Franziskus an Päpstliche Diplomatenakademie: Karrieresucht ist eine „Krankheit“
Um die „innere Freiheit“
ging es Papst Franziskus an diesem Donnerstag in seiner Rede vor Mitgliedern der Päpstlichen
Diplomatenakademie. Die Akademie bereite ihre Seminaristen auf ein ganz besonderes
Amt vor, und zwar im direkten Dienst für den Nachfolger Petri und für die Weltkirche,
betonte Franziskus. Dabei spiele die „innere Freiheit“ eine große Rolle. „Innere Freiheit“,
das bedeute, sich von persönlichen Zielen zu befreien, beispielsweise von dem Gedanken,
immer an einem Ort zu sein.
„Das bedeutet auch, dass ihr euch in gewisser
Weise von der Kultur und der Mentalität, aus der ihr kommt, befreit. Nicht, um sie
zu verleugnen, sondern um Euch zu öffnen: Für die Nächstenliebe, für das Verständnis
anderer Kulturen und für die Begegnung mit Menschen, die aus weit entfernten Welten
kommen. Vor allem heißt ‚innere Freiheit’ aber, darauf zu achten, dass ihr euch von
persönlichen Zielen und Ambitionen befreit, denn diese können der Kirche sehr viel
schaden. Achtet darauf, dass ihr nicht euer eigenes Wohl in den Vordergrund stellt
oder die Anerkennung, die ihr innerhalb und außerhalb der Kirche für eure Arbeit bekommen
könntet. Eure Mission ist es, das größere Gut, das Evangelium, in den Vordergrund
zu stellen. Dieses Frei-Sein von persönlichen Ambitionen und Zielen ist mir sehr,
sehr wichtig! Karrieresucht ist eine Krankheit, ein Aussatz. Ich bitte Euch: Werdet
nicht karrieresüchtig!“
Als positives Beispiel nannte Franziskus Papst
Johannes XXIII., dessen Tod genau 50 Jahre zurückliegt. Dieser Papst sei „innerlich
frei“ gewesen; das sei in all seinem seelsorglichen und diplomatischen Handeln spürbar
geworden. Gleichzeitig warnte der Papst die angehenden Diplomaten eindringlich davor,
sich von „weltlicher Spiritualität“ vereinnahmen zu lassen:
„Hört gut zu!
Wenn in der Nuntiatur ein Sekretär ist, ein Nuntius, der nicht den Weg der Heiligkeit
geht, sondern der sich von den vielen Formen einer weltlichen Spiritualität vereinnahmen
lässt, dann wird er lächerlich und alle lachen über ihn. Ich bitte Euch: macht Euch
nicht lächerlich! Seid wie Heilige oder kehrt zurück in Eure Pfarrei, aber macht Euch
auf eurem diplomatischen Weg nicht lächerlich. Im Leben eines Diplomaten ist die Gefahr
sehr groß, ein Salonlöwe der Spiritualität zu werden.“
Franziskus
warnte in seiner Rede aber nicht nur vor möglichen Versuchungen, er nutze auch die
Gelegenheit, ,Danke‘ zu sagen:
„Lasst mich auch ein Wort an die Schwestern
richten: Danke, dass ihr hier seid! Die Schwestern erfüllen mit religiöser Gesinnung
und franziskanischem Geist ihren täglichen Dienst unter Euch. Sie sind gute Mütter
und begleiten Euch im Gebet, mit ihren einfachen und wesentlichen Worten. […] Zusammen
mit ihnen möchte ich auch allen Laien danken, die für die Päpstliche Diplomatenakademie
arbeiten.“