Papst Franziskus an Vatikanbotschafter: „Schlagt gute Hirten vor“
Papst Franziskus hat
an diesem Freitagvormittag die Apostolischen Nuntien aus aller Welt empfangen, die
in diesen Tagen – noch auf Einladung Benedikt XVI. – im Vatikan zu Beratungen zusammen
gekommen sind. In seiner Ansprache an die päpstlichen Gesandten erinnerte Franziskus
an die schwierigen Lebensumstände, die die Diplomaten im Dienst der Weltkirche auf
sich nehmen, und ermunterte sie, diese als Möglichkeit zu begreifen, ohne den Ballast
weltlicher Güter und Beziehungen Gott noch näher zu kommen. Er betonte außerdem die
wichtige Rolle, die die Gesandten bei Empfehlungen für die Besetzung der lokalen Bischofssitze
hätten. Die Nuntien sollten „gute Hirten“ vorschlagen. Franziskus führte aus:
„Ihr
kennt den berühmten Ausdruck, der ein grundlegendes Kriterium bei der Wahl dessen,
der regieren soll, darstellt: si sanctus est oret pro nobis, si doctus est doceat
nos, si prudens est regat nos – wenn er heilig ist, bete er für uns, wenn er gelehrt
ist, lehre er uns, wenn er wohl bedacht ist, regiere er uns. Bei der delikaten Aufgabe,
die Untersuchungen zu den Bischofsernennungen anzustellen, seid darauf bedacht, dass
die Kandidaten Pastoren nahe bei ihren Gläubigen sind: das ist das erste Kriterium.
Hirten nah beim Volk. Aber, der ist doch ein großer Theologe, ein schlauer Kopf… Na,
dann soll er doch auf die Universität gehen, da wird er sicher viel Gutes tun! Aber
Hirten? Die brauchen wir.“
Väter und Brüder, bescheiden, geduldig und
barmherzig sollten sie sein, so fuhr Papst Franziskus fort in der Aufzählung der Kriterien,
die er für die neuen Bischöfe als unabdingbar betrachtet:
„Dass sie die
Armut lieben, innere Armut als Freiheit für den Herren und äußere Armut als Einfachheit
und Schlichtheit des Lebens, dass sie nicht die Geisteshaltung von „Fürsten“ haben.
Seid darauf bedacht, dass sie nicht ehrgeizig seien, dass sie das Bischofsamt nicht
anstreben: man sagt, dass Johannes Paul II. in einer ersten Audienz, zu der ich gerade
die Einzelheiten nicht erinnere, gesagt habe: das erste Kriterium ist volentes nolumus
(„die die wollen, wollen wir nicht“). Wenn ihr einen habt, der das Bischofsamt anstrebt,
dann geht das nicht. Und dass sie Gatten einer Kirche seien, ohne ständig nach einer
anderen zu suchen. Darüber werde ich mehr sagen, wenn meine Worte nicht aufgenommen
werden…“
Die Apostolischen Nuntien, so führte Franziskus in seiner Ansprache
aus, müssten in ihrem rastlosen Leben viele Entbehrungen auf sich nehmen. Dies sei
vergleichbar mit dem rastlosen Wandern Abrahams unter Verzicht auf jede Sicherheit,
von dem das Buch Genesis berichtet (vgl. auch Hebräerbrief Kap. 11). Dies bedinge,
von eigenen Wünschen und Gütern in gewisser Weise Abstand zu nehmen; auch Karrieredenken
sei nicht angebracht und gebe die Betroffenen vielmehr der Lächerlichkeit preis. Diesen
Abstand könne man jedoch nur durch eine konstante Beziehung zu Jesus Christus erhalten:
„Euer Leben ist oftmals schwierig, manchmal auch in Orten des Konfliktes
– das weiß ich gut -, eine ständige Pilgerreise ohne die Möglichkeit, Wurzeln an einem
Ort, in einer Kultur, in einer spezifischen kirchlichen Umgebung zu schlagen. Aber
es ist ein Leben, das den Versprechen entgegen geht und sie von weitem grüßt. Ein
Leben auf der Reise, aber stets mit Jesus Christus, der euch bei der Hand hält. Vielen
Dank nochmals dafür! Wir wissen, dass unsere Stabilität nicht an Dingen hängt, an
den eigenen Projekten oder dem eigenen Ehrgeiz, sondern daran, dass wir wahre Hirten
sind, die den Blick nicht von Christus abwenden.“
Das Treffen der 150 Nuntien
geht zurück auf eine Initiative Benedikt XVI.. Dieser hatte gewünscht, dass die päpstlichen
Gesandten aus aller Welt im Jahr des Glaubens im Vatikan zusammen kämen, um gemeinsam
zu beten und sich über die Belange in ihren einzelnen Wirkungsgebieten auszutauschen.
Papst Franziskus hatte das Treffen nach seinem Amtsantritt bestätigt. Als Andenken
überreichte er den Diplomaten im Verlauf der Audienz jeweils ein kleines 85g schweres
Silberkreuz, das von den Goldschmieden Claudio und Piero Savi eigens für diese Gelegenheit
gefertigt worden war. Noch bis Samstag werden die Nuntien im Vatikan verweilen, bevor
sie wieder an ihre Posten zurückkehren; für Freitagabend ist im Hof der Casina Paolo
VI. in den Vatikanischen Gärten ein gemeinsames Abendessen mit Papst Franziskus geplant,
unweit des aktuellen Domizils des emeritierten Papstes Benedikt XVI.