Argentinien: „Die Kirche ist hier ärmer – und voller“
„Viele Leute umarmten
einander und haben geweint – ich auch –, als Bergoglio zum Papst gewählt wurde. Wir
in Argentinien fühlen uns dadurch aufgewertet.“ Das sagt Pater Georg Matussek zur
Wahl von Papst Franziskus. Matussek ist Steyler Missionar; der gebürtige Schlesier
arbeitet seit über fünfzig Jahren in Argentinien, derzeit in der Kleinstadt Colonia
Aurora im nordöstlichen Bundesstaat Misiones. „Als Jorge Mario Bergoglio Erzbischof
von Buenos Aires war, habe ich seine Predigten immer in den Zeitungen mitverfolgt
und in meinen Predigten daraus zitiert. Er hat immer die Ungerechtigkeit und Korruption
der Herrschenden angeprangert.“ Der neue Papst kenne Lateinamerika genau, und seine
Äußerungen würden auf dem Kontinent sehr beachtet. Er hoffe, so Matussek im Gespräch
mit dem Päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“, dass das auf längere Sicht zu mehr
sozialer Gerechtigkeit in Lateinamerika führen werde, durchaus analog zum Einfluss,
den Johannes Paul II. einst im kommunistischen Ostblock hatte.
Zur Kirche in
Argentinien bemerkte der Missionar, sie sei zwar ärmer als in Deutschland, doch die
Messen würden immer gut besucht, ob an Sonn- oder Werktagen. Die Volksfrömmigkeit
sei sehr lebendig, Basisgemeinschaften und ehrenamtliche Laienkatecheten bildeten
das Rückgrat vieler Pfarreien. „Und es gibt weniger Papierkram!“ Priester hätten „keine
Sprechstunden“, sondern seien „immer erreichbar“. Allerdings spüre die katholische
Kirche in Argentinien immer stärkeren Druck durch Pfingstkirchen. Diese würden u.a.
von den USA subventioniert. Damit solle, so sein Eindruck, der Einfluss der katholischen
Kirche eingeschränkt werden, da diese in vielen Teilen Lateinamerikas deutlich gegen
Ausbeutung protestiere.