2013-02-23 12:02:00

Kardinal Rainer Maria Woelki


Der Erzbischof von Berlin, Kardinal Rainer Maria Woelki, ist einer der jüngsten Kardinäle des Wahlkollegiums – sei es in Hinblick auf sein Alter, sei es in Hinblick auf das Datum seiner Ernennung zum Kardinal. Geboren am 18.08.1956 in Köln, wurde er nach dem Studium in Bonn und Freiburg am 14.06.1985 in Köln zum Priester geweiht. Er galt lange Jahre als rechte Hand des Kölner Kardinals Joachim Meisner; zunächst war er als dessen Sekretär tätig und später, nach einigen Jahren als Direktor des Collegium Albertinum in Bonn, als Weihbischof von Köln mit dem Titularbistum von Scampa/Albanien für den Norden der Stadt zuständig. Im Juli 2011 wurde er von Papst Benedikt zum Erzbischof von Berlin ernannt, und kurz darauf, im Februar 2012 und noch bevor er sein Pallium aus den Händen des Papstes entgegen nehmen konnte, zum damals jüngsten Kardinal überhaupt erhoben. Seine Titelkirche ist San Giovanni Maria Vianney im Osten von Rom; Sein Wahlspruch als Bischof ist Nos sumus testes – Wir sind Zeugen. Nicht einmal einen Monat nach seiner Einsetzung als Erzbischof von Berlin, am 22. September 2011, hatte er Benedikt XVI. anlässlich seiner dritten Deutschlandreise – der ersten in die Hauptstadt - am Flughafen Tegel empfangen. In seinen Grußworten vor der großen Messfeier mit Papst Benedikt am selben Abend hatte er seine Stadt Berlin als eine Stadt vorgestellt, „in der nur eine Person von dreien einer christlichen Kirche angehört; eine Stadt, in der Gott vergessen worden ist und die durch Atheismus charakterisiert ist“, aber auch als eine Stadt, „in der viele Menschen nach Gott suchen, und nach Gott fragen.“

Im Radio Vatikan Interview hatte Kardinal Woelki kurz nach seiner Ernennung zum Kardinal und der Inbesitznahme seiner Titelkirche, die in einem sozial schwachen Viertel von Rom liegt, aber einen Einwohneranteil von etwa 90 Prozent Katholiken aufweisen kann, erklärt, er sehe an sich keinen starken Gegensatz zwischen seiner Berliner Gemeinde und der Gemeinde in Rom, obwohl das Verhältnis gläubiger Katholiken zu Andersgläubigen genau umgekehrt proportional sei:

„Ich sehe den Gegensatz eigentlich gar nicht so stark, es muss sowohl bei denen, die in Rom in der Gemeinde sind, als auch bei denen, die in Berlin leben, immer darum gehen, dass wir versuchen, Christus ins Wort zu bringen. Das kann manchmal genauso herausfordernd und anstrengend bei 90 Prozent Katholiken sein, wie das bei 10 Prozent Katholiken der Fall ist. Jedenfalls, das wird die große Herausforderung in Italien und in Deutschland, in Rom wie in Berlin sein, dass wir in die Fußstapfen Jesu treten und dass wir ihn und sein Evangelium als die große Alternative anzubieten haben. Hinzu kommt, dass ich hier auch erfahren habe, dass eine Reihe von sozialen Problemen in der Pfarrei der Titelkirche mit gegeben sind, dass Rumänen und Bulgaren ansässig sind, dass es auch eine Form von sozialer Spannung gibt. Das ist eine Wirklichkeit, die wir ja auch ganz ähnlich in Berlin haben.“

In der deutschen Bischofskonferenz ist Kardinal Woelki Präsident der Kommission für caritative Fragen und Mitglied der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste. Im Vatikan ist Woelki Mitglied der Kongregation für das katholische Bildungswesen sowie des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen.

Benedikts Rücktritt sei für ihn „ein Zeichen von Demut und Sorge um die ihm anvertraute Kirche“, hatte der Kardinal direkt nach Bekanntwerden des Papstrücktritts in Berlin betont. „Wie in allen anderen Belangen seines segensreichen Pontifikats handelt der Papst mit großer Umsicht und weit vorausschauend, auch wenn es um seine eigene Person geht.“ Woelki hob hervor, die Entscheidung gehe ihm sehr nahe, da er sich Benedikt XVI. besonders verbunden fühle. „Ich schätze ihn als meinen theologischen Lehrer seit Studienzeiten..., und schließlich berief er mich erst kürzlich in das Kollegium der Kardinäle“, so der Berliner Erzbischof. Der Rücktritt von Benedikt XVI. habe nach seiner Einschätzung die Kirche verändert. Er habe das Papstamt dadurch auf eine gute Weise „entzaubert“, denn damit sei er ein Vorbild für andere Verantwortungsträger in Kirche und Gesellschaft geworden, „nicht an der Macht zu kleben“

Benedikt XVI. setze durch seinen Amtsverzicht „einen Maßstab, der auch für folgende Päpste richtungsweisend ist“, so Woelki. Er mache deutlich, „dass der eigentliche Herr der Kirche Jesus Christus ist“. Der Kardinal betonte zugleich, dass in dem Rücktritt allerdings auch eine Gefahr bestehen könne. Auch künftige Päpste müssten sich der geistlichen Dimension des Amts bewusst sein. Sie seien „nicht nur Aufsichtsratsvorsitzende“. Ein Rücktritt des Papstes sei für ihn allerdings bislang „nur sehr schwer vorstellbar“ gewesen. Der Berliner Kardinal erwartet nach eigenen Worten keine Probleme dadurch, dass es neben dem neuen Papst auch noch einen lebenden Amtsvorgänger gibt. Er rechne damit, „dass Benedikt XVI. sich sehr zurückhalten und nicht in den Verantwortungsbereich seines Nachfolgers hineinreden wird“. Dafür spreche schon sein Rückzug in ein Kloster. „Dort ist er in Rufweite, sollte man ihn fragen“, so der Berliner Erzbischof. Kardinal Woelki äußerte sich auch zu seinen Erwartungen an das neue Kirchenoberhaupt. Aus welchem Kontinent der Papst komme, sei ihm „total egal“. Er müsse sich jedoch den Fragen in Afrika und Lateinamerika genauso stellen wie denen der westlichen Welt.

(rv 20.02.2013 cs)








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