„Herr, erbarme dich“:
Mit der Allerheiligenlitanei auf dem Petersplatz bereiten sich die Priester und Seminaristen
des Bistums Rom auf die Begegnung mit ihrem scheidenden Bischof vor. „Herr, erbarme
dich“ - man könnte es für einen Hilferuf halten in einem Moment, in dem angesichts
von Benedikts Rückzug viel Betroffenheit und Verwirrung herrschen. Als der Papst in
der Audienzhalle erscheint, brandet Beifall auf, und das „Tu es Petrus“ wird gesungen,
„Du bist Petrus“ – vielleicht zum letzten Mal für diesen Papst. „Danke für eure Zuneigung,
für eure Liebe zur Kirche und zum Papst“, sagt Benedikt, als „Viva il Papa“ gerufen
wird.
„Unsere Begegnung heute hat eine ganz besondere Bedeutung“, sagt der
Generalvikar des Bistums Rom, Kardinal Vallini, in einem Grußwort an Benedikt XVI.
„Wir fühlen uns heute so ähnlich wie die Gemeinde von Ephesus, die Paulus vor seinem
Aufbruch als Gefangener nach Rom noch ein letztes Mal zu sich ruft. „Alle brachen
in Tränen aus“, berichtet die Apostelgeschichte, „fielen dem Apostel um den Hals und
küssten ihn.“ Wir erleben derzeit ein Wechselbad der Gefühle – Trauer und Respekt,
Bewunderung und Bedauern, Zuneigung und Stolz.“ Vielleicht auch Bitterkeit, aber davon
spricht der Kardinal nicht. Er würdigt das „sanfte und starke Lebensbeispiel“, das
der Papst gebe. „Sie haben uns in den letzten Jahren immer um unseren Beistand im
Gebet gebeten, und in diesen schwierigen Tagen – wie Sie formuliert haben – ist ihre
Bitte noch dringender. Ich versichere Ihnen im Namen aller römischen Priester, dass
wir Sie wirklich lieben und noch stärker für Sie beten werden!“
„Ich
spüre euer Gebet fast physisch“
Dann spricht Benedikt: Es sei für ihn
ein „Geschenk der Vorsehung“, vor seiner Aufgabe des Petrusdienstes noch einmal seinem
Klerus zu begegnen. „Es ist immer eine Freude, zu sehen, wie die Kirche lebt und wie
lebendig sie in Rom ist! … Ihr habt heute Morgen vor dem Grab des heiligen Petrus
das Glaubensbekenntnis gesprochen; das scheint mir eine sehr passende Geste. So wächst
die Kirche: Gemeinsam mit Petrus Christus bekennen und ihm nachfolgen!“
Er
sei den römischen Priestern „sehr dankbar für euer Gebet, das ich fast physisch spüre“.
„Auch wenn ich mich jetzt zurückziehe, bin ich doch im Gebet euch allen immer nahe,
und ich bin mir sicher, dass auch ihr mir nahe sein werdet, auch wenn ich für die
Welt verborgen bleiben werde. Für heute konnte ich angesichts meiner Umstände, meines
Alters, keine große Rede vorbereiten, wie man sich das vielleicht hätte erwarten können.
Stattdessen denke ich eher an ein kleines Gespräch über das Zweite Vatikanische Konzil,
und wie ich es erlebt habe.“
Der scheidende Papst war während des Konzils vor
genau fünfzig Jahren theologischer Berater des damaligen Kölner Kardinals Joseph Frings;
er ist also einer der letzten großen Zeitzeugen des Konzils in der Kirche. Seinen
Konzilsbericht, um den ihn die Priester des Bistums Rom für die diesjährige Audienz
gebeten hatten, begann Benedikt mit einer Anekdote: „1959 hat man mich zum Professor
an der Uni Bonn ernannt, wo die Priesteramtskandidaten aus dem Erzbistum Köln und
anderen umliegenden Bistümern studieren. So bin ich in Kontakt gekommen mit Kardinal
Frings, und als dieser von Kardinal Siri von Genua 1961 gebeten wurde, einen Vortrag
über das Konzil und die moderne Welt zu halten, hat Kardinal Frings mich, den jüngsten
unter den Professoren, gebeten, ihm dazu einen Entwurf zu schreiben. Der hat ihm gefallen,
und so hat er ihn in Genua genauso vorgetragen.“ Kurz darauf habe Johannes XXIII.
