Franziskus in Santa Maria Maggiore: „Verbindlichkeit in Freiheit trägt reiche Frucht“
Papst Franziskus hat
zu Beginn des Marienmonats Mai erstmals öffentlich ein Rosenkranz-Gebet gesprochen.
In der römischen Kirche Santa Maria Maggiore betete er am Samstagabend gemeinsam mit
Vertretern katholischer Bruderschaften aus Italien und anderen europäischen Staaten.
Zugleich nahm er die Papstbasilika offiziell in Besitz.
Als Zeichen der Inbesitznahme
der Basilika küsste Franziskus bei seinem Einzug in die Basilika Santa Maria Maggiore
das Kruzifix. Die Marienikone „Salus Populi Romani“, „Beschützerin des Römischen Volkes“,
war aus aktuellem Anlass am Altar aufgestellt worden; normalerweise befindet sich
die historisch bedeutendste Marienikone der Ewigen Stadt in einer Seitenkapelle der
Basilika. In seiner Predigt ging Franziskus auf den Begriff der Freiheit ein; er beklagte
eine wachsende Unverbindlichkeit in lebensentscheidenden Fragen:
„Wir sind
Opfer einer Tendenz, die uns zur Unverbindlichkeit führt… so als ob wir Jugendliche
bleiben wollten. Das ist ein wenig der Charme des Jugendlich-Bleibens, und das das
ganze Leben lang!“
Wie eine „gute Mutter“ gebe die Gottesmutter Maria den
Gläubigen die Freiheit, definitive Entscheidungen zu fällen. Franziskus appellierte
an seine Zuhörer:
„Haben wir keine Angst vor dem verbindlichen Engagement,
einem Einsatz, der unser ganzes Leben einbezieht und fordert! So wird unser Leben
fruchtbar! Und das ist Freiheit: den Mut zu haben, diese Entscheidungen mit Größe
zu treffen.“
Maria lehre uns, stets offen gegenüber dem Leben zu sein und
mit Freude und Hoffnung Leben zu schenken – physisches und spirituelles Leben. Auch
helfe uns die Gottesmutter, mit Mut und Hoffnung Schwierigkeiten zu überwinden:
„Wie
eine gute Mutter, die uns nahe ist, gibt sie uns die Kraft und zeigt uns den Weg ihres
Sohnes, damit wir nie den Mut angesichts der Widrigkeiten des Lebens verlieren und
angesichts unserer eigenen Schwächen und Sünden.“
Der Papst rief weiter
dazu auf, sich in der Wohlstandsgesellschaft nicht einem „faulen“, „bequemen“ und
„oberflächlichen“ Leben hinzugeben, dessen Mittelpunkt allein „die Dinge“ sind. Wahren
Christen müsse es darum gehen, im Leben Verantwortung zu übernehmen und sich von „großen
Idealen“ leiten zu lassen, so Franziskus.
Kardinal Santos Abril y Castelló,
der Erzpriester von Santa Maria Maggiore, ging in seinem Grußwort vor dem Papst auf
Franziskus‘ ersten Besuch in Santa Maria Maggiore ein; Franziskus hatte die berühmteste
Marienkirche Roms noch am Tag seiner Wahl zum Papst spontan besucht. Davon ausgehend
formulierte Kardinal Santos Abril y Castelló ein neues pastorales Programm für die
Papstbasilika:
„Zu versuchen, den Glauben im christlichen Volk mit einem
doppelten Akzent neu zu erwecken: mit einem marianischen Akzent und in Einheit mit
dem Papst, indem wir uns zum beständigen Echo seiner Lehre und Worte machen (…). Sie
treiben uns dazu, an die religiösen und menschlichen Randgebiete zu gehen, wo es viele
Orte gibt, die es zu füllen und zu begleiten gilt.“
Franziskus hatte am
Freitag in einer Twitter-Botschaft auch Familien zum Rosenkranz-Gebet aufgerufen.
„Es wäre schön, im Marienmonat Mai in den Familien gemeinsam den Rosenkranz zu beten.
Denn das Gebet festigt das Familienleben“, schrieb der Papst, der sich auch beim Verlassen
der Basilika Santa Maria Maggiore an die zahlreichen Gläubigen wandte, die sich draußen
versammelt hatten:
„Es lebe die Gottesmutter! Sie ist unsere Mutter. Vertrauen
wir uns ihr an, damit sie uns wie eine gute Mamma beschützt. Ich bete für euch, bitte
euch aber auch, für mich zu beten, denn das brauche ich. Drei ,Ave' für mich. Ich
wünsche euch einen schönen Sonntag morgen!"