Papst Franziskus: Wer alles für sich behalten will, ist kein Christ
Das Sprechen vom Jüngsten
Gericht ist kein Grund, Angst zu haben oder zu machen. Mit diesem Gedanken erläuterte
Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz einen weiteren Vers des
Glaubensbekenntnisses. Der Petersplatz war wieder übervoll, der Platz davor auch,
und die Menschen standen bis weit in die breite Zugangsstraße, die Via della Conciliazione
hinein, um den Papst zu hören und zu sehen.
„Von dort wird er kommen, zu richten
die Lebenden und die Toten“: Dieser Vers des Glaubensbekenntnisses war das Thema der
Katechese des Papstes. Er drücke die Spannung aus, die in der Welt sei: Sie habe begonnen
mit der Schöpfung des Menschen nach Gottes Antlitz und sie ende im jüngsten Gericht.
„Die
beiden Pole der Geschichte werden leicht vergessen, und vor allem der Glaube in die
Wiederkunft Christi und das Gericht, er ist oft nicht klar und wird in den Herzen
der Gläubigen übergangen. Jesus selber hat während seines öffentlichen Auftretens
immer wieder von der Wirklichkeit seines Wiederkommens gesprochen.“
Papst
Franziskus legte die Bibelstellen aus, in denen von der Wiederkunft und dem Gericht
die Rede ist. So erinnere das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen den
Glaubenden heute, dass es Aufmerksamkeit brauche: Zu den Törichten sagt der Herr,
dass er sie nicht kenne. Das Warten sei eine Zeit der Gnade.
„Es ist die
Zeit, die Gott und gibt, und allen, eine Zeit, gottgemäß zu leben, denn wir kennen
weder den Tag, noch die Stunde der Wiederkunft Christi. Was Gott von uns erwartet,
ist bereit zu sein für die Begegnung mit Jesus. Das bedeutet, die Zeichen seiner Anwesenheit
zu erkennen, den Glauben im Gebet und den Sakramenten lebendig zu halten, um nicht
einzuschlafen und Gott zu vergessen. Das Leben der eingeschlafenen Christen ist traurig,
es ist kein glückliches Leben. Das Leben der Christen muss froh sein, in der Freude
Jesu leben, nicht einschläfernd.“
Das zweite Gleichnis in der Papstkatechese
war das von den Talenten, die jeder Mensch bekommen habe, und die es zu entwickeln
und zu pflegen gelte. Sie seien nicht für uns selbst bestimmt, sondern für alle und
für Gott. Wer als Christ seine Gaben in sich selbst einschließe, sei kein Christ,
so der Papst. Und zuletzt ging der Papst auf die Erzählung des Gerichtes ein, wie
Jesus die Menschen teilt in jene, die ihn besucht oder bedeckt oder geholfen hätten,
und jene, die das nicht getan hätten.
„Das sagt uns, dass wir von Gott an
der Liebe gemessen werden, wie wir den Nächsten und besonders die Schwachen und Bedürftigen
geliebt haben. Natürlich sind wir bereits durch Gottes Gnade gerettet, durch Gottes
freies Tun, von uns aus können wir nichts tun, der Glaube ist ein Geschenk. Aber um
Frucht zu tragen will diese Gnade, dass wir uns Gott öffnen.“
Damit sei
das Gericht auch nichts, was uns Angst machen müsste, so der Papst.
„Gott
bietet uns in Barmherzigkeit und Geduld diese Zeit, so dass wir jeden Tag ihn in den
Armen und Kleinen erkennen, dass wir wach seien im Gebet und in der Liebe. Der Herr
erkenne uns am Ende unserer Tage als gute und treue Diener!“