Bangladesch: „Ein, zwei Monate nach der Katastrophe ist alles vergessen“
Konsumenten in Europa
und den USA wollen immer billigere Ware; ein Grund für die katastrophalen Arbeitsbedingungen,
die durch den Zusammenbruch eines Gebäudes in Bangladesch und den Tod von weit über
200 Menschen ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind. Produzenten und Verkäufer vor
allem der großen Billigmarken stehen unter Druck, ihre Produktionsmethoden zu überprüfen.
Der Erzbischof von Dhaka, Patrick D’Rozario, wirft den Produzenten, aber auch
der Regierung des Landes vor, nicht genug für die Menschen zu tun. Das Land lerne
zwar aus diesen Vorfällen, aber das müsse nun auch Folgen für die Produktion von Kleidung
haben. Diese ist eine der wirtschaftlichen Haupteinnahmequellen des Landes, so dass
auch die ausländischen Produzenten jetzt in der Pflicht seien.
„Sie wollen
billige Arbeit und deswegen kommen sie her, ohne auf die Arbeitsbedingungen zu achten.
Aber den Arbeitern muss Gerechtigkeit widerfahren. Es gibt leider auch die Tendenz
zu vergessen: Nach einem, zwei oder sechs Monaten erinnert man sich nicht mehr.“
Papst
Franziskus hatte in der Generalaudienz an diesem Mittwoch diese Form von Ausbeutung
angeprangert und Sklavenarbeit genannt. In Bangladesch ist es bereits die zweite Katastrophe
dieser Art innerhalb kurzer Zeit, bereits im November war ein Gebäude abgebrannt,
in dem Kleidung produziert wurde. Auch damals kamen über 100 Menschen um.
„Es
passiert immer wieder. Das ganze Land ist geschockt. Wir lernen daraus, dass es nicht
nur diese Kleidungs-Fabriken sind, sondern auch viele andere betrifft. 90 Prozent
der Gebäude sind in einem schlechten Zustand, die Bauvorschriften sind nicht eingehalten
worden. Nun tut man etwas, man überprüft die Gebäude, man schaut auf die Korruption,
die das zugelassen hat. Aber das kommt natürlich zu spät. Wir dürfen nicht vergessen.
Jetzt müssen die Produzenten Verantwortung übernehmen, vor allem für die Arbeitsbedingungen
der Menschen.“