Erzbischof Müller: „Eine glückliche Fügung, dass Enzyklika der Feder zweier Päpste
entstammt“
Wer die Enzyklika
Lumen fidei liest, kann sofort die grundlegende Kontinuität der Botschaft von Papst
Franziskus mit den Lehräußerungen von Benedikt XVI. erkennen. Das betonte der Präfekt
der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, bei der Vorstellungs-Pressekonferenz
im vatikanischen Pressesaal an diesem Freitagmittag. Es sei „eine glückliche Fügung,
dass die Enzyklika, der Feder zweier Päpste entstammt“, so Müller.
„In seinen
Meditationen, die er uns täglich durch seine Predigten schenkt, ruft Papst Franziskus
oft in Erinnerung: „Alles ist Gnade“. Angesichts der Komplexität und Widersprüchlichkeit
des Lebens könnte dieses Wort manchem naiv oder abstrakt erscheinen. Es ist jedoch
eine Einladung, den positiven Charakter alles Geschaffenen zu sehen.“
Jedes
Mal wenn die Menschen den Glauben an Gott durch ihre Gedankenlosigkeit, aber auch
dur ein Nicht-Handeln und Lieblosigkeit nicht leben, trügen sie „nicht zum Aufbau
einer menschlicheren Welt“ bei.
„Wenn wir so handeln, geben wir vielmehr
ein Anti-Zeugnis von Gott und entstellen das Antlitz der Kirche. Im lebendigen Glauben
an Gott, zu dem uns sein eingeborener Sohn Jesus Christus durch seinen Geist hintreten
lässt, liegt unsere große Ressource. Von hier aus steht oder fällt jeder Reformversuch
nicht nur in der Kirche, denn hier handelt es sich um eine Gabe, die die Kirche nicht
für sich allein behalten kann.“
Der Gläubige könne durch den Glauben erkennen,
dass ihm jeden Tag eine „große Liebe“ angeboten wird, so Müller in seiner Erläuterung
zur neuen Enzyklika.
„Dank des Glaubens, der uns mit einem tragfähigen Vertrauen
beschenkt und dieses in uns nährt, können wir mit Realismus in die Zukunft blicken,
ohne uns „die Hoffnung rauben“ zu lassen, wie Papst Franziskus ständig wiederholt.
„Glaube, Hoffnung und Liebe bilden in wunderbarer Verflechtung die Dynamik des christlichen
Lebens“ (Nr. 7), des Lebens eines Menschen, der sich öffnet für die Gaben Gottes.“
All
dies unterstreiche die Enzyklika Lumen fidei, die in vier Teile gegliedert sei, so
Müller weiter. Diese vier Teile könne man „gleichsam als vier „Szenen“ eines einzigen
großen „Gemäldes“ auffassen“, so der Präfekt der Glaubenskongregation.
„Dieser
Glaube lädt uns ein anzuerkennen, dass Gott nicht in den fernen Höhen seines Himmels
verblieben ist, sondern sich offenbart hat in Jesus Christus, der gestorben und auferstanden
ist und der mitten unter uns gegenwärtig bleibt.“
Der Glaube sei von der
Suche nach der Wahrheit geprägt. Diese Wahrheit müsse den Glaubenden „nicht Angst
machen, denn sie drängt sich nicht mit Gewalt auf, sondern trachtet danach, wirklich
zu überzeugen „fortiter ac suaviter, kraftvoll und mild“, so Müller weiter.
„Der
Glaube ist ein Geschehen, das die Person im Innersten berührt. Der Mensch ist nicht
ein isoliertes und isolierendes Ich, das Gott gegenüber steht, sondern er ist in eine
Gemeinschaft eingebunden. Der Glaube wird deshalb „in der Form des Kontakts von Person
zu Person weitergegeben, wie eine Flamme sich an einer anderen entzündet“ (Nr. 37).“
Die
Kirche sei deshalb der Ort, in dem Glaube entsteht und in dem der Glaube eine Erfahrung
werde, die man anderen mitteilen und von der man in nachvollziehbarer und vertrauenswürdiger
Weise Zeugnis geben könne.
„Zusammenfassend könnte man sagen: Die Enzyklika
will auf neue Weise bekräftigen, dass der Glaube an Jesus Christus ein Gut für den
Menschen ist, und zwar für alle. Der Glaube „ist ein Gemeingut; sein Licht erleuchtet
nicht nur das Innere der Kirche, noch dient er allein der Errichtung einer ewigen
Stadt im Jenseits; er hilft uns, unsere Gesellschaften so aufzubauen, dass sie einer
Zukunft voll Hoffnung entgegengehen“ (Nr. 51).“