Kommt es doch wieder
zu Friedensverhandlungen zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde?
Ein Kompromissvorschlag der Arabischen Liga und des neuen US-Außenministers John Kerry
lassen neue Verhandlungen nach jahrelangem Stillstand möglich erscheinen. Auch Papst
Franziskus hat sich diese Woche im Gespräch mit Israels Präsident Shimon Peres für
die Rückkehr an den Verhandlungstisch eingesetzt. Israels Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu erklärt sich dazu bereit, aber ist seinen Worten zu trauen? Das fragte Radio
Vatikan den Jerusalemer Weihbischof William Shomali.
„Diese Worte deuten
auf eine Öffnung hin – nur, dass zwischen dem Ankündigen und dem Machen ein ganzes
Meer liegt. Hoffen wir trotzdem, dass es zu Verhandlungen kommt. Immerhin machen Netanjahus
Worte ja Hoffnung darauf.“
Der Bischof würdigt die Palästinensische Autonomiebehörde
dafür, dass sie sich auf den Kompromissvorschlag Kerrys und der Arabischen Liga einlässt:
„Diese Öffnung der Palästinenser akzeptiert, wie die Arabische Liga das vorschlägt,
die Grenzen von 1967 und die Möglichkeit eines Austauschs von Territorien. Das ist
weiterhin gültig. Sollte es wirklich gelingen, das zur Basis von Verhandlungen zu
machen, dann gibt es sehr, sehr viel Hoffnung!“
Weniger euphorisch reagiert
Weihbischof Shomali auf die Worte des israelischen Bauministers, dass der Bau von
israelischen Siedlungen (und auch ihr Ausbau in Ost-Jerusalem) weitergehen wird: „Das
ist besorgniserregend, weil es den Friedensprozess zum Zusammenbruch bringen kann.
Sehr negativ.“ Auch dem Plan Israels, seine Sperrmauer zu den Palästinensern auch
durch das Cremisan-Tal zu ziehen, widerspricht der Kirchenmann scharf:
„Das
bringt mit sich, dass das Land von 58 palästinensischen Familien künftig auf der Seite
des israelischen Gilo liegen wird; dadurch werden diese Ländereien wahrscheinlich
trotz aller gegenteiligen Versprechungen nicht mehr zugänglich sein und wohl auch
enteignet. Diese Entscheidung hat uns, die Kirche, und auch die Einwohner überrascht.
Wir – und sie auch – müssen das vor das israelische Oberste Gericht bringen, damit
noch eine Hoffnung auf Gerechtigkeit besteht!“
Israel begründet seine Mauerpläne
mit Sicherheitserwägungen. Aber das will Weihbischof Shomali so nicht gelten lassen:
„Die beste Sicherheit ist das beiderseitige Vertrauen! Man sollte mehr Kraft in
Verhandlungen investieren als darin, Mauern zu bauen. Diese Mauern, die den Menschen
ihr Land wegnehmen, sind nicht förderlich für den Frieden. Ich wünschte, es würde
endlich verhandelt – dann werden beide Seiten schon Frieden und Sicherheit finden!“
Im
Cremisan-Tal stehen zwei Salesianerklöster, die u.a. eine Landwirtschaftsschule für
Palästinenser aufgezogen haben. „Diese Schule wird auf der Seite des palästinensischen
Beit Jala bleiben, aber dennoch werden wegen der Mauer nicht mehr alle Schüler kommen
können. Das ist Teil des Problems.“