Das Mitwirken des
Schwangerenberatungsvereins „Donum Vitae“ am Katholikentag 2014 in Regensburg ist
innerkirchlich umstritten. Der gastgebende Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer
machte am Donnerstagabend im Regensburger Presseclub Vorbehalte geltend. Nicht alles,
was der Verein mache, sei falsch, sagte der Bischof. In einer entscheidenden Frage
jedoch habe „Donum Vitae“ den gemeinsamen Boden dessen verlassen, was die Kirche für
richtig halte. Voderholzer stellte zugleich klar, dass eine letzte Entscheidung über
die Teilnahme des Vereins noch nicht gefallen sei. Darum werde noch mit dem Zentralkomitee
der deutschen Katholiken (ZdK) als dem Veranstalter des Katholikentreffens „gerungen“.
ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper bestätigte auf Anfrage diese Darstellung. Die aus
Vertretern des ZdK und des Bistums zusammengesetzte Katholikentagsleitung müsse sich
darüber erst noch verständigen, doch es sei für das ZdK „von Anfang an klar gewesen“,
dass für den Verein auch beim Regensburger Katholikentag eine angemessene Präsenz
geschaffen werden müsse. Diese Diskussion fällt zusammen mit der Vorstellung des
Logos des Katholikentages: eine Brücke, die das steinerne Wahrzeichen Regensburgs
darstellen soll und deren Köpfe ein stilisiertes Kreuz bilden. Bischof Voderholzer
sagte vor der Presse zu den Zielen des katholischen Großtreffens, das im kommenden
Jahr vom 28. Mai bis 1. Juni in seiner Stadt stattfinden wird:
„Der Katholikentag
versteht sich als ein Geschenk, als ein Dienst für alle Menschen. Wir wollen Brücken
bauen vor allem auch zu unseren Nachbar in Böhmen, Brücken auch, die die Last der
Geschichte überwinden, Brücken, die uns zusammenführen, indem wir uns auch gemeinsam
den Herausforderungen der Gegenwart stellen. Ich nenne stichwortartig ganz aktuell
den Drogenhandel, die Konzentration der Kräfte, dass die Droge Crystal Speed nicht
noch mehr Unheil anrichten kann, aber auch Menschenhandel oder die steigenden Flüchtlingszahlen
und das damit verbundene Asylproblem – eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft,
in der wir als Kirche auch unter humanitären Vorzeichen mithelfen wollen.“
Auch
ZdK-Generalsekretär Vesper betonte bei der Vorstellung des Katholikentagslogos, es
gehe bei der geplanten Veranstaltung nicht darum, sich einer „innerkirchlichen Nabelschau"
hinzugeben.
„Das Logo drückt das aus, was wir wollen: wir wollen Menschen
verschiedener Herkunft und natürlich auch aus verschiedenen Kirchen, was die ökumenischen
Fragen betrifft, zusammenführen. Wir wollen Menschen in Lateinamerika, Afrika und
Asien mit uns verbinden, wir denken an soziale Fragen in unserem Land, aber auch an
Zukunftsfragen in der Ökologie, in der Bewahrung der Schöpfung – all dies wollen wir
mit dem Leitwort „Mit Christus Brücken bauen“ ausdrücken.“
Hintergrund
Donum Vitae:
„Donum Vitae“ wurde 1999 von Katholiken gegründet, nachdem
die Kirche in Deutschland auf päpstliche Weisung hin aus dem staatlichen System der
Schwangerenkonfliktberatung ausgestiegen war. Seither werden in kirchlichen Beratungsstellen
keine Beratungsscheine mehr ausgegeben, bei „Donum Vitae“ schon. Die Bescheinigung
ist Voraussetzung dafür, dass Schwangere eine Abtreibung straffrei vornehmen lassen
können. Die deutschen Bischöfe haben wiederholt bekräftigt, dass „Donum Vitae“ eine
„Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche“ sei.
Was nun die Teilnahme
von „Donum Vitae“ am Kathoikentag betreffe, so sei es unstrittig, dass Vertreter des
Vereins bei Diskussionsveranstaltungen des Katholikentags zu Wort kommen dürften.
Das sagte Bischof Voderholzers Sprecher, Clemens Neck, auf Anfrage. Dem Bischof gehe
es nicht um ein „Redeverbot“. Fragwürdig sei aber, ob die Organisation sich auf der
Kirchenmeile so wie andere katholische Verbände und Initiativen präsentieren könne.
ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), bei
den bisherigen Katholikentagen sei dafür im Gespräch mit den jeweiligen Ortsbischöfen
„immer eine vernünftige Lösung gefunden worden“.