2013-06-25 12:32:47

D: Allgemeiner Rückgang von Religion


RealAudioMP3 Leere Kirchenbänke, eingeschlafenes Gemeindeleben – das sind nur zwei deutliche Kennzeichen für das, was die Bertelsmann Stiftung an diesem Dienstag in ihrem Religionsmonitor feststellt: Eine allgemein schwindende Religiosität. Das Ergebnis gilt für alle 13 Länder, in denen die Stiftung 14.000 Menschen befragt hat. Für Deutschland ergab die Studie: Protestanten haben die geringste religiöse Bindung an ihren Glauben. Für den Religionssoziologen Gert Pickel von der Universität Leipzig ist dieses Ergebnis wenig überraschend:

„Das Ergebnis folgt dem Trend, den wir in verschiedenen anderen Studien der vergangenen Jahre bereits beobachten konnten. Es macht nur noch mal deutlich, dass wir Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken haben. Fragt man Protestanten, wie religiös sie sich einschätzen, erhält man ungünstigere Antworten als bei Katholiken. Die stufen sich in der Regel etwas höher ein. Das macht sich auch in religiösen Praktiken fest – Beten, Besuchen von Gottesdiensten.“

Die Studie spricht in diesem Zusammenhang von „geringen Glaubenswerten“, was bei den Protestanten in Deutschland am stärksten zu beobachten ist: Nur 75 Prozent aller befragten Protestanten geben eine religiöse Bindung an, unter den Katholiken sind es 87 Prozent. Warum das so ist, erklärt der Religionssoziologe im Kölner Domradio so:

„Zum einen ist das Verhältnis der Protestanten zur Religion sicher anders geprägt, nämlich durch ein individuelles Verhältnis. Das Problem hier ist, es ist angreifbarer. Während man im Katholizismus mehr Wert auf den Gemeinschaftseffekt legt, gibt es auch einen gewissen Druck, der zum Gottesdienstbesuch führt. Und wie sich gezeigt hat, sind diese sozialen Bindungen – ob man sie positiv oder negativ deuten mag – doch erfolgreich gewesen. Allerdings geht auch diese ‚Haltenote’, die die Katholiken erreichen konnten, zurück.“

Das belegt auch das Zahlenmaterial der aktuellen Bertelsmann-Studie. Grundsätzlich schwinde die Bedeutung von Religion. Gert Pickel spricht von einem Rückgang aufgrund von Modernisierung,

„... von dem eigentlich alle Religionen betroffen sind. Modernisierung, das ist eine ganz klassische These in der Religionssoziologie. Sie geht davon aus: Wenn ich Religion benötige, suche ich nach etwas, das Sicherheit spendet. Und im Rahmen zunehmenden Wohlstands brauche ich das nicht mehr. Dort, wo Menschen mehr Geld haben, benötigen sie weniger Religion. Es gibt aber auch weitere Effekte: Mit der Modernisierung steigert sich auch der Grad der Bildung, Prozesse von Rationalisierung, Bildung und funktionaler Differenzierung sind weit fortgeschritten. Und das führt zu einer kritischeren Haltung.“

(domradio/kna 25.06.13 sib)








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