2013-05-18 11:38:37

Angela Merkel beim Papst


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat am Samstag die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Audienz empfangen. Für die CDU-Politikerin, die sich im September um eine Wiederwahl als Regierungschefin bemüht, war es schon die zweite Begegnung mit dem neuen Papst. Merkel, die Tochter eines protestantischen Pfarrers ist, hatte bereits Mitte März an der Amtseinführung von Franziskus auf dem Petersplatz teilgenommen. Das Gespräch zwischen Papst und Kanzlerin dauerte fünfzig Minuten und wurde über einen Dolmetscher geführt, abschließend grüßte der Papst die Kanzlerin aber auf Deutsch. Im Anschluss an die Audienz erklärte die Bundeskanzlerin, worum es in dem ausführlichen Gespräch ging:

„Wir haben im Wesentlichen über die Themen der Globalisierung und der Europäischen Union sowie der Rolle Europas in der Welt gesprochen und ich habe meinerseits nochmals deutlich gemacht, dass es aus meiner Sicht sehr wichtig ist, dass wir die Grundlagen unserer Gesellschaften auch immer wieder pflegen und festigen. Es wird ja mit Recht immer wieder gesagt, dass die Politik die Grundlagen, von denen eine Gesellschaft lebt, nicht alleine schaffen kann. Vielmehr leben wir alle von Voraussetzungen, die nicht in unserer Hand liegen. In diesem Zusammenhang spielt aus meiner Sicht die katholische Kirche eine zentrale Rolle und ich glaube, dass Papst Franziskus insbesondere auch deutlich gemacht hat, dass Europa auf der Welt gebraucht wird, dass wir ein starkes, ein gerechtes Europa brauchen und in diesem Sinne war das für mich eine sehr ermutigende Diskussion.“

Papst Franziskus hatte erst am Donnerstag fundamentale Kritik an der Macht der Finanzmärkte geübt. In einer Grundsatzrede vor neuen Botschaftern bemängelte er die fehlende Ethik und staatliche Kontrolle im internationalen Finanzwesen. Wörtlich hatte er gesagt, Geld solle dienen, nicht regieren. Auch dieses Thema sei natürlich angesprochen worden, so die Kanzlerin:

„Wir erleben, dass Krisen daraus entstanden sind, dass die soziale Marktwirtschaft nicht gegolten hat, dass Staaten alleine keine Leitplanken eingezogen hatten und deshalb ist die Regulierung der Finanzmärkte ja auch unser zentrales Problem, unsere zentrale Aufgabe. Wir kommen voran, aber wir sind längst noch nicht da, dass man sagen kann, eine solche Entgleisung aus den Leitplanken der sozialen Marktwirtschaft wird nicht wieder passieren. Insofern wird noch in diesem Jahr auch auf dem G20-Gipfel dieses Thema wieder eine fundamentale Rolle spielen. Es ist so, [wie der Papst gesagt hat, Einf. d. R.] die Wirtschaft ist dazu da, dass sie den Menschen dient, und das ist in den vergangenen Jahren längst nicht überall der Fall.“

Merkel war eigens zu der Audienz in den Vatikan gereist. Auch mit dem deutschen Papst Benedikt XVI. hatte sich die Kanzlerin während dessen Pontifikats mehrfach getroffen; das Verhältnis wirkte aber nicht immer spannungsfrei. Eine „Einschätzung“ des neuen Papstes wolle sie nicht abgeben, so Merkel, doch sie freue sich, wie positiv die bisherigen Treffen zwischen dem emeritierten deutschen Papst und dem neuen Papst aus Lateinamerika verlaufen seien. Sie sehe auch eine gewisse Kontinuität zwischen beiden Päpsten:

„Ich sehe eine Kontinuität in der Frage der Missionierung, in der Frage des Bewusstmachens, wie wichtig das Christentum für unsere europäischen Wurzeln ist. Ich glaube, dass Papst Franziskus durch zum Teil doch sehr einfache und berührende Worte Menschen erreicht und uns immer wieder deutlich macht, dass Kirche nicht eingeschlossen sein darf, sondern dass Kirche auch zu den Menschen gehen und sie ermuntern muss, sich dem Christentum zu öffnen, und diese Botschaft habe ich heute auch wieder gehört.“

Als Gastgeschenk überreichte Merkel dem argentinischen Papst Gesamtausgaben der Werke des von ihm bereits in einer seiner ersten Ansprachen zitierten Friedrich Hölderlin sowie des Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Nach ihrer Begegnung mit dem Papst traf sich Merkel auch noch mit dem vatikanischen „Außenminister“, Erzbischof Dominique Mamberti. Der Vatikan gab hinterher an, die Gespräche mit der Politikerin im Vatikan seien „herzlich“ verlaufen. Unter den vielen Themen seien auch Menschenrechte, Christenverfolgungen, Religionsfreiheit und internationale Friedensarbeit gewesen. Ein Vatikanstatement erklärt, die Gesprächspartner hätten gewünscht, dass Entwicklung stets im Respekt vor der Menschenwürde und der Solidarität vorangetrieben werde.

(rv 18.05.2013 cs/sk)








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