2013-06-25 16:32:31

Ägypten: Institut für islamisch-christlichen Dialog feiert 60. Jahrestag


Eine der ältesten und wichtigsten Dialog-Institutionen der katholischen Kirche, das „Institut Dominicain d'Etudes Orientales“ (IDEO) in Kairo, feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Am Auftakt der Festfeiern in der ägyptischen Metropole Mitte Juni nahmen der koptische Papst-Patriarch Tawadros II., der Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Al-Tayeb, die katholischen Bischöfe Ägyptens und Vertreter des Dominikanerordens teil. Der Koptenpapst hatte in seiner Ansprache betont, er sei stolz darauf, dass „in unserem Land ein Institut dieses Kalibers existiert, das die islamische und die christliche Kultur verbindet“. Dem stimmte Mahmoud Azab, ein Berater des Großimams, bei. IDEO sei „eine Zitadelle des Wissens” im Dienste eines „Dialogs über gemeinsame Werte”.

Das 1953 von den Dominikanern eröffnete Institut gilt allgemein als einer der Knotenpunkte des christlich-islamischen Dialogs. Der Direktor des Instituts, Pater Jean Jacques Pérennès, erklärt im Interview mit Radio Vatikan:

„Das Dominikanische Institut für orientalische Studien ist offiziell im Jahr 1953 gegründet worden. Doch einige Dominikanerpatres haben bereits seit den 40er Jahren den Islam studiert. Gegen Ende der 40er Jahre hat der Heilige Stuhl dann die Notwendigkeit gesehen, ein kulturelles Studienzentrum zu schaffen, denn man hatte beobachtet, dass der religiöse Dialog sehr schwierig war. Da man jedoch auf kultureller Ebene vieles gemeinsam hatte, hat der Dominikanerorden den Vorschlag des Heiligen Stuhles angenommen, so dass wir vor 60 Jahren dieses Studienzentrum für den Islam geschaffen haben.“

Am Institut tätig ist eine Gruppe von zehn bis zwölf Dominikanern, die mit der arabischen Sprache vertraut sind und Doktorate in diesem Feld vorweisen können, außerdem eine Gruppe von Forschern. Es sei während dieser langen Jahre aber vor allem gelungen, ein Klima der interreligiösen und interkulturellen Freundschaft zu schaffen, das heute von großem Nutzen sei. Vor allem die Bibliothek sei von unschätzbarem Wert für den Austausch, denn zahlreiche Studenten der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität nutzten sie für ihre Studien:

„Wir haben 155.000 Bände und auch viele Zeitschriften. Die registrierten Studenten für dieses Jahr sind etwas mehr als 4.000, doch das bedeutet nicht, dass sie jeden Tag hier sind. Dafür haben wir gar nicht den Platz. Täglich haben wir etwa 15, 18, 20 oder manchmal 25 von ihnen. Es sind Forscher, die ihren Master oder ihr Doktorat machen. Viele kommen von der Al-Azhar, aber auch von anderen Kairoer Universitäten. Wir haben auch Professoren, die von auswärts kommen – einige aus Italien, aber auch aus Frankreich und den Vereinigten Staaten, die wissen, dass wir diese wunderbare Bibliothek haben, in der sie Dokumente finden, die sie für ihre Arbeit benötigen.“

Die Universität sei für alle offen, unabhängig von Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder politischer Einstellung, wie es der Respekt der akademischen Regeln gebiete. So könne man beispielsweise Salafisten neben unverschleierten Frauen studieren sehen. Die jüngsten politischen Veränderungen in Ägypten hätten die Aktivitäten des IDEO bisher nicht beeinträchtigt. Als Ausländer hätten sich die Dominikaner in der politischen Debatte und bei den Demonstrationen zurückgehalten, aber sie seien in vielen Milieus gut vernetzt. Auch für die Zukunft habe man noch viel vor, so der Rektor des Studienzentrums:

„Der Plan ist, weiterhin in diesem vertrauensvollen Klima zusammenzuarbeiten. Das ist eine Herausforderung heute, denn nach dem ,Arabischen Frühling´, seit die Muslimbrüder an der Regierung sind, herrscht einige Angst, manch einer hat Angst vor der Zukunft. Wir wollen aber denken, dass es möglich ist, weiterhin zusammen zu arbeiten, zu leben, und wahres Vertrauen zueinander zu entwickeln.“

Hintergrund

Der im Jahr 1216 vom Heiligen Dominikus gegründete Prediger-Orden ist seit dem Mittelalter im Nahen Osten präsent. 1938 hatte der Vatikan die Dominikaner von Jerusalem beauftragt, den islamischen Glauben zu studieren und die Kirche mit der islamischen Weltanschauung bekannt zu machen.

Erster Direktor des Dominikanischen Instituts für Orientalische Studien in Kairo wurde der ägyptische Dominikaner P. Georges Anawati (1905-1994), einer der großen Pioniere des christlich-islamischen Dialogs. Der Ordenstheologe, der von der Orthodoxie zum Katholizismus konvertiert war, hatte entscheidenden Einfluss auf Formulierungen der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.

(rv/afp/kap 25.06.2013 cs)








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