2013-07-03 13:01:09

Armenspeisung in den vatikanischen Gärten


RealAudioMP3 Am Montagabend bot sich in den vatikanischen Gärten ein ungewöhnliches Bild: Festlich gedeckte Tische warteten vor der Lourdesgrotte auf rund zweihundert Gäste, die zu einem reichhaltigen Abendessen zusammen kamen. Dienstbeflissene Kellner eilten zwischen den Tischen entlang, um den Gästen ihr Essen schnell und stilvoll zu servieren. Bei den Gästen handelte es sich übrigens mitnichten um hochrangige vatikanische Prälaten, sondern um die Ärmsten der Stadt Rom, die an einem Abendessen teilnahmen, das die Hilfsorganisation „Circolo di San Pietro“ (auf Deutsch etwa Zirkel des Heiligen Petrus) zu Ehren von Papst Franziskus organisiert hatte. Freiwillige Mitarbeiter der Organisation servierten an den Tischen, unter die Kellner hatten sich auch Kardinal Giuseppe Bertello, der Präsident des vatikanischen Governatorats, sowie Herzog Leopoldo Torlonia, der Präsident der Hilfsorganisation gemischt. Der kirchliche Berater des Zirkels, Franco Camaldo, erzählte am Mikrofon von Radio Vatikan, wie der Abend so verlief:

„Wir haben einen Tag großer Entspannung und Freude erlebt. Das Abendessen wurde nach Aussage unserer Schützlinge sehr gut aufgenommen, es war reichhaltig und sehr gut. Auch Kardinal Bertello, der Herzog von Torlonia und ich haben an den Tischen serviert. Im Antlitz unserer Betreuten stand große Freude geschrieben, ein Gemisch aus Emotion und quasi Ungläubigkeit: sich in den vatikanischen Gärten zu befinden, an einem so schönen Nachmittag, vor der Grotte der Madonna und an so schön gedeckten Tischen serviert bekommen… da gab es wirklich viele Emotionen und auch Ungläubigkeit!“

Jeder der Eingeladenen bekam am Ende des Abends auch zwei Pakete überreicht, in denen sich Obst und Süßwaren befanden. Ein besonderer Leckerbissen, da die Süßigkeiten von einem Partner aus Neapel gestiftet wurden – bekanntermaßen ein Paradies für Freunde des Süßen…

„Außerdem haben wir ihnen zur Erinnerung an den Tag einen Schlüsselanhänger mit einem Bildchen des Papstes geschenkt. Viele Male haben unsere Schützlinge gerufen: Viva il Papa, es lebe der Papst! Und dann gab es noch eine sehr schöne und einzigartige Szene: viele der Gäste sind zu uns gekommen und haben Briefchen, Schreiben und kleine Aufmerksamkeiten für den Papst mitgebracht, die wir ihm so früh wie möglich mit einigen Bildern vom Abend zukommen lassen wollen. Denn diese Aufmerksamkeiten drücken die Dankbarkeit unserer Schützlinge gegenüber dem Papst aus.“

In den 144 Jahren seines Bestehens hätte der Zirkel stets Solidaritätsaktivitäten durchgeführt – doch in den vergangenen Jahren der Krise hätten sich sowohl die Anzahl der Betreuten als auch die Herkunft der Hilfsbedürftigen gewandelt, so Franco Camaldo:

„Johannes Paul II. benutzte eine sehr schöne Definition für den Zirkel: ,Der Circolo di San Pietro ist der Arm der Nächstenliebe des Papstes für die Armen Roms´. Das war schon immer so: während des Zweiten Weltkrieges, in den Küchen des Papstes, die die Küchen des Zirkels waren, bekam man die Papstsuppe. Heute haben wir eine neue Identität des Armen: vorher kamen viele Ausländer von außerhalb der Union; heute kommen hingegen viele Italiener, denen es aufgrund der Krise nicht mehr gelingt, ihre Rechnungen zu bezahlen und die es aus eigenen Mitteln nicht mehr bis zum Ende des Monats schaffen.“

Diese „neuen Armen“ hätten Bedarf an allem, erklärt Camaldo. Von einer Erstversorgung mit einem warmen Essen über die Zuneigung, die Solidarität und die Nächstenliebe, die ihnen im Zirkel entgegen gebracht werden. Eine wichtige Rolle im Jahreskreis spiele auch der Tag der Nächstenliebe des Papstes, der um das Hochfest Petrus und Paul organisiert wird.

„Der Zirkel sammelt das, was früher ,Obolus des heiligen Petrus´ genannt wurde und heute ,Obolus für die Nächstenliebe des Papstes´ heißt. Dieses Jahr, wie jedes Jahr, haben etwa 150 Mitglieder in den Tagen vom 28. bis zum 30. Juni die Kollekten in den vier päpstlichen Basiliken Roms eingesammelt. Der Zirkel sammelt außerdem das ein, was in den einzelnen Pfarreien Roms gespendet wird, denn der Kardinalvikar sendet jedes Jahr einen Brief an die einzelnen Pfarrer, in denen er darum bittet, dass die Kollekten diesem Zweck zugeführt werden. Der Erlös wird dem Papst dann während der Audienz übergeben, die er dem Zirkel jedes Jahr gewährt.“

(rv 03.07.2013 cs)








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