Predigt am Karfreitag: „Der Händedruck zwischen Gott und den Menschen"
Wir dokumentieren die Predigt vom Päpstlichen Hausprediger, Pater Raniero Cantalamessa
OFMCap, bei der Feier der Passion mit Papst Franziskus an diesem Karfreitag im Petersdom:
„Alle
haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden
sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott
dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben […],
um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt“ (Röm
3, 23-26).
Wir haben den Gipfel und den entscheidenden Moment dieses Jahres
des Glaubens erreicht. Hier erkennt man den Glauben, der rettet; den Glauben, „der
die Welt besiegt“ (vgl. 1 Joh. 5,5)!
Der Glaube ist eine Aneignung, durch die
wir die von Christus erwirkte Erlösung zu unserer machen, uns in den Mantel seiner
Gerechtigkeit kleiden. Auf der einen Seite die Hand, die Gott uns reicht, um dem Menschen
seine Gnade zuteilwerden zu lassen; auf der anderen Seite die Hand des Menschen, der
sich mittels des Glaubens ausstreckt, um dieses Angebot Gottes zu ergreifen. Der „neue
und ewige Bund“ wird von einem Händedruck zwischen Gott und den Menschen besiegelt.
An
diesem Tag haben wir die Möglichkeit, den wichtigsten Entschluss unseres Lebens zu
treffen, die Wahl, die uns die Pforten der Ewigkeit erschließt: Den Entschluss, zu
glauben! Zu glauben, dass Christus „Wegen unserer Verfehlungen hingegeben“ und „wegen
unserer Gerechtmachung auferweckt“ wurde (vgl. Röm 4,25). In einer Osterpredigt des
4. Jahrhunderts gebrauchte ein Bischof Worte, die außerordentlich modern und, man
könnte sagen, existenziell klingen: „Für jeden Menschen beginnt das Leben ab dem Augenblick,
wenn Christus für ihn geopfert wird. Aber das Opfer Christi gilt für ihn ab dem Moment,
wenn er die Gnade erkennt und sich des Lebens bewusst wird, das ihm durch jenes Opfer
beschert wird“ (Osterpredigt des Jahres 387: SCh 36, S. 59 ff.).
Welch
außergewöhnlich große Sache! Dieser Karfreitag, den wir im Jahr des Glaubens und mit
dem neuen Nachfolger Petri feiern, kann, wenn wir es wollen, zum Anfang eines neuen
Lebens werden. Der Bischof Hilarius von Poitiers, der erst im Erwachsenenalter zum
Christentum konvertierte, schrieb über sein früheres Leben: „Bevor ich dich kennenlernte,
existierte ich nicht“.
Was von uns verlangt wird ist nur, dass wir uns auf
die Seite der Wahrheit stellen und eingestehen, dass wir gerechtfertigt werden müssen,
und nicht versuchen, uns selbst zu rechtfertigen. Der Zöllner, der zum Tempel hinaufging
und das kurze Gebet sprach: „Gott, sei mir Sünder gnädig“, ging „als Gerechter“ nach
Hause zurück, sagt Jesus (vgl. Lk 18,9-14). „Als Gerechter“ bedeutet, dass ihm vergeben
wurde, dass er ein neuer Mensch geworden war, und ich glaube, er ging mit fröhlichem
Herzen nach Hause. Was hatte er so außerordentlich großes getan? Nichts, er hatte
sich lediglich vor Gott auf die Seite der Wahrheit gestellt, und mehr braucht Gott
nicht, um handeln zu können.
Wie ein Bergsteiger, der gerade eine schwierige
Passage hinter sich gebracht hat, kurz innehält um sich zu erholen und das neue Panorama
zu genießen, dass sich vor ihm auftut, so schreibt Paulus zu Beginn des 5. Kapitels
des Römerbriefs, nachdem er den schwierigen Begriff der Gerechtmachung durch den Glauben
erläutert hat:
„Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch
Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten,
in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr
noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt
Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde
gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist,
der uns gegeben ist“ (Röm 5,1-5)
Heute werden von Satelliten aus Infrarotfotos
von großen Flächen der Erde und sogar des ganzen Planeten durchgeführt. Wie anders
wirkt das Panorama von dort oben und im Licht dieser Strahlen, welch ein Unterschied
zu dem, was wir vom Boden aus und mit natürlicher Beleuchtung wahrnehmen! Ich erinnere
mich an eines der ersten Satellitenbilder, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
wurden; es zeigte die Sinaihalbinsel. Ganz anders waren die Farben, viel deutlicher
die Berge und Täler. Es ist ein Gleichnis. Auch das menschliche Leben erscheint im
Schein des infraroten Lichts des Glaubens und von der Höhe des Kalvarienbergs aus
betrachtet anders als das, was man „mit dem bloßen Auge“ sieht.
