D: Demografiegipfel stellt erste Arbeitsergebnisse vor
Deutschland altert
zusehends, und auch das Bevölkerungswachstum ist rückläufig. Grund genug für die Bundesregierung,
Vertreter von Interessensverbänden und politische Akteure einzuladen, um über Strategien
zu sprechen, wie die Überalterung der Gesellschaft gemindert werden kann und was für
Maßnahmen für eine gesunde Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ergriffen werden können.
An diesem Dienstag ging der so genannte Demografiegipfel, der 2012 im Rahmen der Demografiestrategie
der Bundesregierung erstmals einberufen wurde, in Berlin nun in die zweite Runde.
Etwa mehr als 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten erste Ergebnisse der Zusammenarbeit
vor. Unter ihnen war auch Elisabeth Bußmann, Präsidentin des Familienbundes der Katholiken.
Christine Seuß hat sie gefragt, was das Thema Überalterung für unsere Gesellschaft
bedeutet. „Die demografische Entwicklung wird ähnlich wie die Globalisierung unserer
Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tief greifende Veränderung bringen.
Wir haben dankenswerterweise längere Lebensspannen und eine zugleich ältere, auch
vielfältigere, und damit aber auch abnehmende Gesamtbevölkerung. Das bringt große
Herausforderungen, aber sicher auch große Chancen für unsere Gesellschaft mit sich.
Ein Problem unserer Gesellschaft ist sicher, dass das Thema der älter werdenden Gesellschaft
nichts für den schnelllebigen Politikbetrieb ist.“
Wie kann man denn da
intervenieren?
„Es muss eine Bewusstseinsbildung in unserer Gesellschaft
geschaffen werden und gerade die Schwerpunkte Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit
dürfen nicht als Phrasen verwendet werden, sondern müssen konkret umgesetzt werden.
Das ist jetzt sicherlich auch die notwendige Arbeit, dass die Ideen konkret werden
und auch bis zum Rechtsanspruch umgesetzt werden.“
Der Gipfel war ja bereits
das zweite Treffen zwischen Bundesregierung und Verbänden und hier sollten nun auch
konkrete Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen aus dem ersten Treffen vorgestellt
werden. Was sind denn die wichtigsten Ergebnisse des zweiten Treffens?
„Erwähnenswert
ist, dass die Bundesregierung erstmals eine ressortübergreifende Zusammenarbeit auf
Bundesebene mit allen gesellschaftlichen Gruppen organisiert hat. Da gibt es eine
Erkenntnis, die der Familienbund der Katholiken schon lange hat: Familien brauchen
genügend Zeit für das Familienleben, ausreichende finanzielle Möglichkeiten und eben
auch eine gute Infrastruktur. Das ist diskutiert worden und in neuen Arbeitsgruppen
zur Demografiestrategie war die wichtigste Arbeitsgruppe die, mit dem Auftrag ,Familie
als Gemeinschaft stärken.´“
Was heißt das genau?
„Konkret sind
Ergebnisse beispielsweise, dass die Gesellschaft und damit aber auch die Wirtschaft
familienkompatibel sein müssen und dass es nicht umgekehrt eine wirtschaftskompatible
Familie geben darf. Das heißt, die Familien müssen im Vordergrund stehen, denn Familien
sichern mit der Kindererziehung die Zukunft Deutschlands, die Zukunft der Gesellschaft,
und deswegen müssen Arbeitgeber auch besondere Verantwortung für Kinder, aber auch
für zu pflegende Angehörige übernehmen.“
Gab es zu diesem Ansatz tatsächlich
auch schon eine Idee, eventuell gemeinsam mit Arbeitgeberverbänden, wie diese Handlungsempfehlungen
auch konkret umgesetzt werden können?
„Leider ist das noch nicht konkret
umgesetzt, aber die Idee ist, dass natürlich auch, um das Beispiel zu nennen, das
Arbeitsrecht familienorientiert und nicht arbeitgeberorientiert sein muss. Das hat
natürlich auch Folgen für die Arbeitszeiten, die sich dann auch an Familiensituationen
anlehnen. Im Normalfall ist es ja so, dass die meisten Familien in Deutschland ein
Erwerbsmodell bevorzugen, bei dem ein Elternteil Vollzeit arbeitet, der andere Teilzeit,
und auch da ist angedacht, dass mit dem Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle ein Rechtsanspruch
auf Rückkehr in Vollzeit auch nach einigen Jahren gewährleistet ist.“
Sie
vertreten ja den Familienbund der Katholiken. Inwieweit kann die katholische Kirche
oder können Katholiken ihren Beitrag leisten, damit die Handlungsempfehlungen, die
auf dem Gipfel besprochen worden sind, nicht nur Wunschvorstellungen bleiben?
„Da
geht es zunächst einmal - wie für alle anderen Bereiche auch, in denen die Kirche
verantwortungsvoll tätig ist - um die Vorbildfunktion, auch als Arbeitgeber. Die Kirchen
in Deutschland sind der zweitgrößte Arbeitgeber, und um ein Beispiel konkret zu nennen,
die Öffnungszeiten von Kindertagesstätten müssen sich dem Familienleben und eben auch
dem Arbeitsleben anpassen. Das ist eine Forderung, die der Familienbund schon seit
langem erhoben hat, es gibt auch schon erste Ansätze, wo das vollzogen worden ist
und es flexible Öffnungszeiten gibt, die sich nach dem Familien- und Arbeitsleben
der Eltern richten.“
Welche weiteren Schritte wurden nun auf dem Demografiegipfel
vereinbart, wann wird das nächste Treffen stattfinden, was für Handlungen sind in
der Zwischenzeit zu erwarten?
„Es ist sehr erfreulich, dass auch die Verantwortungsträger
dieses Demografiegipfels erkannt haben, dass die Diskussion nicht mit dem Gipfel beendet
ist, sondern dass das ein Prozess ist. Die nächsten Termine für die Arbeitsgruppen
sind schon für diesen Monat vereinbart, so dass der Austausch weiter geht, die Suche
nach Lösungen auf der Tagesordnung steht und damit auch eine Chance gegeben ist, dass
wir die Zukunft unserer Gesellschaft familiengerecht sichern.“