Papstsprecher Federico Lombardi warnt vor „Druck“ auf das bevorstehende Konklave.
Einige versuchten derzeit durch Diffamierungen und Falschinformationen, sich den Moment
der Überraschung nach dem angekündigten Rücktritt von Benedikt XVI. zunutze zu machen.
Das sagte der Jesuit in einem Editorial für Radio Vatikan.
„Der Weg der
Kirche in diesen letzten Wochen des Pontifikats von Papst Benedikt, bis zur Wahl des
neuen Papstes, ist sehr fordernd angesichts der Erstmaligkeit dieser Lage. Wir haben
zum Glück nicht den Tod eines geliebten Papstes zu beklagen; aber eine andere Prüfung
wird uns nicht erspart: dass nämlich vielfach Druck ausgeübt wird und Überlegungen
angestellt werden, die nicht dem Geist entsprechen, mit dem die Kirche diese Zeit
des Wartens und der Vorbereitung leben will.“
Eine Gruppe von US-Katholiken
hat im Internet eine Kampagne gegen Kardinal Roger Mahoney gestartet. Der frühere
Erzbischof von Los Angeles, der Fehler beim Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt
hat, soll von einer Teilnahme am Konklave abgehalten werden. Auch der frühere US-Botschafter
beim Heiligen Stuhl, Miguel Diaz, hat Mahoney am Samstag aufgefordert, „sich am Papst
ein Beispiel zu nehmen“ und von seinem Wahlrecht in der Sixtina keinen Gebrauch zu
machen. Vatikanbischof Juan Ignacio Arrieta hatte hingegen am Freitag eine Konklave-Teilnahme
Mahoneys verteidigt: Das Kirchenrecht schütze ausdrücklich die Freiheit der Papstwähler
gegen „alle möglichen Einmischungen, Widerstände und Wünsche“ von außen. Pater Lombardi:
„Es
fehlt nicht an Personen, die sich den Moment der Überraschung und Desorientierung
schwacher Geister zunutze machen wollen, um Verwirrung zu säen und die Kirche und
ihre Leitung in Mißkredit zu bringen. Da werden alte Machenschaften wie Verleumdung
oder Desinformation eingesetzt, da wird unakzeptabler Druck ausgeübt, um das Wahlrecht
des einen oder anderen Mitglieds des Kardinalskollegiums zu konditionieren, der aus
dem einen oder anderen Grund in Ungnade gefallen ist. In den meisten Fällen haben
die Richter, die scharfe moralische Urteile abgeben, nicht die geringste Autorität
dazu. Wer vor allem Geld, Sex und Macht im Kopf hat und die Welt an diesem Mass misst,
der ist dann auch nicht imstande, in der Kirche anderes wahrzunehmen.“
Daraus
ergibt sich nach Lombardis Eindruck „eine zutiefst ungerechte Beschreibung der Kirche
und vieler ihrer Führungsmänner“. Das solle aber die Gläubigen nicht verunsichern:
Der Herr habe versprochen, sener Kirche beizustehen.
„Wir wollen, dass diese
Zeit der Tradition und dem Gesetz der Kirche entsprechend eine Zeit des ehrlichen
Nachdenkens über die geistlichen Bedürfnisse der Welt und über die Treue zum Evangelium
sei. Eine Zeit des Betens um den Heiligen Geist und der Nähe zum Kardinalskollegium,
das sich zur Wahl anschickt, um derentwillen es hauptsächlich existiert. Dabei steht
uns vor allem das Beispiel und die spirituelle Geradlinigkeit von Paspt Benedikt vor
Augen. Er wollte diesen letzten Teil seines Pontifikates dem Gebet zu Beginn der Fastenzeit
widmen.“
Zum Konklave im März werden derzeit 116 der 117 wahlberechtigten
Kardinäle erwartet. Nach Angaben Lombardis hat bislang nur der frühere Erzbischof
von Jakarta, Julius Riyadi Darmaatmadja, seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen
abgesagt. Allerdings sei es Sache der Kardinalskongregation, eine begründete Abwesenheit
zu bestätigen. Diese Versammlung tritt nach Beginn der Sedisvakanz voraussichtlich
in den ersten März-Tagen zusammen.