„Ein und dasselbe
Geschick“, sagt der Weise des Alten Testaments, „trifft den Gesetzestreuen und den
Gesetzesbrecher… Noch etwas habe ich beobachtet unter der Sonne: An der Stätte, wo
man Urteil spricht, geschieht Unrecht; an der Stätte, wo man gerechtes Urteil sprechen
sollte, geschieht Unrecht“ (Koh 3,16; 9,2).
Tatsächlich hat man zu allen Zeiten
das Unrecht siegen und die Unschuldigen gedemütigt gesehen. Nur damit man nicht glaube,
dass es auf der Welt etwas Sicheres und Unabänderliches gebe, schreibt Bossuet, geschieht
manchmal auch das Gegenteil, und man sieht einen Unschuldigen auf dem Thron und das
Unrecht seiner gerechten Strafe zugeführt. Doch welchen Schluss zieht der Kohelet
aus alledem? „Da dachte ich mir: Gott ist es, der den Unschuldigen wie den Schuldigen
verurteilt“ (Koh 3,17). Damit hat er den Gesichtspunkt gefunden, der der Seele ihren
Frieden zurückgibt.
Was Kohelet im Unterschied zu uns nicht wissen konnte ist,
dass dieser Urteil bereits gefällt ist: „Jetzt“, sagt Jesus, als seine Passion näher
rückt, „wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt
hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir
ziehen“ (Joh 12, 31-32).
In Christus, der stirbt und wieder aufersteht, hat
die Welt ihr letztes Ziel erreicht. Der Fortschritt der Technik galoppiert heute mit
atemberaubender Geschwindigkeit, und die Menschheit sieht sich neuen und vor kurzem
noch unvorstellbaren Zukunftsszenarien gegenüber, die den Errungenschaften der Wissenschaft
zu verdanken sind. Und dennoch kann man sagen, dass das Ende der Zeit bereits eingetreten
ist, denn in Christus, der zur Rechten des Vaters aufgefahren ist, hat die Menschheit
ihr höchstes Ziel erreicht. Der neue Himmel und die neue Erde haben bereits begonnen.
Trotz aller Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt dieser Welt, hat in ihm die endgültige
Weltordnung bereits Fuß gefasst. Was unsere Augen sehen könnte uns dazu verleiten,
das Gegenteil zu glauben, aber in Wirklichkeit sind der Tod und das Böse schon für
immer besiegt. Ihre Quellen sind versiegt; Jesus ist der Herr der Welt. Das Böse ist
an der Wurzel besiegt worden durch die Erlösung, die er gewirkt hat. Die neue Welt
hat schon begonnen.
Vor allem eines sieht ganz anders aus, wenn man es mit
den Augen des Glaubens betrachtet: der Tod! Christus ist in den Tod eingedrungen wie
in ein finsteres Gefängnis, aber er ist auf der anderen Seite wieder hinausgekommen.
Er ist nicht dorthin zurückgekehrt, wo er vorher war, wie etwa Lazarus, der zum Leben
zurückkehrte, um dann erneut zu sterben. Er hat eine neue Tür zum Leben geöffnet;
eine Tür, die niemand jemals wieder schließen kann, und durch die wir alle ihm folgen
können. Der Tod ist keine Wand mehr, an der alle menschlichen Hoffnungen zerschellen;
er ist zur Brücke geworden, die uns mit der Ewigkeit verbindet. Eine „Seufzerbrücke“
vielleicht, denn niemand stirbt gerne; aber er ist und bleibt eine Brücke, kein Abgrund
mehr, der alles verschlingt. „Stark wie der Tod ist die Liebe“, heißt es im Hohelied
(Hld 8,6). In Christus ist sie sogar noch stärker als der Tod gewesen!
In seiner
„Kirchengeschichte des englischen Volkes“ erzählt Beda Venerabilis, wie der christliche
Glaube den Norden Englands erreichte. Als die römischen Missionare nach Northumberland
kamen, berief der lokale König einen Rat all seiner Würdenträger ein, um festzulegen,
ob man ihnen gestatten sollte, die neue Botschaft zu verbreiten. Einige der Anwesenden
waren dafür, andere dagegen. Es war Winter und draußen tobte ein Schneesturm, der
Saal jedoch war warm und gut beleuchtet. Plötzlich kam durch ein Loch in der Wand
ein Vogel herein, flatterte ängstlich durch den Saal und verschwand wieder durch ein
anderes Loch an der gegenüberliegenden Wand.
