2013-03-17 12:44:51

Der Volltext der Ansprache zum Angelus-Gebet


Wir dokumentieren im Folgenden die Ansprache Papst Franziskus´ zum Angelus-Gebet an diesem Sonntag in einer Arbeitsübersetzung:

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Brüder und Schwestern, guten Tag! Nach dem Treffen am vergangenen Mittwoch kann ich heute wieder meinen Gruß an alle richten und ich freu mich, dass ich das am Sonntag, dem Tag des Herren, tun kann. Es ist wichtig für uns Christen, uns am Sonntag zu treffen, uns zu grüßen, miteinander zu sprechen, wie jetzt auf dem Platz, ein Platz, der dank der Medien die Dimension der gesamten Welt hat.

An diesem fünften Fastensonntag stellt uns das Evangelium die Ehebrecherin vor, die Christus vor der Todesstrafe rettet. Das Verhalten Jesu beeindruckt uns, wir hören keine Worte der Verachtung, wir hören keine Worte der Verurteilung, sondern nur Worte der Liebe und der Barmherzigkeit, die zur Umkehr einladen. Auch ich verurteile dich nicht, gehe hin und sündige fortan nicht mehr. Brüder und Schwestern, das Gesicht Gottes ist das eines barmherzigen Vaters, der immer Geduld hat. Habt ihr an die Geduld Gottes gedacht, die er für jeden von uns hat? Das ist die Barmherzigkeit, er hat immer Geduld, Geduld mit uns, er versteht uns, er wartet auf uns, er wird dessen nicht müde, uns zu vergeben, wenn wir es verstehen, zu ihm zurückzukehren mit einem reuigen Herzen. Groß ist die Barmherzigkeit Gottes, besagt der Psalm.

In diesen Tagen habe ich ein Buch eines Kardinals lesen können, von Kardinal Kasper, der ein großartiger Theologe ist, über die Barmherzigkeit. Und dieses Buch hat mir sehr gut getan – denkt aber nicht, dass ich Werbung für die Bücher meiner Kardinäle mache, so ist das nicht - aber es hat mir sehr gut getan. Kardinal Kasper sagte, dass das Spüren der Barmherzigkeit, dieses Wort, alles ändert, es ist das Beste, was wir spüren können. Es ändert die Welt, ein wenig Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und gerechter. Wir müssen die Barmherzigkeit Gottes gut verstehen, dieses barmherzigen Vaters, der soviel Geduld hat. Denken wir an die Worte des Propheten Jesaja, der feststellt, dass auch, wenn unsere Sünden rot wären wie Scharlach, die Liebe Gottes sie weiß machen würde wie den Schnee. Das ist das Schöne an der Barmherzigkeit.

Ich erinnere mich, als ich noch Bischof war, im Jahr 1992, ist die Madonna von Fatima nach Buenos Aires gekommen, und wir haben eine große Messe für die Kranken gefeiert. Und ich habe die Beichte abgenommen. Und fast am Ende der Messe bin ich aufgestanden, denn ich musste eine Firmung vornehmen, und da kam eine sehr einfache alte Frau zu mir, über 80 Jahre alt. Und ich habe sie angeschaut und gesagt, „Großmutter“ – denn bei uns sagt man Großmutter zu den alten Frauen – „Großmutter, wollen sie etwa beichten?“ und sie sagte: „Ja“, und ich sagte zu ihr: „Aber Sie haben doch nicht gesündigt!“ Und daraufhin sagte sie: „Alle haben wir gesündigt“. „Aber vielleicht wird der Herr Ihnen nicht vergeben!“, sagte ich zu ihr. Und sie antwortete mir: „Der Herr vergibt alles, ganz sicher!“ und ich sagte, „Aber wie wissen Sie das?“ „Wenn der Herr nicht alles vergeben würde, würde die Welt nicht existieren“, war ihre Antwort. Ich habe in mir Lust verspürt, sie zu fragen, ob sie an der Gregoriana studiert habe, denn das ist die Weisheit, die der Heilige Geist eingibt, die innere Weisheit auf die Barmherzigkeit Gottes hin.

Vergessen wir dieses Wort nicht; Gott wird nie müde, uns zu vergeben, nie! Also Vater, was ist das Problem? Das Problem ist, dass wir selbst müde werden, um Vergebung zu bitten. Er wird nie müde, uns zu vergeben. Aber wir werden manchmal dessen müde, um Vergebung zu bitten. Mögen wir dessen nie müde werden! Er ist der liebende Vater, der immer vergibt, der dieses barmherzige Herz für alle von uns hat. Und auch wir mögen lernen, barmherzig zu allen zu sein. Erbitten wir die Fürsprache Marias, die in ihren Armen die Barmherzigkeit Gottes hatte, die Mensch geworden ist.


(rv 17.03.2013 cs)







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