasi. Damit er Gesetzeskraft erhält, müssen mindestens zwanzig Staaten sich dem
Vertragswerk anschließen. Der Erzbischof hofft dabei auf die Zusammenarbeit mit den
Ortskirchen, um die öffentliche Meinung zu sensibilisieren und die Regierungen zur
Ratifizierung zu motivieren. – Nach Angaben des Vatikandiplomat war der Heilige Stuhl
Mitglied der „core group“ der Staaten, die auf einen positiven Abschluss der Verhandlungen
zum Traktat gedrängt haben.