Da stand einer der Anwesenden
auf und sagte zum König: „Majestät, unser Leben in dieser Welt gleicht diesem Vogel.
Wir kommen irgendwoher, genießen für kurze Zeit die Licht und die Wärme der Welt,
und verschwinden dann wieder in der Finsternis, ohne zu wissen, wohin wir gehen. Wenn
diese Männer in der Lage sind, uns etwas über das Geheimnis unseres Lebens zu sagen,
müssen wir sie anhören“. Der christliche Glaube könnte in unseren Kontinent und in
unsere säkularisierte Welt aus demselben Grund zurückkehren, der seinen ersten Erfolg
ausmachte: Weil er der einzige ist, der eine sichere Antwort auf die großen Fragen
nach dem Sinn des Lebens und des Todes geben kann.
Das Kreuz trennt die Gläubigen
von den Ungläubigen, denn für die einen ist es Ärgernis und Torheit, für die anderen
Kraft Gottes und Weisheit Gottes (vgl. 1 Kor 1, 23-24); in einem tieferen Sinn jedoch
vereint es alle Menschen, Gläubige wie Ungläubige. „Jesus musste für das Volk sterben
[…], aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten
Kinder Gottes wieder zu sammeln“ (vgl. Joh 11,51 ff.). Der neue Himmel und die neue
Erde sind für alle, denn Christus ist für alle gestorben.
Die Aufgabe, die
für uns daraus folgt, ist es, zu evangelisieren: „Die Liebe Christi drängt uns, da
wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben“ (2 Kor 5,14). Sie drängt uns dazu,
seine frohe Botschaft zu verkünden! Wir wollen der Welt verkünden: „Jetzt gibt es
keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind, denn das Gesetz des
Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde
und des Todes“ (Röm 8,1-2).
Es gibt eine Erzählung von Franz Kafka, die einer
starken religiösen Parabel gleichkommt und fast prophetisch klingt, wenn man sie am
Karfreitag hört. Diese Erzählung heißt: „Eine kaiserliche Botschaft“. Sie berichtet
von einem Kaiser, der vom Sterbebett aus eine Botschaft an einen seiner Untertanen
schicken lässt. Diese Botschaft ist so wichtig, dass der Kaiser sie sich vom Boten
wiederholen lässt, um sicher zu sein, dass er sie auch richtig wiedergeben wird. Dann
verabschiedet er den Boten, der sich auf den Weg macht. Aber lasst uns den Fortgang
der Erzählung vom Autor selbst hören, in jenem so traumhaften, fast alptraumhaften
Ton, der für diesen Schriftsteller typisch ist: „Der Bote hat sich gleich auf den
Weg gemacht; ein kräftiger, ein unermüdlicher Mann; einmal diesen, einmal den andern
Arm vorstreckend schafft er sich Bahn durch die Menge; findet er Widerstand, zeigt
er auf die Brust, wo das Zeichen der Sonne ist; er kommt auch leicht vorwärts, wie
kein anderer. Aber die Menge ist so groß; ihre Wohnstätten nehmen kein Ende. Öffnete
sich freies Feld, wie würde er fliegen und bald wohl hörtest Du das herrliche Schlagen
seiner Fäuste an Deiner Tür. Aber statt dessen, wie nutzlos müht er sich ab; immer
noch zwängt er sich durch die Gemächer des innersten Palastes; niemals wird er sie
überwinden; und gelänge ihm dies, nichts wäre gewonnen; die Treppen hinab müsste er
sich kämpfen; und gelänge ihm dies, nichts wäre gewonnen; die Höfe wären zu durchmessen;
und nach den Höfen der zweite umschließende Palast; und wieder Treppen und Höfe; und
wieder ein Palast; und so weiter durch Jahrtausende; und stürzte er endlich aus dem
äußersten Tor - aber niemals, niemals kann es geschehen - liegt erst die Residenzstadt
vor ihm, die Mitte der Welt, hochgeschüttet voll ihres Bodensatzes. Niemand dringt
hier durch und gar mit der Botschaft eines Toten. - Du aber sitzt an Deinem Fenster
und erträumst sie Dir, wenn der Abend kommt“.
