Nuntius Zenari: „Waffenlieferungen nach Syrien verschlimmern die Situation“
Waffenlieferungen
verschlimmern die Lage in Syrien. Das hat der Apostolische Nuntius in Damaskus in
dieser Woche im Interview mit Radio Vatikan betont. Rebellen in Syrien gaben am Freitag
derweil bekannt, neue moderne Waffen erhalten zu haben, die derzeit an der Front verteilt
würden; von wem die Waffen geliefert wurden, gab die aufständische Freie Syrische
Armee (FSA) nicht an. Nuntius Zenari sagte zum Thema im Gespräch mit uns:
„Von
unserem christlichen Standpunkt aus würde ich sagen, dass Waffenlieferungen genau
das Gegenteil dessen sind, was wir uns wünschen und was vielmehr wäre, eine gegenseitige
Entwaffnung zu erreichen. Auf diesem Weg kann man sich nicht besonders viel erhoffen,
im Gegenteil: Es könnte die Dinge noch komplizierter machen! Wie ich sage, eine Sache
ist es, den Krieg zu gewinnen, eine andere Sache, den Frieden zu gewinnen. Das, was
man versuchen muss, ist es, den Frieden zu gewinnen und deshalb diesen Konflikt mit
guten Kompromissen, mit einer guten politischen Lösung zu beenden. Das ist der einzige
Weg, andere Wege, so denke ich, würden nur dazu führen, die Lage zu verkomplizieren!“
Papst Franziskus hatte am vergangenen Donnerstag erneut eindringlich zu
Frieden für Syrien und zu Hilfe für die Flüchtlinge aufgerufen. Von der internationalen
Gemeinschaft, die über die Syrienfrage trotz der dramatischen Lage keine Einigung
zu erzielen scheint, erwartet sich Zenari vor allem eines:
„Leider
haben wir eine steile Straße vor uns; und wie man weiß, ist es eine sehr steile Steigung.
Das, was wir uns von der internationalen Gemeinschaft erwarten, ist, dass sie ein
wenig die Ermunterung, oder auch den Druck, auf die Konfliktparteien erhöht. Denn
es sind die armen Menschen, die dafür zahlen, und wir sehen dort vor Ort, dass jeder
Tag, der vergeht, die Situation verschlimmert und das arme Volk leidet: es leidet
unglaublich an den Konsequenzen dieses mehr als zweijährigen Konfliktes…“
Bis vor wenigen Tagen war Zenari selbst noch in Damaskus, bevor er für
die Versammlung der Union der Hilfswerke der Orientalischen Kirchen (ROACO) und das
Treffen der Nuntien in den Vatikan reiste. Die Situation sei leider nach wie vor dramatisch.
Zenari:
„Ich würde sagen, dass die Situation leider immer noch die
gleiche ist, oder vielmehr, sie hat sich verschlimmert. Jedes Mal, wenn ich nach Rom
kommen, besuche ich das Grab des heiligen Petrus und ich sehe geradezu sein Gesicht
vor mir, wie er mich sehr besorgt und auch ein wenig entsetzt ansieht und mir sagt:
,Lieber Nuntius, was passiert denn dort, wo ich herkomme, wo ich vorbei gekommen bin,
in Antiochien, wo ich das Evangelium verkündet habe, wo die Evangelisierung begonnen
hat… Im Nahen Osten, was passiert denn da?´ Und es scheint mir, als würde er die Blutspuren
sehen, die sich mir leider bei meinen Gängen durch Damaskus an die Schuhe anhaften
und die dieselben Schuhe sind, die ich an seinem Grab trage…. Diese Sorge des heiligen
Petrus spüre ich…“
Hinsichtlich der Waffenlieferungen an die Rebellen
ist die internationale Gemeinschaft uneins. Die Gruppe der Freunde Syriens beschloss
in Qatar, den Aufständigen „dringend alles notwendige Material und Ausrüstung“ zu
liefern. Deutschland setzt auf die Verstärkung „ziviler Maßnahmen“ und hofft auf den
„Einstieg in einen politischen Prozess“, wie Außenminister Guido Westerwelle jetzt
in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung betonte. Während die USA eine Unterstützung
der Rebellen begrüßen, äußerte sich Russland jetzt skeptisch über die jüngsten Waffenlieferungen
an die Freie Syrische Armee (FSA).