„Gute Katholiken benutzen
Kondome“: Dieser Slogan erscheint in diesen Tagen überall in Kenia auf Plakaten und
in Zeitungsanzeigen. Dahinter steckt keine kenianische, sondern eine US-Gruppe: „Katholiken
für freie Wahl“ nennt sie sich, und die US-Bischöfe hatten schon öfters Ärger mit
ihr, sprechen ihr jeden katholischen Charakter ab und sehen sie als „verlängerten
Arm der Abtreibungslobby“.
Die kenianischen Bischöfe sind aufgebracht über
die landesweiten Anzeigen, sie fürchten, einfache Menschen auf dem Land könnten tatsächlich
glauben, dass die katholische Kirche jetzt auf einmal Kondome empfehle. „Katholiken
sind für das Leben und nicht für freie Wahl“, betonte Kardinal John Njue, Erzbischof
von Nairobi und Präsident der kenianischen Bischofskonferenz, am Mittwoch vor der
Presse. Wörtlich heißt es auf den Plakaten, die ein lächelndes Paar zeigen: „Wir glauben
an Gott. Wir glauben, dass Sex heilig ist. Wir glauben an die Liebe. Wir glauben an
den Gebrauch von Kondomen.“ Kardinal Njue: „Wir stehen in Gemeinschaft mit der Weltkirche
und distanzieren uns vollständig von diesen Anzeigen! Wir raten allen Katholiken und
allen, die an die Heiligkeit des Lebens und die Würde des Menschen glauben, die Anzeigen
zu ignorieren.“ Die US-Gruppe mache sich offenbar einen Spaß daraus, die Sexuallehre
der katholischen Kirche und ihre Aufrufe zu einer verantwortlich gelebten Sexualität
ins Zwielicht zu rücken, so der verärgerte Kardinal. „Ich erinnere daran: Wer an die
moralische Ader einer Nation rührt, der zerstört die Nation!“ Er verlange, dass die
Plakate bis Sonntag verschwänden, so Njue.
Etwa anderthalb Millionen der Kenianer
sind, nach UNO-Angaben, HIV-positiv. Das Thema Kondome ist unter kenianischen Katholiken
heftig umstritten; es hat vor Jahren auch schon einmal eine kirchlich organisierte
Kondome-Verbrennung im Uhuru-Stadtpark von Nairobi gegeben. Kardinal Njue: „Die Haltung
der katholischen Kirche zum Gebrauch von Kondomen hat sich nicht geändert!“ Ende März
hatte das Thema Kondome schon einmal die Gemüter entzündet: Diese Fernsehwerbung auf
Suaheli riet verheirateten Frauen zum Gebrauch von Präservativen. In Auftrag gegeben
hatten sie Aids-Aktivisten aus den USA und Großbritannien. „Wir wissen doch, dass
eine große Zahl nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen Verhältnisse haben“,
sagte Peter Cherutich vom Nationalen Kenianischen Zentrum für Aids-Kontrolle der BBC.
„Untreue, wie Sie das nennen würden, ist eine Realität, mit der wir es in diesem Land
zu tun haben.“ Trotzdem, auf den Protest religiöser Gruppen hin wurde die umstrittene
Werbung abgesetzt. „Die Tatsache, dass eine Mutterfigur in dieser Werbung eingesetzt
wurde, machte alles schlimmer“, erklärte eine Kenianerin in einer BBC-Umfrage. „Mütter
stehen für Familie und für die Erziehung von Kindern, wie die sich moralisch in der
Gemeinschaft verhalten sollten.“
Die US-Gruppe „Katholiken für freie Wahl“
erklärt, genau dieser Streit um die Fernsehwerbung habe sie bewogen, in Kenia zu plakatieren.
Ähnliche Aktionen habe man mit Partnern vor Ort auch schon in Südafrika und Simbabwe
durchgeführt – um nur afrikanische Länder zu nennen. Aids ist in vielen afrikanischen
Ländern, auch in Kenia, mit einem Tabu behaftet: Man redet nicht darüber. In ihrem
Widerstand gegen plumpe Kondomwerbung sind sich in Kenia alle großen Kirchen einig.
Joseph Warungu etwa, der Aids-Koordinator der anglikanischen Kirche des Landes, sagt:
„Als Kirche predigen wir Treue innerhalb der Ehe!“