2013-05-09 11:45:05

Ägypten/Vatikan: „Nicht bloß Stilfragen, sondern handfeste theologische Signale“


RealAudioMP3 Unter ökumenisch guten Vorzeichen steht der Besuch von Tawadros II. ab diesem Donnerstag in Rom. Das Oberhaupt der koptischen Christen trifft sich am Freitag mit Papst Franziskus und Vertretern des Päpstlichen Einheitsrates im Vatikan. Der Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo, Pfarrer Joachim Schroedel, sieht mit dem Nachfolger von Koptenpapst Shenouda Bewegung in die Ökumene kommen.

„Die Christen im Land sind sehr sehr glücklich, dass es zu dieser Bewegung gekommen ist, nachdem Tawadros auch den Rat der Kirchen gegründet hat, also eine Gruppe von Theologen, die aus vier Kirchen kommen: der orthodoxen Kirche der Kopten, der katholischen, der evangelischen und der anglikanischen Kirche. Also hier wird sehr deutlich signalisiert: Wir gehören zusammen. Und ich denke, das ist auch das Wichtigste, was wir erwarten dürfen.“

Dass sich die ökumenischen Kontakte in Ägypten verbessert haben, hatte am Mittwoch auch der Vatikan angemerkt. Explizit wurde dabei auch die Gründung des ökumenischen Kirchenrates durch Tawadros gelobt. Schroedel glaubt derweil, dass mit dem neuen Kopten-Oberhaupt „nicht nur Freundlichkeiten ausgetauscht werden“, sondern konkrete Schritte der Annäherung zwischen Katholiken und Kopten gemacht werden – zum Beispiel bei der Frage der Wiedertaufe.

„Das wäre unsere größte Hoffnung – ein positives Signal in der Frage der Taufe, der Wiedertaufe, die ja immer noch ein Problem ist. Die Kopten verlangen die Wiedertaufe, wenn man wechselt, von dem katholischen Glauben etwa in den koptischen, und das ist ein Stein des Anstoßes für die Ökumene.“

Er habe selbst vor Kurzem mit Tawadros über dieses Thema sprechen können, berichtet Schroedel. Bei dieser Gelegenheit habe Tawadros signalisiert, dass die Einheit der Christen in der Taufe wichtig sei. Dazu Schroedel:

„Ich kann mir durchaus vorstellen – das ist eigentlich eine nur kleine Entscheidung - dass unter Tawadros dieser Stolperstein beiseite geräumt wird, was bei Shenouda leider nicht der Fall war. Er ist in den letzten Jahren – um es vorsichtig auszudrücken – ja nicht mehr ganz so auf der ökumenischen Schiene gewesen.“

Dem neuen Oberhaupt der Kopten gehe es nicht bloß um formale Gesten, so Schroedel:

„Das sind nicht nur Stilfragen, die hier neu sind, sondern wirklich theologische, oder sagen wir, anthropologische Signale, die gesendet werden. Ich selbst durfte dabei sein, als der Patriarch der koptisch-katholischen Glaubensgemeinschaft, das Oberhaupt von etwa einer Viertelmillion Katholiken hier in Ägypten, am 12. März inthronisiert worden ist. Da kam Tawadros, das Oberhaupt von immerhin 15 Millionen Kopten, hinein in die Kirche und es fand eine herzliche Umarmung statt – es ist fast mehr als nur eine Zeichen, das ist eine ganz intensive Aussage: Hier wollen wir zusammenarbeiten.“

Das ganze Interview hören Sie durch Anklicken des Lautsprechersymbols oben links. Darin geht es u.a. um die aktuelle Lage der Christen in Ägypten und den schwindenden Konsens der Regierung Mursi in der ägyptischen Bevölkerung.

(rv 09.05.2013 pr)









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