Papst zu Pfingsten: Heiliger Geist bedeutet Neuheit, Harmonie und Mission
In seiner Predigt
zu Pfingsten hat sich Papst Franziskus an diesem Sonntagvormittag mit der Apostelgeschichte
(2,1-11) und besonders mit dem Wirken des Heiligen Geistes befasst. Die Messe feierte
Papst Franziskus auf dem Petersplatz und der davorliegenden Via della Conciliazione
gemeinsam mit mehr als 200.000 Gläubigen aus den neuen geistlichen Gemeinschaften.
Im Zusammenhang mit dem Wirken des Heiligen Geistes betonte Franziskus vor allem drei
Dinge: Neuheit, Harmonie und Mission.
Zunächst fasste Franziskus noch einmal
zusammen, was in der Apostelgeschichte erzählt wird: Die Apostel waren in Jerusalem
versammelt, als plötzlich ein Brausen vom Himmel her kam und das Haus erfüllte; dann
ließen sich „Zungen wie von Feuer“ auf den Aposteln nieder. Im Geist und im Herzen
wurden die Apostel mit dem Heiligen Geist erfüllt, betonte Franziskus. Dann eröffnete
sich ein völlig unerwartetes Bild: Eine große Menschenmenge strömte zusammen - völlig
verwundert, denn jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden.
Neuheit:
Sind wir mutig oder sind wir eingeschlossen in vergängliche Strukturen?
Zum
„Neuen“ beim Wirken des Heiligen Geistes erklärte Franziskus, dass Neues den Menschen
immer ein wenig Angst macht: sie wollen lieber alles unter Kontrolle haben, sie sehnen
sich nach Sicherheit, wollen das Leben möglichst nach ihren Mustern planen. Dieses
Verhalten zeigten die Menschen auch gegenüber Gott:
„Oft folgen wir
ihm, nehmen ihn an, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Es fällt uns schwer, uns
in vollem Vertrauen ihm hinzugeben und zuzulassen, dass der Heilige Geist die Seele
unseres Lebens ist und die Führung über all unsere Entscheidungen übernimmt. Wir haben
Angst, Gott könne uns neue Wege gehen lassen, uns herausführen aus unserem oft begrenzten,
geschlossenen, egoistischen Horizont, um uns für seine Horizonte zu öffnen.“
Die
gesamte Heilsgeschichte zeige aber: wenn Gott sich offenbart, dann bringt er Neues,
er verwandelt und verlangt, dass man ihm völlig vertraut: schließlich handelt Gott
aus Liebe zu den Menschen und er will nur das Beste für sie, betont Franziskus. Jeder
müsse sich deshalb selbst kritisch fragen: „Bin ich offen für die „Überraschungen
Gottes“ oder verschließe ich mich vor der „Neuheit des Heiligen Geistes“?
„Sind
wir mutig, die neuen Wege zu beschreiten, die die Neuheit Gottes uns anbietet, oder
verteidigen wir uns, eingeschlossen in vergängliche Strukturen, die ihre Aufnahmefähigkeit
verloren haben? Es wird uns gut tun, diese Fragen im Tagesverlauf immer vor Augen
zu haben.“
Harmonie: Geist der Einheit Als zweiten Punkt
führte der Papst aus, dass der Heilige Geist ein Geist der Einheit und der Harmonie
sei:
„Einer der Kirchenväter verwendet einen Ausdruck, der mir sehr gefällt:
Der Heilige Geist ‚ipse harmonia est’ – ist selbst die Harmonie. Nur er kann die Unterschiedlichkeit,
die Pluralität, die Vielfalt erwecken und zugleich die Einheit bewirken. Auch hier
gilt: Wenn wir selbst die Verschiedenheit schaffen wollen und uns in unseren Parteilichkeiten,
in unseren Ausschließlichkeiten verschließen, führen wir in die Spaltung; und wenn
wir selbst nach unseren menschlichen Plänen die Einheit herstellen wollen, schaffen
wir letztlich die Einförmigkeit, die Schematisierung.“
In diesem Zusammenhang
müsse sich jeder Fragen: „Bin ich offen für die Harmonie des Heiligen Geistes, indem
ich jede Ausschließlichkeit überwinde? Lasse ich mich von ihm leiten, indem ich in
und mit der Kirche lebe?“ Schließlich sei es die Kirche, die Christen mit Gott verbinde
unterstrich Franziskus – und warnte eindringlich davor, sich auf gefährliche „Parallelwege“
zu begeben.
Mission: „Geht bis an die Ränder des Daseins!“ „Der
Heilige Geist ist die Seele der Mission“ - das erläuterte Papst Franziskus schließlich
zum Ende der Predigt als dritten wichtigen Punkt beim Wirken des Heiligen Geistes.
Wie bereits in vorhergehenden Predigten rief Franziskus in diesem Zusammenhang dazu
auf, das Evangelium zu verkünden und dabei bis an die Ränder des Daseins zu gehen.
Jeder müsse sich fragen: Verschließe ich mich in mir selbst oder in meiner Gruppe,
oder erlaube ich, dass der Heilige Geist mich für die Mission öffnet?
Jeder
solle deshalb beten: „Veni Sancte Spiritus! - Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen
deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!“.