Peres beim Papst: Besuch unter schwierigen Vorzeichen
Der israelische Präsident
Schimon Peres sieht Papst Franziskus als möglichen Vermittler im Nahost-Konflikt.
Peres traf am Dienstag mit Franziskus zu einem Gespräch im Vatikan zusammen. „Der
neue Papst ist eine besondere Person, er verkörpert die spirituelle Kraft des Katholizismus“,
sagte Peres im Vorfeld der Begegnung in einem Interview mit dem italienischen Radiosender
RaiUno. Diese Kraft könnte auch eine förderliche Rolle für Frieden im Nahen Osten
spielen, so Peres, der an diesem Mittwoch die Ehrenbürgerschaft des Städtchens Assisi
erhielt.
Es bestehe die Hoffnung, dass Israel und Palästina mit der Wiederaufnahme
der Friedensgespräche und mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft sowie
„mit mutigen Entscheidungen und dem guten Willen beider Seiten“ eine Übereinkunft
finden können, die die „legitimen Erwartungen beider Völker“ respektiere und somit
entschieden zu Frieden und Stabilität in der Region beitragen könne.
So steht
es – recht allgemein gehalten – in der Vatikanerklärung, die nach Peres‘ Begegnung
mit dem Papst veröffentlicht wurde. Am Montag noch hatten sich Christen aus den Palästinenser-Gebieten
in einem offenen Brief an Papst Franziskus gewandt.
Die geplante Mauer würde
Bethlehem und weitere Gebiete von Jerusalem und heiligen Stätten trennen, heißt es
in dem offenen Brief der Kommunalverwaltung des Ortes Beit Jala. „Bis heute hat Israel
zwei Drittel unseres Landes konfisziert“, schreiben die Verfasser weiter. Franziskus
solle seine Begegnung mit Israels Staatspräsident nutzen und die Folgen der Besetzung
ansprechen. Peres sei einer der Hauptverantwortlichen für „Verbrechen, die Israel
seit Jahrzehnten an unserem Volk verübt“, zitiert die katholische Nachrichtenagentur
KNA aus dem Schreiben. Die Autoren, vertreten durch Beit Jalas Bürgermeister Nael
Salman, verwiesen auf die Entscheidung eines Gerichts in Tel Aviv, das den geplanten
Verlauf der Sperrmauer durch das Gelände des Klosters der Don-Bosco-Schwestern bei
Beit Jala für rechtens erklärte. Die Entscheidung betreffe das Land von 58 christlichen
Familien sowie Wirtschafts- und Sozialeinrichtungen von zwei Konventen des Salesianerordens.
Als Gemeinschaft aller Christen von Katholiken, Orthodoxen und Lutheranern appellierten
sie an Franziskus „in einem Gefühl von Verzweiflung und Dringlichkeit, unsere Hoffnung
darauf lebendig zu halten, dass Gerechtigkeit und Frieden weiterhin möglich ist.“
Es
ist anzunehmen, dass auch dieses Thema im Gespräch zwischen Papst und Peres eine Rolle
gespielt haben dürfte, auch wenn das Vatikanstatement nur davon spricht, es seien
auch „Fragen angesprochen worden, die das Verhältnis zwischen israelischem Staat und
lokalen katholischen Gemeinschaften“ beträfen. Der israelische Botschafter am Heiligen
Stuhl, Zion Evrony, bekräftigt unterdessen im Interview mit Radio Vatikan, dass Israel
„nichts mehr will als den Frieden“. Dafür seien jetzt allerdings die Palästinenser
am Zug, so Evrony.
„Wir hoffen wirklich, dass diese Gespräche wieder aufgenommen
werden. Der Frieden mit unseren palästinensischen Nachbarn ist eines unser Hauptziele.
Aber der einzige Weg, den Frieden zu erreichen, ist für die palästinensische Führung,
an den Verhandlungstisch zu kommen. Das ist das größte Hindernis des Friedens in den
letzten vier Jahren gewesen. Ohne die Führung Palästinas am Verhandlungstisch gibt
es keinen Weg, den Frieden zu erreichen.“
Für Schimon Peres ging sein Italienbesuch
an diesem Mittwoch in Assisi weiter. Dort erhielt der israelische Präsident die Ehrenbürgerschaft
des italienischen Städtchens.