Türkei: Mord an Bischof Padovese war Werk eines Einzeltäters
Drei Jahre nach dem Mord des Bischofs Luigi Padovese hat das Gericht ein abschließendes
Urteil gefällt: Nach Auffassung des zuständigen Gerichts sei Padovese Opfer eines
geistesgestörten Einzeltäters gewesen. Letzte Gewissheit über die Motive der Tat gebe
es jedoch nicht, so die am Montag verbreitete Erklärung des Gerichts im südtürkischen
Iskenderun. Das Gericht hatte den zur Tatzeit 26 Jahre alten Fahrer Padoveses, Murat
Altun, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Altun hatte gestanden, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz
der Türkei am 3. Juni 2010 vor dessen Haus in Iskenderun erstochen zu haben. Der aus
Italien stammende Padovese leitete das Apostolische Vikariat von Anatolien, die Vorstufe
eines Bistums in Regionen mit wenig Katholiken.
Kirchenvertreter hatten der
türkischen Justiz mangelnden Aufklärungswillen vorgeworfen. Auffällig ist, dass türkische
Gerichte stets geistesgestörte Einzeltäter am Werk sahen, wenn in der Vergangenheit
Christen ermordet wurden; so im Fall des italienischen Priesters Andrea Santori, der
2006 in der Schwarzmeerstadt Trabzon erschossen wurde sowie nach der Ermordung von
drei protestantischen Missionaren 2007 in Malatya.
Über die Motive für die
Ermordung Padoves hatte der Angeklagte im Verlauf des Prozesses widersprüchliche Angaben
gemacht. Sie reichten von einer angeblichen Geistesgestörtheit über einen islamistischen
Hintergrund bis hin zu einer homosexuellen Beziehung. Altuns Anwälte hatten auf Unzurechnungsfähigkeit
ihres Mandanten plädiert. Beobachter rechnen damit, dass der seit Mitte 2010 inhaftierte
Altun bei guter Führung nach sechs Jahren wieder auf freiem Fuß sein könnte.