Frings zu einer Audienz in den Vatikan bestellt. „Und er war voller Angst, ob er vielleicht
etwas Unkorrektes oder Falsches gesagt haben könnte. Er fürchtete, dass man ihm jetzt
Vorwürfe machen oder ihm sogar den Kardinalspurpur wieder entziehen könnte.“ (Lachen
bei den Zuhörern) „Ja! Als sein Sekretär ihn für die Audienz angekleidet hat, sagte
er ihm: Vielleicht tragen Sie das Zeug ja zum letzten Mal.“ (Lachen bei den Zuhörern)
„Dann geht er hinein, und Papst Johannes geht ihm entgegen, umarmt ihn und sagt: „Danke,
Eminenz, Sie haben genau das gesagt, was ich sagen wollte, aber ich habe nicht die
Worte dafür gefunden!“ (Lachen, Beifall)
„Es gab unglaubliche Erwartungen
an das Konzil“
Daraufhin habe Frings ihn, Ratzinger, dazu eingeladen,
ihn nach Rom auf das Konzil zu begleiten. Seit Ende 1962 sei er sogar offizieller
Peritus, also Berater, des Konzils gewesen, so Benedikt XVI. „Wir sind“, so der Papst,
„damals mit Enthusiasmus zum Konzil gegangen.“
„Es gab eine unglaubliche Erwartung
– wir hofften darauf, dass alles sich erneuern würde, dass ein neues Pfingsten heraufziehen
würde, eine neue Ära der Kirche. Die Kirche war damals noch ziemlich robust, der sonntägliche
Messbesuch war noch gut, auch die Priester- und Ordensberufungen gingen zwar schon
ein bisschen zurück, waren aber noch ausreichend. Dennoch spürte man: Die Kirche geht
im Moment nicht vorwärts, sondern schrumpft ein, sie scheint eher eine Realität der
Vergangenheit und nicht die Trägerin der Zukunft.“
Die Beziehung der Kirche
zur modernen Welt sei damals „konfliktreich“ gewesen, sagte Benedikt, „angefangen
mit dem Irrtum der Kirche im Fall Galilei“; man habe gehofft, das Konzil werde die
Kirche zur „Kraft des morgen“ machen und den „wahren Fortschritt“ einleiten. Als „Negativbeispiel“
habe damals die Synode des Bistums Rom gegolten, auf der angeblich „nur vorbereitete
Texte abgelesen und dann per Akklamation beschlossen wurden“. „Die Bischöfe haben
gesagt: Nein, so werden wir das nicht machen! Wir sind Bischöfe, wir sind die Handelnden,
wir wollen nicht nur das Vorbereitete beschließen, sondern selbst die Träger des Konzils
sein! Auch Kardinal Frings, der für seine absolute Treue zum Heiligen Vater bekannt
war, hat gesagt: Der Papst hat uns als Konzilsväter, als Handelnde zusammengerufen,
um die Kirche zu erneuern, und so wollen wir unseren Teil dazu leisten.“
Diese
„Haltung“ habe sich „schon am ersten Tag bei der Wahl der Kommissionen gezeigt“, erinnerte
sich der Papst. „Die Konzilsväter haben sofort gesagt, wir wollen nicht nur einfach
über vorbereitete Namenslisten abstimmen“, und darum seien schon die ersten Abstimmungen
verschoben worden. „Das war kein revolutionärer Akt, aber ein Akt des Bewusstseins
der Verantwortung von Seiten der Konzilsväter.“ Er habe damals im Priesterkolleg von
Santa Maria dell`Anima gewohnt und viele Kardinäle, Kirchenleute, Theologen kennengelernt:
Das Konzil sei aus „vielen kleinen Begegnungen gemacht“ gewesen – für ihn „eine Erfahrung
der Universalität der Kirche“.
