2013-05-17 16:52:09

D: Demografiegipfel stellt erste Arbeitsergebnisse vor


RealAudioMP3 Deutschland altert zusehends, und auch das Bevölkerungswachstum ist rückläufig. Grund genug für die Bundesregierung, Vertreter von Interessensverbänden und politische Akteure einzuladen, um über Strategien zu sprechen, wie die Überalterung der Gesellschaft gemindert werden kann und was für Maßnahmen für eine gesunde Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ergriffen werden können. An diesem Dienstag ging der so genannte Demografiegipfel, der 2012 im Rahmen der Demografiestrategie der Bundesregierung erstmals einberufen wurde, in Berlin nun in die zweite Runde. Etwa mehr als 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten erste Ergebnisse der Zusammenarbeit vor. Unter ihnen war auch Elisabeth Bußmann, Präsidentin des Familienbundes der Katholiken. Christine Seuß hat sie gefragt, was das Thema Überalterung für unsere Gesellschaft bedeutet.
„Die demografische Entwicklung wird ähnlich wie die Globalisierung unserer Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tief greifende Veränderung bringen. Wir haben dankenswerterweise längere Lebensspannen und eine zugleich ältere, auch vielfältigere, und damit aber auch abnehmende Gesamtbevölkerung. Das bringt große Herausforderungen, aber sicher auch große Chancen für unsere Gesellschaft mit sich. Ein Problem unserer Gesellschaft ist sicher, dass das Thema der älter werdenden Gesellschaft nichts für den schnelllebigen Politikbetrieb ist.“

Wie kann man denn da intervenieren?

„Es muss eine Bewusstseinsbildung in unserer Gesellschaft geschaffen werden und gerade die Schwerpunkte Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit dürfen nicht als Phrasen verwendet werden, sondern müssen konkret umgesetzt werden. Das ist jetzt sicherlich auch die notwendige Arbeit, dass die Ideen konkret werden und auch bis zum Rechtsanspruch umgesetzt werden.“

Der Gipfel war ja bereits das zweite Treffen zwischen Bundesregierung und Verbänden und hier sollten nun auch konkrete Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen aus dem ersten Treffen vorgestellt werden. Was sind denn die wichtigsten Ergebnisse des zweiten Treffens?

„Erwähnenswert ist, dass die Bundesregierung erstmals eine ressortübergreifende Zusammenarbeit auf Bundesebene mit allen gesellschaftlichen Gruppen organisiert hat. Da gibt es eine Erkenntnis, die der Familienbund der Katholiken schon lange hat: Familien brauchen genügend Zeit für das Familienleben, ausreichende finanzielle Möglichkeiten und eben auch eine gute Infrastruktur. Das ist diskutiert worden und in neuen Arbeitsgruppen zur Demografiestrategie war die wichtigste Arbeitsgruppe die, mit dem Auftrag ,Familie als Gemeinschaft stärken.´“

Was heißt das genau?

„Konkret sind Ergebnisse beispielsweise, dass die Gesellschaft und damit aber auch die Wirtschaft familienkompatibel sein müssen und dass es nicht umgekehrt eine wirtschaftskompatible Familie geben darf. Das heißt, die Familien müssen im Vordergrund stehen, denn Familien sichern mit der Kindererziehung die Zukunft Deutschlands, die Zukunft der Gesellschaft, und deswegen müssen Arbeitgeber auch besondere Verantwortung für Kinder, aber auch für zu pflegende Angehörige übernehmen.“

Gab es zu diesem Ansatz tatsächlich auch schon eine Idee, eventuell gemeinsam mit Arbeitgeberverbänden, wie diese Handlungsempfehlungen auch konkret umgesetzt werden können?

„Leider ist das noch nicht konkret umgesetzt, aber die Idee ist, dass natürlich auch, um das Beispiel zu nennen, das Arbeitsrecht familienorientiert und nicht arbeitgeberorientiert sein muss. Das hat natürlich auch Folgen für die Arbeitszeiten, die sich dann auch an Familiensituationen anlehnen. Im Normalfall ist es ja so, dass die meisten Familien in Deutschland ein Erwerbsmodell bevorzugen, bei dem ein Elternteil Vollzeit arbeitet, der andere Teilzeit, und auch da ist angedacht, dass mit dem Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle ein Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit auch nach einigen Jahren gewährleistet ist.“

Sie vertreten ja den Familienbund der Katholiken. Inwieweit kann die katholische Kirche oder können Katholiken ihren Beitrag leisten, damit die Handlungsempfehlungen, die auf dem Gipfel besprochen worden sind, nicht nur Wunschvorstellungen bleiben?

„Da geht es zunächst einmal - wie für alle anderen Bereiche auch, in denen die Kirche verantwortungsvoll tätig ist - um die Vorbildfunktion, auch als Arbeitgeber. Die Kirchen in Deutschland sind der zweitgrößte Arbeitgeber, und um ein Beispiel konkret zu nennen, die Öffnungszeiten von Kindertagesstätten müssen sich dem Familienleben und eben auch dem Arbeitsleben anpassen. Das ist eine Forderung, die der Familienbund schon seit langem erhoben hat, es gibt auch schon erste Ansätze, wo das vollzogen worden ist und es flexible Öffnungszeiten gibt, die sich nach dem Familien- und Arbeitsleben der Eltern richten.“

Welche weiteren Schritte wurden nun auf dem Demografiegipfel vereinbart, wann wird das nächste Treffen stattfinden, was für Handlungen sind in der Zwischenzeit zu erwarten?

„Es ist sehr erfreulich, dass auch die Verantwortungsträger dieses Demografiegipfels erkannt haben, dass die Diskussion nicht mit dem Gipfel beendet ist, sondern dass das ein Prozess ist. Die nächsten Termine für die Arbeitsgruppen sind schon für diesen Monat vereinbart, so dass der Austausch weiter geht, die Suche nach Lösungen auf der Tagesordnung steht und damit auch eine Chance gegeben ist, dass wir die Zukunft unserer Gesellschaft familiengerecht sichern.“

Vielen Dank für dieses Gespräch.

(rv 17.05.2013 cs)








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