Franziskus: "Wir müssen wachsen im freien Austausch der Meinungen"
Eine Kirche, die nicht aus sich selbst herausgeht, erkrankt in der stickigen Luft
ihrer Enge. Das hat Papst Franziskus den argentinischen Bischöfen zu ihrer Vollversammlung
zu bedenken gegeben. In einem Brief, der auf 25. März datiert ist und an diesem Mittwoch
bekannt wurde, rät der Papst seinen Mitbrüdern, jede seelsorgerliche Arbeit im Licht
der Mission zu sehen. Überdies entschuldigt sich Franziskus bei den argentinischen
Bischöfen mit einer Prise Humor, „wegen kürzlich eingegangener Verpflichtungen“ -
seiner Wahl zum Papst - nicht an ihrer Vollversammlung teilnehmen zu können.
Die
Einlassungen Papst Franziskus gegenüber den argentinischen Bischöfen erinnern inhaltlich
an die Rede, die er vor den zum Konklave versammelten Kardinälen gehalten hatte. „Wir
müssen aus uns selbst herausgehen zu allen Randgebieten der Existenz, und wir müssen
wachsen im freien Austausch der Meinungen“, schärfte Franziskus seinen Kollegen im
Bischofsamt ein. Zwar riskiere eine Kirche, die aus sich selbst hinausgehe, draußen
einen Unfall zu haben, geradeso wie jemand, der sein eigenes Haus verlasse, aber „ich
will Ihnen offen sagen, dass mir eine lädierte Kirche tausendmal lieber ist als eine
kranke Kirche“. Die typische Erkrankung der eingeschlossenen Kirche sei die Selbstbezogenheit:
sich selbst zu betrachten, „sich in sich selbst zu verkrümmen wie jene Frau des Evangeliums“;
das sei „eine Form von Narzissmus“, die die Bischöfe „zur Weltlichkeit im Geist und
zu einem gezierten Klerikalismus“ führe und in der Folge daran hindere, „die süße
und tröstliche Freude des Evangelisierens“ zu erfahren.
„Ich wünsche Ihnen
allen diese Freude“, fuhr Franziskus fort, „die uns vor Groll, vor Traurigkeit und
einem Dasein als alte klerikale Junggesellen bewahrt. Diese Freude hilft uns, jeden
Tag fruchtbarer zu sein und im Dienst am heiligen Volk Gottes uns zu verausgaben und
abzunutzen; diese Freude wächst immer mehr in dem Maß, in dem wir ernst machen mit
der pastoralen Bekehrung, die uns die Kirche abverlangt. ... Der Herr befreie uns
davon, unser Bischofsamt zu beschönigen mit dem Flitter der Weltlichkeit, des Geldes
und eines wohlfeilen Klerikalismus. ... Ich bitte Sie, für mich zu beten, damit ich
zu hören verstehe, was Gott will und nicht was ich selbst will.“