Vor dem Konzil „fast zwei parallele Liturgien“
Die
am besten auf das Konzil vorbereiteten Bischöfe seien aus Frankreich, Deutschland,
Belgien und Holland gekommen, „die so genannte rheinische Allianz“. Sie hätten den
ersten Teil des Konzils geprägt. Die Debatte über eine Liturgiereform sei ausgegangen
von der liturgischen Bewegung in Westeuropa nach dem Ersten Weltkrieg. „Das war eine
Wiederentdeckung des Reichtums und der Tiefe der Liturgie, die bislang sozusagen im
Römischen Missale des Priesters eingeschlossen war, während die Leute mit eigenen
Gebetbüchern beteten. Diese waren ein Versuch, die hohen Worte der klassischen Liturgie
in die emotionaleren Worte der Menschen zu übersetzen, dem Herzen des Volkes näher.
Aber es waren fast zwei parallele Liturgien! Der Priester mit den Messdienern, der
nach dem Missale zelebrierte, und die Laien, die gleichzeitig nach ihren eigenen Gebetbüchern
beteten.“ Die liturgische Bewegung habe wieder dazu geführt, „dass es wirklich einen
Dialog zwischen Priester und Volk gibt, dass die Liturgie wirklich eine einzige wurde
– eine aktive Teilhabe, damit die Reichtümer zum Volk gelangen und so die Liturgie
wiederentdeckt, erneuert werde“.
„Ich finde jetzt im Rückblick, dass es sehr
gut war, mit der Liturgie anzufangen: So wird der Primat Gottes sichtbar, der Vorrang
der Anbetung. Opere Dei nihil praeponatur – dem Gottesdienst nichts vorziehen, dieses
Wort aus der Regel des heiligen Benedikt erscheint so als die oberste Regel des Konzils.
Einige haben kritisiert, das Konzil habe über allerlei Dinge gesprochen, aber nicht
über Gott. Doch, es hat über Gott gesprochen! Und das war der erste, substantielle
Akt des Konzils, das ganze heilige Volk für die Anbetung Gottes zu öffnen, in der
gemeinsamen liturgischen Feier von Leib und Blut Christi.“
„Prinzipien“ der
Liturgie-Konstitution des Konzils seien „die Verständlichkeit und auch die aktive
Teilhabe“ gewesen. „Leider wurden diese Prinzipien auch missverstanden. Verständlichkeit
bedeutet nicht Banalität, denn die großen Texte der Liturgie – auch wenn er Gott sei
Dank in der Muttersprache proklamiert werden – sind nicht einfach zu verstehen. Sie
brauchen eine ständige Bildung des Christen, damit er immer mehr in die Tiefe des
Geheimnisses eindringt und versteht… Wer würde denn behaupten, dass er die biblischen
Texte sofort versteht, nur weil sie in der eigenen Sprache sind? Nur eine ständige
Bildung des Herzens und des Geistes kann wirklich Verständlichkeit schaffen und eine
Teilnahme, die nicht nur äußerlich ist, die wirklich ein Eintreten der Person in die
Gemeinschaft der Kirche und so in die Gemeinschaft mit Christus bedeutet.“
Kirche:
Nicht (nur) Organisation, sondern Organismus
Zweites großes Thema des
Konzils sei die Kirche gewesen – laut Benedikt ein Desiderat, seit das Erste Vatikanische
Konzil abgebrochen worden war. „Gott sei Dank“ hätten die Väter des Ersten Vatikanums
noch Zeit gefunden, die Lehre zum päpstlichen Primat zu definieren: „Das war sehr
notwendig für die darauf folgende Zeit. Aber es war nur ein Element einer größeren
Lehre von der Kirche, die schon vorbereitet worden war, von der jetzt allerdings nur
ein Fragment blieb. Man konnte sagen: Wenn das Fragment so bleibt, wie es ist, tendieren
wir zum Unilateralen… Darum ging es beim Zweiten Vatikanischen Konzil darum, eine
komplette Ekklesiologie zu entwerfen.“ Die Voraussetzungen dafür seien günstig gewesen,
Guardini habe davon gesprochen, dass „die Kirche in den Seelen erwacht“; es ging darum,
erläuterte der scheidende Papst, die Kirche „nicht als Organisation oder etwas Strukturelles,
Juridisches“ zu zeichnen, sondern „als Organismus, etwas Lebendiges“. Schon damals
hätten viele proklamiert „Wir sind Kirche“, und das stimme natürlich auch, wenn man
die Formel erweitere: „Wir Gläubige zusammen mit Christus sind Kirche“.
