2013-02-18 15:09:45

Das Antlitz Gottes: Fastenexerzitien an diesem Montag


RealAudioMP3 „Die Abwesenheit von Staunen im heutigen Menschen ist ein Zeichen der Oberflächlichkeit.“ Über diese Worte Kardinal Gianfranco Ravasis meditierten an diesem Montagvormittag ab 9.00 Uhr Papst Benedikt und die Kuriemitarbeiter, die sich in der Cappella Redemptoris Mater im Vatikan versammelt hatten, um an den alljährlichen Fastenexerzitien teilzunehmen. Der Präsident des Päpstlichen Kulturrates steht den Exerzitien, die an diesem Sonntagabend begonnen haben, in diesem Jahr vor. Er hat für die päpstlichen Exerzitien das Thema gewählt: „Ars orandi, ars credendi. Das Antlitz Gottes und das Antlitz des Menschen im Psalmengebet.“ An diesem Montagvormittag, in der zweiten Meditation, standen das offenbarende Wort Gottes und das schöpferische Wort Gottes im Mittelpunkt der Überlegungen des Kardinals:

„Welches ist das erste Antlitz, mit dem Gott sich zeigt? Die erste Offenbarung Gottes liegt im Wort. Seine Gnade vertraut sich dem Wort an. Und es ist bedeutsam wahrzunehmen, dass gerade der absolute Beginn des Alten und des Neuen Testaments durch das Wort markiert wird. Gott sagte: „Es werde Licht, und es wurde Licht“. Die Schöpfung ist demnach ein hörbarer Akt, ein Wort, paradoxerweise eine menschliche Realität, die extrem fragil ist – denn einmal ausgesprochen, verlöscht sie – aber gleichzeitig hat sie eine besondere Wirksamkeit, denn ohne das Wort gäbe es keine Kommunikation.“

Die dritte Meditation des Kardinals vor der Kurie, die um 10.15 Uhr an diesem Montagmorgen begann, verwies auf die Theophanie des Schöpfers, die gerade durch seine erste Offenbarung im Wort wirke. Die Schöpfung, unterstrich Kardinal Ravasi, ist ein „anderes Wort Gottes“, enthält eine „schweigende theologische Musik“, wie es der deutsche Psalmenkommentator Hermann Gunkel ausgedrückt hatte, „eine Botschaft, die keine lauten Worte oder Echos kennt, aber doch das gesamte Universum durchläuft“. Psalm 19 verweise darauf, wie die Himmelskörper „Erzähler“ des Schöpfungswerkes Gottes seien. Es sei deshalb nötig, zur Andacht zurückzukehren:

„Die Abwesenheit von Staunen im heutigen Menschen ist ein Zeichen der Oberflächlichkeit. Der Mensch ist nur über die Arbeit seiner eigenen Hände gebeugt, unfähig, die Augen zum Himmel zu erheben und in Innersten die beiden Extreme des Universums und des Mikrokosmos zu bewundern. Und das ist die Ursache dafür, dass der Mensch, frei von Anbetung, die Erde verunstaltet hat, indem er sie nur als Mittel zum Zweck genutzt hat. Er hat keinen Sinn mehr für die Erde als Schwester.“

Anschließend an die abendliche Meditation, die ab 17 Uhr im Vatikan stattfindet, feiern der Papst und seine Kurie eine Vesper.

(rv 18.02.2013 cs)







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