Papstpredigt: „Ein Christ ist ein Mensch der Freude“
Es gibt Menschen,
die sich „als Christen maskieren“ und entweder den Fehler übermäßiger Oberflächlichkeit
oder zu großer verbissener Rigidität begehen. Diese Menschen vergessen dann dabei
oft auch, dass ein wahrer Christ ein Mensch der Freude ist, der seinen Glauben „auf
den Felsen Christi baut“. Mit diesen Worten wandte sich Papst Franziskus in seiner
Predigt am Donnerstagmorgen bei der heiligen Messe im vatikanischen Gästehaus Santa
Marta an die versammelte Gemeinde. Diesmal waren Mitarbeiter der vatikanischen Gesundheitsbehörde
anwesend.
Verbissen und traurig. Oder heiter, doch ohne eine Vorstellung von
der christlichen Freude zu haben. So beschrieb der Papst die in einem gewissen Sinne
einander entgegen gesetzten „Häuser“, in denen zwei Kategorien von Gläubigen wohnen
und die in beiden Fällen einen schweren Mangel haben: sie gründen auf einem aus Worten
gemachten Christentum und nicht auf dem „Felsen“ des Wortes Christi. Papst Franziskus
erkannte diese beiden Gruppen ausgehend vom Tagesevangelium, in dem der Unterschied
zwischen „auf Sand gebaut – auf Fels gebaut“ dargelegt wird (Mt 7,21-29).
„In
der Geschichte der Kirche hat es zwei Klassen von Christen gegeben: die Christen der
Worte – jene des ‚Herr, Herr, Herr’ – und die Christen, die in Wahrheit handeln. Immer
hat es die Versuchung gegeben, unser Christentum jenseits des Felsens zu leben, der
Christus ist. Der einzige, der uns die Freiheit schenkt, zu Gott ‚Vater’ zu sagen,
ist Christus oder der Fels. Er ist der einzige, der uns in den schwierigen Augenblicken
trägt, nicht wahr? Wie Jesus sagt: es kommt der Wolkenbruch, die Wassermassen fluten
heran, die Stürme toben, doch wenn der Fels da ist, ist Sicherheit gegeben. Handelt
es sich aber nur um Worte, so fliegen diese Worte weg, sie nützen nichts. Das aber
ist die Versuchung dieser Christen der Worte, eines Christentums ohne Jesus, eines
Christentums ohne Christus. Und das ist geschehen und geschieht auch heute in der
Kirche: Es sind Christen ohne Christus zu sein“.
Der Papst analysierte
diese „Christen der Worte“ weiter und stellte ihre spezifischen Merkmale heraus: Einen
ersten Typ bezeichnete Franziskus als den „gnostischen“, „der - statt den Felsen zu
lieben - der schönen Worte frönt und lebt, indem er auf der Oberfläche des christlichen
Lebens daher schwimmt“. Eine weitere Art dieser „Christen der Worte“ kennzeichnete
der Papst als „pelagianisch“. Sie zeichneten sich durch einen überernsten und verspannten
Lebensstil aus: Christen, so der Papst ironisch, „die auf den Boden schauen“:
„Und
diese Versuchung ist heute gegeben. Oberflächliche Christen, die wohl an Gott, an
Christus glauben, dies aber in zu zerstreuter Art tun: nicht Jesus Christus ist es,
der das Fundament gibt. Das sind die modernen Gnostiker. Die Versuchung des Gnostizismus.
Ein ‚flüssiges’ Christentum. Auf der anderen Seite gibt es jene, die glauben, dass
das christliche Leben derart ernst genommen werden müsse, dass sie dabei enden, Solidität
und Festigkeit mit verbissener Rigidität zu verwechseln. Sie sind steif! Sie glauben,
dass es für das Christsein notwendig ist, ein Trauergewand anzulegen, immer“.
Tatsache
sei, dass es viele von solchen Christen gebe. Doch „sie sind keine Christen, sie maskieren
sich als Christen. Sie wissen nicht, was der Herr ist, sie wissen nicht, was der Fels
ist, ihnen fehlt die Freiheit der Christen. Und, um es ein wenig einfach zu sagen:
sie haben keine Freude“, so Franziskus:
„Den ersten eignet eine gewisse
oberflächliche ‚Heiterkeit’. Die anderen leben in einer ständigen Totenwache, doch
sie wissen nicht, was die christliche Freude ist. Sie wissen es nicht, das Leben zu
genießen, das Jesus uns gibt, da sie es nicht verstehen, mit Jesus zu sprechen. Sie
fühlen sich nicht ‚auf’ Jesus gestellt, mit jener Festigkeit, die die Gegenwart Jesu
schenkt. Und sie haben nicht nur keine Freude: sie haben keine Freiheit. Die einen
sind Sklaven der Oberflächlichkeit, dieses zerstreuten Lebens, die anderen sind Sklaven
der Rigidität, sie sind nicht frei. In ihrem Leben ist kein Platz für den Heiligen
Geist. Der Geist ist es, der uns die Freiheit schenkt! Der Herr lädt uns heute ein,
unser christliches Leben auf ihn zu bauen, auf den Felsen, der uns die Freiheit schenkt,
der uns den Geist sendet, der dich voll Freude auf dem Weg, in seinen Vorschlägen
vorwärts gehen lässt“.