„Nicht
eine Gruppe, die sich zur Kirche erklärt – nein, „Wir sind Kirche“ erfordert mein
Eingefügt-Sein ins große Wir der Glaubenden aller Zeiten und Orte!“ Die Diskussionen
über den Begriff „Kollegialität“ erscheinen Papst Benedikt im Rückblick „etwas übertrieben“:
„Vielen schien das ein Machtkampf zu sein, und vielleicht haben einige das wirklich
auf dem Konzil so gesehen. Aber im wesentlichen ging es nicht um Macht, sondern um
Komplementarität und Vollständigkeit des Leibes der Kirche mit den Bischöfen, als
Nachfolger der Apostel tragende Elemente… Einige kritisierten den Begriff der Kirche
als „mystischer Leib“ Christi, weil er ihnen zu exklusiv erschien; das Konzil hat
mit Recht den Begriff von der Kirche als „Volk Gottes“ akzeptiert, der bei den Kirchenvätern
als Ausdruck für die Kontinuität zwischen Altem und Neuem Testament erscheint und
im Neuen Testament bis auf wenige Ausnahmen das jüdische Volk meint. Wir Heiden sind
nicht automatisch Volk Gottes – wir werden Söhne Abrahams, wenn wir in Gemeinschaft
mit Christus treten…“
Der Begriff „Volk Gottes“ impliziere „Kontinuität der
Testamente“, habe aber auch ein „christologisches Element“: „Nur durch Christologie
werden wir Volk Gottes, und so gehen die beiden Vorstellungen zusammen.“ Nach dem
Konzil habe sich allmählich herausgestellt, dass „communio“, Gemeinschaft, das eigentliche
Wesen der Kirche sei.
„Ohne die Kirche ist die Schrift nur ein Buch“
Papst
Benedikt sprach auch von der Arbeit („einem schwierigen Kampf“) an der Offenbarungslehre
des Zweiten Vatikanums: Während die Protestanten „die großen exegetischen Entdeckungen
machten“, hätten sich katholische Exegeten „ein bisschen in Schwierigkeiten befunden,
behindert durch die Notwendigkeit, sich dem Lehramt zu unterwerfen“. Das Konzil habe
– vor allem auf Initiative von Papst Paul VI. – deutlich gemacht, dass „die Kirche
unter der Schrift steht, dass die Schrift aber ohne die Kirche nur ein Buch ist, das
sich so oder so interpretieren lässt, aber keine letzte Klarheit gibt“. „Es ist ein
Offenbarungs-Dokument geschaffen worden, das eines der schönsten und innovativsten
des ganzen Konzils ist. Es sollte noch intensiver studiert werden, denn auch heute
tendiert die Exegese dazu, die Schrift außerhalb der Kirche und außerhalb des Glaubens
zu lesen, nur im Geist der so genannten historisch-kritischen Methode. Diese Methode
ist wichtig, aber nie ausreichend, um letzte Gewissheit zu geben. Nur wenn wir sehen,
dass das im letzten nicht menschliche, sondern Gottesworte sind, … können wir die
Heilige Schrift gut interpretieren.“ Da sei, wie er ja auch in der Einleitung zu seinem
ersten Jesusbuch geschrieben habe, „noch viel zu tun, um zu einer Lektüre im Geist
des Konzils zu kommen“.
