Vor genau fünfzig
Jahren, am 3. Juni 1963, starb Papst Johannes XXIII. Der eigentlich als „Übergangspapst“
gehandelte Kirchenhistoriker sollte Mut zu historischer Veränderung zeigen: Am 25.
Januar 1959 kündigte er überraschend die Einberufung des Zweite Vatikanischen Konzils
an, das die Botschaft der Kirche in die moderne Welt tragen sollte. Doch auch im weltlichen
Bereich setzte Angelo Giuseppe Roncalli Akzente: Als die Welt 1962 am Rande eines
neuen Weltkrieges stand, richtete er einen eindringlichen Friedensappell an die Mächtigen
der internationalen Politik. Der Bau sowjetischer Raketenbasen auf Kuba hatte einen
Konflikt zwischen der Sowjetunion und den USA heraufbeschworen. Über Radio Vatikan
wandte sich der Papst am 25. Oktober in französischer Sprache an die Streitparteien:
„‚Herr,
höre das Flehen Deines Dieners, höre das Flehen Deiner Diener, die Deinen Namen fürchten.’
Dieses alte biblische Gebet kommt heute über Unsere Lippen, kommt aus der Tiefe Unseres
bewegten und betrübten Herzens ... Es ziehen drohende Wolken auf, die den internationalen
Horizont verdunkeln und in Millionen und aber Millionen Familien Angst säen ... Wir
flehen die Staatsoberhäupter an, nicht unempfindlich zu bleiben gegenüber diesem Aufschrei
der Menschheit. Sie sollen alles in ihrer Macht stehende tun, um den Frieden zu retten.
Sie sollen weiter verhandeln. Darauf nämlich ruht der Segen des Himmels und der Erde“.
Johannes XXIII. forderte alle Menschen auf, im Gebet Zuflucht zu suchen.
Nikita Chruschtschow sollte später erklären, die Worte Johannes’ XXIII. hätten ihn
und viele Russen beeindruckt. Und tatsächlich sollte Johannes XXIII. entscheidend
zur Überwindung der Kubakrise beitragen, indem er zwischen John F. Kennedy und Nikita
Chruschtschow vermittelte.