Woelki über Obama in Berlin: „Jetzt müssen Taten folgen"
Der Berliner Kardinal
Rainer Maria Woelki hat an US-Präsident Barack Obama appelliert, seiner Berliner Rede
auch Taten folgen zu lassen. Im Interview mit dem Kölner domradio sprach der Berliner
Erzbischof am Donnerstag von einem „wichtigen Besuch“ des US-Präsidenten, der die
Freundschaft zwischen den USA und Deutschland bestärke. Woelki hatte am Abendessen
mit Merkel und Obama teilgenommen.
„Es ist gut, dass Obama jetzt in seiner
zweiten Amtszeit eine der wichtigsten europäischen Metropolen hier in Berlin aufgesucht
hat und dass er auch deutlich Signale gesendet hat, nämlich dass seine Rede – soweit
ich das mitbekommen habe – doch vor allem von den Idealen der Freiheit durchzogen
war. Natürlich ist es zu begrüßen, dass er sich für einen Frieden in Gerechtigkeit
stark gemacht hat und für eine nukleare Abrüstung und die Bekämpfung des Klimawandels.
Das sind natürlich alles Dinge, die wir sehr teilen und wo wir an seiner Seite stehen.“
Ankündigungen,
auf die aber nun Taten folgen müssten, so der Berliner Erzbischof:
„Soweit
ich das wahrnehme, haben sich die USA, was die Bekämpfung des Klimawandels angeht,
in den vergangenen Jahren doch sehr schwer getan und haben zwar immer wieder Dinge
angemahnt, doch wenn es um die praktische Umsetzung ging, war es immer etwas schwierig
und kompliziert mit ihnen. Und ich denke, wenn man einen Frieden in Gerechtigkeit
einfordert und auch die Armutsfrage anspricht, dann muss man eben auch sehr deutlich
einen Frieden für die schwächsten Glieder einer Gesellschaft mit einfordern. Und das
ist eben der Schutz des ungeborenen Lebens und eine klare Option gegen Abtreibung.“
Positiv
merkte Woelki an, Obama habe ihm gegenüber seine Wertschätzung für den Erzbischof
von New York, Kardinal Timothy Dolan, zum Ausdruck gebracht. Dolan ist Vorsitzende
der US-Bischofskonferenz und hatte im zurückliegenden Wahljahr mit Obama eine Kontroverse
über Einzelheiten der US-Gesundheitsreform durchgefochten. Trotzdem lobte ihn der
wiedergewählte Präsident dem Berliner Kardinal gegenüber.
„Es hat mich
gefreut, dass er das getan hat, weil Kardinal Dolan ja auch immer wieder sehr deutlich
zum Beispiel eines der umstrittensten Themen zwischen der amerikanischen Regierung
und der katholischen Kirche in Amerika anspricht und sehr deutlich die Rechte der
Ungeborenen und die Rechte und die Stärkung des Lebensschutzes einfordert.“