Bekenntnis zu Ökumene und interreligiösem Dialog
Der
Papst würdigte ausdrücklich das Ökumenismus-Dekret des Konzils, sein Bekenntnis zur
Religionsfreiheit sowie „Gaudium et Spes“, das „die Fundamente der christlichen Ethik
erneuert“ habe. Als noch „konkreter“ habe sich allerdings „Nostra Aetate“ erwiesen:
„Von Anfang an waren unsere jüdischen Freunde als Beobachter anwesend, die unter anderem
uns Deutschen sagten: Nach den traurigen Ereignissen dieses Nazi-Jahrzehnts muss die
katholische Kirche ein Wort über das Alte Testament und das jüdische Volk sagen. Sie
sagten: Auch wenn die Kirche nicht für die Shoah verantwortlich war, so waren es doch
zu einem großen Teil Christen, die diese Verbrechen begangen haben. Es galt also,
das christliche Gewissen zu erneuern, auch wenn wir wussten, dass die wahren Gläubigen
immer widerstanden hatten.“
Bischöfe aus dem arabischen Raum seien „nicht sehr
glücklich“ über das Vorhaben gewesen, sondern hätten „gewissermaßen eine Glorifizierung
des Staates Israel befürchtet“. „Das wollten sie natürlich nicht, aber ein wirklich
theologisches Wort über das jüdische Volk sahen auch sie als gut und notwendig an.
Sie wünschten sich dann allerdings dann auch ein Wort über den Islam – nur so würde
es ein Gleichgewicht geben. Wir haben das damals noch nicht ganz verstanden; heute
wissen wir, wie notwendig das war.“ Der Konzilstext über den interreligiösen Dialog
habe schließlich „vorausgenommen, was sich erst etwa dreißig Jahre später in seiner
ganzen Intensität und Wichtigkeit gezeigt hat“.
Eine große Stegreif-Rede von
Papst Benedikt, beinahe zu seinem Abschied vom Amt. Wohl auch mit Blick auf die Piusbrüder
bekräftigt er: „Die zwei Dokumente über Religionsfreiheit und Nostra Aetate, zusammen
mit Gaudium et Spes, sind eine wichtige Trilogie, deren Bedeutung sich erst im Lauf
der Jahrzehnte herausgestellt hat, und wir arbeiten noch jetzt daran, diese Verbindung
zwischen der Einzigkeit der Offenbarung Gottes, der Einzigkeit des einen, in Christus
fleischgewordenen Gottes und der Vielfalt der Religonen besser zu verstehen.“
„Es
gab auch ein Konzil der Medien“
Neben dem Konzil der Väter habe es
auch ein „Konzil der Medien“ gegeben, so der Papst abschließend: „Und das war fast
ein Konzil für sich selbst. Die Welt hat das Konzil über die Medien wahrgenommen.
Das unmittelbar auf die Menschen wirkende Konzil war das der Medien, nicht das der
Väter.“ Dieses Medien-Konzil sei, anders als das wirkliche, keine Glaubensveranstaltung
gewesen, sondern habe „den Kategorien der Medien von heute gehorcht, außerhalb des
Glaubens, mit einem anderen Verstehensschlüssel“. „Das war ein politischer Schlüssel:
Für die Medien war das Konzil ein Machtkampf zwischen verschiedenen kirchlichen Flügeln.“
Ergebnis seien „Banalisierungen der Idee des Konzils“ mit Auswirkungen auf die liturgische
Praxis und auf die Schriftauslegung. Die dominierende Konzilsdeutung habe „viele Schwierigkeiten
und Probleme geschaffen“: „Schließende Seminare, schließende Klöster, eine banalisierte
Liturgie“.
„Und das wahre Konzil hatte Schwierigkeiten, sich zu verwirklichen
– das virtuelle Konzil war stärker als das wirkliche. Aber die wahre Kraft des Konzils
war doch da, und allmählich wird sie immer mehr Wirklichkeit und wird zur wahren Kraft,
die dann auch wahre Reform ist, wahre Erneuerung der Kirche. Mir scheint, wir sehen
fünfzig Jahre nach dem Konzil, wie dieses virtuelle Konzil zerbricht und sich verliert,
und das wahre Konzil taucht auf mit seiner ganzen spirituellen Kraft. Das ist unsere
Aufgabe: dafür zu arbeiten, dass das wahre Konzil Wirklichkeit wird und die Kirche
wirkliche Erneuerung erfährt.“
Im letzten Satz noch mal ein Hinweis Benedikts
XVI. auf seinen bevorstehenden Abschied: „Ich werde immer bei euch sein, auch wenn
ich im Gebet zurückgezogen sein werde. Der Herr siegt.“