Von seinem Sterbebett aus hat
auch Christus seiner Kirche eine Botschaft anvertraut: „Geht hinaus in die ganze Welt,
und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15). Es gibt auch heute noch
so viele Menschen, die am Fenster sitzen und, ohne es zu wissen, von dieser Botschaft
träumen. Johannes sagt, wir haben es eben erst gehört, dass der Soldat, der mit der
Lanze in die Seite Jesu stieß, es tat, damit sich das Schriftwort erfülle: „Sie werden
auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (vgl. Joh 19,37). In seiner Offenbarung
fügt Johannes noch hinzu: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn
sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen
jammern und klagen“ (Offb. 1,7).
Diese prophetische Aussage kündet nicht das
letzte Kommen Jesu an, wenn die Frist zur Bekehrung abgelaufen sein und die Zeit des
Gerichts kommen wird. Sie beschreibt vielmehr die Evangelisierung der Völker. In ihr
verwirklicht sich ein geheimnisvolles, aber reales Kommen des Herrn, der die Rettung
bringt. Das Jammern und Klagen der Völker kommt nicht aus Verzweiflung, sondern aus
Buße und Reue, denen der Trost folgt. Das ist der Sinn der prophetischen Schriftstelle,
die Johannes mit der Durchbohrung der Seite Christi erfüllt sieht. Es handelt sich
um Sacharja 12,10: „Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde
ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie werden auf den blicken,
den sie durchbohrt haben.“
Die Evangelisierung hat einen mystischen Ursprung;
sie ist ein Geschenk, das vom Kreuz Christi kommt, von jener Seitenwunde, aus der
Blut und Wasser flossen. Die Liebe Christi, genau wie die dreifaltige Liebe, deren
geschichtliche Konkretisierung Christus ist, neigt dazu, sich auszubreiten und alle
Geschöpfe zu erreichen, ganz besonders die, die seiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
Die christliche Evangelisierung ist keine Eroberung, keine Propaganda; sie ist das
Geschenk Gottes an die Menschen in der Gestalt seines Sohnes Jesus Christus. Sie ist
die Freude, die der Kopf empfindet, wenn er spürt, dass das Leben vom Herzen in alle
Glieder fließt, bis auch die entferntesten Teile seines Leibes davon belebt werden.
Wir
müssen unser Möglichstes tun, damit die Kirche niemals jenem komplizierten Palast
ähnele, den Kafka beschreibt, und ihre Botschaft frei und freudig aus ihr hinaus kommen
kann, genau wie in ihrer Frühzeit. Wir kennen die Hindernisse, die den Boten aufhalten
können: Die Trennwände, angefangen bei denen, die die verschiedenen christlichen Kirchen
voneinander trennen; dann ein Übermaß an Bürokratie, die Überbleibsel der Rituale,
Gesetze und Streitigkeiten der Vergangenheit, die heute überholt sind.
In der
Offenbarung sagt Jesus, dass er vor der Tür steht und anklopft (Offb 3,20). Manchmal,
wie unser Papst Franciscus bemerkt, klopft er nicht um hineinzutreten, sondern um
rauszugehen, zu den „existenziellen Vororten der Sünde, des Leidens, der Ungerechtigkeit,
der religiöse Unwissenheit und Gleichgültigkeit, und aller Formen des Elends."
Es
ist wie mit manchen historischen Gebäuden. Im Laufe der Jahrhunderte hat man sie den
Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen, Zimmern
und Zimmerchen angefüllt. Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen
nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen, im Gegenteil sogar ein Hindernis
darstellen, und dann muss man den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude
wieder in den einfachen und klaren Zustand zurückzuführen, den es gleich nach seiner
Erbauung besaß. Das ist der Auftrag, den einst ein Mann erhielt, der vor dem Kreuz
in San Damiano betete: „Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her“.
„Wer
aber ist dazu fähig?“, fragte sich der Apostel angesichts der übermenschlichen Aufgabe,
der „Wohlgeruch Christi“ zu sein; und seine Antwort ist bis heute gültig: „Wir sind
dazu nicht von uns aus fähig, als ob wir uns selbst etwas zuschreiben könnten; unsere
Befähigung stammt vielmehr von Gott. Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes
zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der
Geist aber macht lebendig“ (2 Kor 2, 16; 3, 5-6).
Möge der Heilige Geist in
diesem Augenblick, da für die Kirche eine neue Zeit anbricht, voller Hoffnungen und
Versprechen, in den Menschen die an ihren Fenstern sitzen die Erwartung der Botschaft
wieder wecken, und in den Botschaftern den Willen, sie ihnen selbst unter Lebensgefahr
zu bringen.