Papstpredigt zum Tag der Arbeit: „Profit leider wichtiger als Menschen“
Eine Gesellschaft
ist nur dann gerecht, wenn sie alle an der Arbeit teilhaben lässt. Das sagte Papst
Franziskus an diesem 1. Mai, dem Fest „Josef der Arbeiter“ und Tag der Arbeit, bei
seiner Predigt während der Morgenmesse.
„Den rechten Lohn nicht zu zahlen
und keine Arbeit zu geben, weil man nur auf die Bilanzen schaut, auf die Bilanzen
der Firmen: Das ist der Blick auf den Profit. Das ist gegen Gott! Wie viele unserer
Brüder und Schwestern in der Welt sind in einer solchen Situation der ökonomischen,
sozialen, politischen Bedrängnis?“
Papst Franziskus zitiert einen mittelalterlichen
Rabbiner, der vom Turmbau zu Babel berichtet, als der Ziegel ein sehr wertvolles Objekt
war.
„Wenn so ein Ziegel aus Versehen herunterfällt, ist das ein enormes
Problem, ein Skandal. ‚Was hast du da angerichtet!’ Aber wenn einer derer fällt, die
den Turm bauen: ‚Möge er ruhen in Frieden!’ und weiter geht es. Der Ziegel ist wichtiger
als die Person. Das erzählt der Rabbiner von damals und genauso ist es heute. Die
Menschen sind denen, die politische, soziale und ökonomische Macht haben, weniger
wichtig als die Dinge, die Profit bringen. Wo sind wir hingekommen?“
Heute,
fügte der Papst an, können wir nicht mit dem heiligen Paulus sagen: „wer nicht arbeiten
will, soll nicht essen“, sondern wir müssten sagen: „wer keine Arbeit hat, hat seine
Würde verloren.“ Die Gesellschaft hat diesen Menschen um seine Würde betrogen. Gott
habe Kain gefragt „Wo ist dein Bruder?“ Heute würde er fragen „Wo ist dein Bruder,
der keine Arbeit hat?“, schloss der Papst seine Predigt.