2013-06-05 13:09:40

Kardinal Koch vor Ukraine-Reise: Hoffnung auf Fortschritte im Dialog


RealAudioMP3 Als „herausfordernde Situation für die Ökumene“ beschreibt der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates die Beziehung der christlichen Kirchen in der Ukraine. Kurt Koch ist an diesem Mittwoch zu einer einwöchigen Reise in das osteuropäische Land aufgebrochen; es ist das erste Mal, dass sich der Schweizer Kurienkardinal vor Ort ein Bild der Lage macht. Im Zentrum der Visite stehen ökumenische Gespräche und Treffen mit Vertretern der römisch-katholischen, der mit Rom unierten griechisch-katholischen und der orthodoxen Kirche; Stationen sind Kiew und Lemberg.
Koch will unter anderem mit dem griechisch-katholischen Großerzbischof von Kiew-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk, zusammentreffen. Der griechisch-katholischen Kirche, die mit Rom uniert ist, doch der byzantinischen Liturgie folgt, gehören in der Westukraine allein fünfeinhalb bis sechs Millionen Gläubige an. Kurt Koch erhofft sich vom Treffen mit dem Oberhaupt dieser Kirche eine Vertiefung des ökumenischen Dialoges, wie er vor seiner Abreise im Interview mit Radio Vatikan bekräftigte:

„Die Kontakte, die ich bisher mit Großerzbischof Schewtschuk hatte, haben mir gezeigt, dass er diesen Dialog sehr fördert, dass er ihn vertiefen will. Ich bin sehr interessiert, diese Realität zu sehen und mit ihm auch zu besprechen, wie man diesen Dialog weiterführen und vertiefen kann.“

Die orthodoxe Kirche der Ukraine wird Kochs Besuch bei Schewtschuk wohl mit Argusaugen beobachten: Das Verhältnis der Griechisch-Katholischen zu den Orthodoxen ist aus historischen Gründen schwierig. Unter anderem die Rückgabe von annektiertem Kirchenbesitz nach 1989 an die griechisch-katholische Kirche in der Westukraine trägt bis heute zu einem angespannten Verhältnis bei. Und das stellt auch die Beziehungen zwischen Rom und Moskau auf die Probe: So macht das Moskauer Patriarchat den Dialog mit dem Vatikan auch wesentlich von dessen Verhältnis zur katholischen Ostkirche in der Westukraine abhängig. Der Außenamtschef des Moskauer Patriarchates Hilarion betonte noch im März 2013, ein mögliches Treffen zwischen Franziskus und Patriarch Kyrill hänge wesentlich vom „Problem“ der unierten Kirche in der Ukraine ab. Die „Wiedergeburt dieser Kirche in der Ukraine“ sei „ein schwieriger Moment in den Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche“, so Hilarion, da dieser Prozess „mit Ausschreitungen und mit der Vertreibung orthodoxer Gläubiger aus ihren Kathedralen“ einhergegangen sei. Koch sieht in diesen und ähnlichen Fragen nur einen Weg: Dialog mit Geduld und Empathie.

„Ich glaube, in der Ökumene kommen wir nur weiter, wenn wir versuchen, einander auch mit den Augen der anderen zu betrachten – dass wir nicht nur unsere Situation anschauen, sondern die Situation der anderen, und dann versuchen, neue Wege zu gehen. Und da bin ich zuversichtlich, dass man Wege finden kann auch für diese nicht leichte Situation.“

Papst Franziskus sind diese Probleme sehr wohl bekannt, lässt Kardinal Koch durchblicken. Jorge Mario Bergoglio war bis zu seiner Wahl auf den Stuhl Petri Ordinarius für die Katholiken orientalischer Riten in Argentinien, ein Amt, das inzwischen Mario Aurelio Poli neben seinen Aufgaben als neuer Erzbischof von Buenos Aires zusätzlich bekleidet. Auch Großerzbischof Schewtschuk, den Koch jetzt treffen wird, hatte in Buenos Aires von 1991 bis 1993 Philosophie studiert und dürfte Bergoglio dort begegnet sein.
„Papst Franziskus war verantwortlich in Argentinien für alle orientalisch-katholischen Kirchen, er kennt also diese ganze Tradition, er kennt damit auch die ökumenische Situation der orientalisch-katholischen Kirchen mit den orthodoxen und orientalischen Kirchen, und ich bin überzeugt, dass er hier auch wesentliche Impulse geben kann, um diesen notwendigen Dialog zu vertiefen.“

(rv 05.06.2013 pr)








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