Papst Franziskus trifft
im ökumenischen Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken den richtigen Ton. Das
deutet der Prälat Mark Langham vom päpstlichen Einheitsrat im Interview mit Radio
Vatikan an. Langham vertritt den Vatikan in diesen Tagen beim dritten Treffen der
internationalen Ökumene-Kommission ARCIC im brasilianischen Rio. Die Kommission widmet
sich dem Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken; beim aktuellen Treffen geht es
um das Verhältnis zwischen universeller Kirche und Ortskirche.
„Unsere anglikanischen
Partner haben uns erzählt, dass sie sehr an dem interessiert sind, was Papst Franziskus
gesagt hat und wie er es gesagt hat. Und es ist sehr interessant, dass viel von dem,
was der Heilige Vater sagt, eine Sprache reflektiert, die im anglikanisch-römisch-katholischen
Dialog unserer Kommission bereits benutzt wurde, etwa um über die Amtsgewalt zu sprechen.“
Langham
nennt in diesem Kontext die gemeinsame Erklärung „Gift of authority“ der ARCIC–Kommission
aus dem Jahr 1998. In dem Arbeitsdokument werden Gemeinsamkeiten zwischen anglikanischer
und katholischer Kirche formuliert, das Papst-Primat wird darin als „Geschenk“ für
alle Kirchen umschrieben. Franziskus‘ Worte träfen den Ton dieses Dokumentes, meint
Langham:
„Es gibt da eine Resonanz. Man kann in keiner Weise sagen, dass
das Vorgängige jetzt abgelehnt oder nicht mehr aktuell ist, denn das Lehramt der Päpste
ist wesentlicher Teil unserer Agenda. So wird auch der neue Schwerpunkt, den Papst
Franziskus bringt, uns dabei helfen, einige Themen neu einzuschätzen und neu zu besprechen
und sie in einem neuen Licht zu sehen. Es ist also ohne Zweifel eine sehr aufregende
Zeit!“
Regelrecht überschwängliche Töne kommen von anglikanischer Seite:
Papst Franziskus sei „extrem ermutigend“ für die gesamte Ökumene, meint der anglikanische
Bischof Christopher Hill vom Rat für die Einheit der Christen bei der „Church of England“.
Er ist wie Langham Mitglied in der ARCIC-Kommission. Vor allem Franziskus’ Betonung
seiner Rolle als „Bischof von Rom“ werde sich langfristig sehr positiv auf die Ökumene
auswirken, nicht nur die mit den Anglikanern, sagt Hill gegenüber Radio Vatikan:
„Franziskus‘
Betonung des ,Bischofs von Rom´ und des Amtes des Bischofs von Rom, also der lokalen
Kirche von Rom, entspricht für die Orthodoxen etwa genau der Art und Weise, wie sie
die Kirche verstehent: dass sie nämlich Bischöfe sind, im Plural, nicht ein einzelner
Bischof über der ganzen Kirche, sondern Kirche als Gemeinschaft von Kirchen. […] Und
diese neue Betonung ist ökumenisch gesehen so angenehm und hilfreich, dass das auf
lange Sicht einen großen Unterschied machen wird. […] Das ist wie ein Horizont, den
man noch nicht sieht, nur in Form eines Schimmerns durch den Nebel.“
Dass
es jetzt einen neuen Papst in Rom und einen neuen Anglikaner-Primas in Canterbury
gibt, wird den anglikanisch-katholischen Dialog aber nicht revolutionieren, bremst
Mark Langham vom päpstlichen Einheitsrat zu hohe Erwartungen ab. Schließlich seien
„die Probleme immer noch da, und das sind reale Problem“, so Langham wörtlich. Aber,
räumt der Ökumene-Fachmann dann ein: es wehe schon irgendwie ein neuer Wind:
„Unsere
Arbeit geht weiter, egal wer in Rom oder Canterbury sitzt. Doch gleichzeitig gibt
es einen Neuanfang, das Gefühl einer neuen Atmosphäre, und ich denke, wir werden sehr
bewusst sein, dass unser Dialog in einem neuen Kapitel stattfindet im Leben beider
Gemeinschaften. Und einige der wundervollen Dinge, die Papst Franziskus und Erzbischof
Welby sagten, werden wir in unseren Dialog einspeisen.“