Die Entführung der
beiden syrischen Bischöfe ist ein Zeichen der tragischen Situation, in der sich das
Land befindet. Das sagte Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.
Er erneuerte seinen bereits in der Osterbotschaft gemachten Aufruf, das Blutvergießen
einzustellen und eine politische Lösung für die Krise zu suchen.
Orthodoxe
Kirchenführer fordern die Freilassung der zwei entführten Bischöfe von Aleppo. In
einem gemeinsamen Statement bitten sie die Entführer, „das Leben der zwei Bischöfe
zu schonen und alles zu vermeiden, was einen religiösen Konflikt anfachen könnte“.
Das Schicksal der zwei Bischöfe, die am Montag im Norden von Aleppo von Bewaffneten
verschleppt wurden, ist weiter unklar. Zeitweise hatte es am Dienstag geheißen, sie
seien wieder auf freiem Fuß, doch das bestätigte sich nicht. Der katholische chaldäische
Bischof Antoine Audo erklärt gegenüber Radio Vatikan, die Christen in der Stadt seien
bedrückt:
„Der Kontrast in Aleppo ist deutlich spürbar. An diesem Dienstag
war ja das Fest des heiligen Georg, und normalerweise wird da in den Familien kräftig
gefeiert, weil Georg auch ein sehr beliebter Vorname bei uns ist. Die Leute sind ausgelassen,
sie pilgern normalerweise zur Georgskirche, das ist sonst wirklich eine sehr freudige
Tradition. Aber stattdessen ist jetzt in Aleppo eine große Traurigkeit zu spüren,
eine große Sorge. Die Leute stellen sich viele Fragen über das Fehlen jedweder Sicherheit
und jedweden Friedens.“
Über die Hintergründe der Bischofs-Entführungen
weiß Bischof Audo nicht viel zu sagen; er weist aber darauf hin, dass seit über einem
Monat auch zwei Priester in Geiselhaft sind. Überhaupt hätten Entführungen stark zugenommen,
und Christen seien davon in überdurchschnittlicher Weise betroffen. Über die Lage
in Aleppo sagt Audo:
„Ja, die Lage ist schon katastrophal – man muss allerdings
sagen, es gibt immer noch etwas zu essen und zu trinken, aber alles ist eben sehr
teuer geworden, und dabei sind etwa achtzig Prozent der Menschen hier längst arbeitslos,
sie verarmen rapide. Man sieht das den Leuten in Aleppo mittlerweile in den Gesichtern
an: Menschen, die ich schon lange kenne, haben sich verändert, die Lage hat sie gezeichnet.
Die meisten Leute in Aleppo sehen dünn aus, kränklich – das sieht man ihnen an.“
(rv
24.04.2013 sk)
In unserem Audio-Beitrag hören Sie außer Bischof Audo
auch eine Einschätzung der Lage durch den Jesuiten Paolo Dall`Oglio, der letztes Jahr
wegen kritischer Äußerungen von den syrischen Behörden des Landes verwiesen worden
ist.