2013-06-29 11:01:25

Buchbesprechung: „Zwischen Philosophie und Theologie“


RealAudioMP3 Wenn die beiden Zisterziensermönche Justinus Pech und Alkuin Schachenmayr ihre Studenten im Stift Heiligenkreuz in Theologie unterrichten, stellen sie oft fest: Bei einem Großteil ihrer Hörer könne „ein Verständnis der grundlegenden philosophischen und theologischen Begriffe nicht mehr vorausgesetzt“ werden. Das erzählen die beiden Dozenten im Vorwort zu ihrem jüngst erschienen Grundlagenband „Zwischen Philosophie und Theologie“. Mit dem 210 Seiten starken Werk wollen sie diesem Manko entgegenwirken: Weil die wenigsten Theologen in spe „die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch lernen“, seien sie auch nicht mehr „mit den antiken Autoren“ vertraut, die Pech und Schachenmayr zu Wegbereitern „der europäischen Geistesgeschichte“ und daher für wesentlich für „eine klassische humanistische Bildung“ erklären – aber eben „auch der christlichen Theologie“.

Schon der Untertitel des Bandes „Interpretationen zu zentralen fundamentaltheologischen Begriffen“ verrät, dass keinesfalls bis Adam und Eva zurückgegangen wird: Vielmehr geht es um den anspruchsvollen Grenzbereich zwischen Philosophie und Theologie, der im Fachjargon als Fundamentaltheologie bezeichnet wird. Eine solche Fachleserschaft – oder besser alle, die künftig gerne dazu gehören wollen – haben die Autoren im Blick, um einen ersten Überblick der Themenspanne zu bieten. Das Anliegen ist ein Großes und die Themenspanne mit den 13 ausgewählten Zentralbegriffen wie Wahrheit, Glaube, Freiheit, Gewissen oder dem Personenbegriff nicht minder groß. Vielleicht zu groß, um dieser Spanne wirklich fundiert und umfassend alleine gerecht werden zu können. Das mag der Grund sein, weshalb sich Pech und Schachenmayr insgesamt 11 weitere Fachwissenschaftler mit ins Boot geholt haben – darunter renommierte Namen wie der Philosoph Robert Spaemann und Wissenschaftskollegin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.

Die teilweise ausschweifenden Fußnoten könnten den Leser abschrecken, aber: sie haben ihren Platz zu recht, weil sie anleiten und auch zum Vertiefen und Weiterlesen anregen. Ein Leser, der von den Autoren eine Darlegung der ganzen wissenschaftlichen Fülle erwartet, wird enttäuscht sein. Das ist aber auch nicht die Absicht einer solchen Einleitung, im Rahmen derer beispielsweise der Fundamentaltheologe Wolfgang Klausnitzer in seinem Beitrag über Offenbarung selbst vorwegnimmt: „Wie bei allen Grundbegriffen der Theologie gibt es auch zum Begriff der Offenbarung eine kaum überschaubare Fülle von Literatur“. Da mag es gerade der Reiz des Sammelbandes sein, dass es den Autoren bei all der wissenschaftlichen Weite und Tiefe der ausgewählten Begriffe gelingt, das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren, und auch den Blick des Lesers immer wieder darauf zu richten: Offenbarung beispielsweise, das sei „nicht ein spezielles und partikuläres Thema neben vielen anderen theologischen Themen“, sondern „meint die das Christentum fundierende und strukturierende Wirklichkeit insgesamt“. Auch der fachferne Leser versteht: Offenbarung meint „die Initiative Gottes, der sich den Menschen mitteilt.

Als Mönche, so könnte man sagen, haben Pech und Schachenmayr längst reagiert auf das offenbarte Wort – und geben nun auch in Buchform einen soliden, katholischen Überblick über die fundamentaltheologischen Begrifflichkeiten.

Die Angaben zum Buch:
„Zwischen Philosophie und Theologie – Interpretationen zu zentralen fundamentaltheologischen Begriffen“, erschienen im Be&Be-Verlag Heiligenkreuz, Preis 16,50 Euro.

(rv 29.06.2013 sib)








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