Kommandant Anrig: „Wir passen uns an dem Franziskus-Stil an“
Die Schweizergarde
passt sich dem Stil des neuen Papstes an, will heißen: wenn Franziskus so vielen Menschen
wie möglich die Hände schütteln und mit diesen sprechen will, dann richtet sich die
Garde auf diesen Umstand ein. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Kommandant
der Schweizergarde, Daniel Anrig. An diesem Montag leisten 35 neue Gardisten ihren
feierlichen Eid auf die Gardefahne. Die Vereidigung der jungen Rekruten findet jedes
Jahr am 6. Mai statt, in Erinnerung an die 147 Soldaten, die bei der Plünderung Roms
im Jahr 1527 getötet wurden. Seit über 500 Jahren gibt es die Päpstliche Schweizergarde.
Unter Papst Franziskus hat sich einiges geändert, insbesondere was die Zahl der Pilger
und Besucher im Vatikan betrifft.
„Was für jeden jungen Gardisten – aber
auch für die langjährigen Mitglieder der Garde – sehr speziell ist, ist die Tatsache,
dass derzeit sehr viele Leute an den Generalaudienzen teilnehmen. Weit über 70.000
Menschen nehmen etwa an der Mittwochskatechese teil. Auch die Gottesdienste im Kontext
des Glaubensjahres beeindrucken uns sehr. Der Petersplatz ist bei diesen Anlässen
immer übervoll.“
Auch in der Schweiz ist das Interesse an dem neuen Papst
gestiegen. Das hat auch Vorteile für die Rekrutierung neuer Gardisten, so Anrig.
„Die
Rekrutierung läuft heutzutage stark über die Bewusstseinsbildung. Wenn also in der
Schweiz bewusst wird, dass es in Rom die Schweizergarde gibt, und dies bei jungen
Schweizern bekannt wird, dann haben wir sicherlich mehr Anfragen. Durch den Rücktritt
Benedikt XVI. haben Schweizer Medien sehr viel über uns berichtet. Die Anfragen bei
uns sind dementsprechend gestiegen. Ob es dann später wirklich mehr Rekruten geben
wird, wird sich noch weisen.“
Es sei für ältere Gardisten eine Besonderheit,
dass nun auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Vatikan wohnt. Acht Jahre lang
dienten sie ihm „treu und redlich“, wie die Gardisten jeweils am 6. Mai schwören.
„Jeder
Gardist, der unter einem bestimmten Papst gedient hat, ist stark mit diesem Papst
persönlich und im Herzen verbunden. Das stellen wir immer wieder bei Gesprächen mit
ehemaligen Gardisten fest. Die innere Nähe zu Benedikt XVI. ist bei denjenigen, die
unter ihm gedient haben, sehr stark vorhanden. Für uns ist aber klar, dass Benedikt
XVI. entschieden hat, sich zurückzuziehen und die Kirche durch das Gebet zu begleiten.
Das macht es für uns unmöglich, einen persönlichen Kontakt mit ihm zu haben.“
Der
aus dem Kanton Luzern stammende Hellebardier Roland Kristan ist einer der 35 neuen
Gardisten, die an diesem Montag den Eid leisten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt
er, dass er Papst Franziskus bereits persönlich getroffen hat.
„Da der Papst
in der Casa Santa Marta wohnt, konnte ich ihm bereits die Hand schütteln. Ich spiele
auch in der Gardeblaskapelle, so dass ich ihm auch an seinem Namenstag – dem Gregortag
– nochmals die Hand schütteln durfte. Daran war ich nicht gewöhnt, weil der emeritierte
Papst Benedikt XVI. ein zurückhaltender Mensch ist. Franziskus hingegen ist sehr offen
und das gefällt mir sehr. Das bringt auch Abwechslung in das Gardeleben.“
Sein
Kollege Patrick Sonderegger kommt aus dem Kanton St. Gallen. Auch er hat Papst Franziskus
schon während des Dienstes getroffen. Sie hätten über die Schweiz gesprochen.
„Papst
Franziskus kennt die Schweiz. Vor kurzem kam er auf mich zu. Da wurde ich nervös.
Aber man gewöhnt sich daran. Ich bin als Zehnjähriger erstmals nach Rom gereist und
kam da auch erstmals mit der Schweizergarde in Kontakt. Danach war ich viermal in
Rom. Als ich in der Schweiz dann den Militärdienst absolviert hatte, beschloss ich,
mich hier zu bewerben. Dann ging es ganz schnell. Nun werde ich meinen Schwur leisten.“