Karlheinz Schneider-Janessen:
Zumutung Tod. Annäherungen an das Undenkbare. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord
Er
ist die eine feste Konstante in unserem Leben, und doch tun wir uns schwer, darüber
zu sprechen: Der Tod. Schon das Aussprechen des Wortes bringt uns dazu, uns lieber
mit etwas anderem beschäftigen zu wollen. Und doch ist es ein Thema, um das wir nicht
herum kommen, eben weil es die eine feste Konstante in unserem Leben ist. Karlheinz
Schneider-Janessen unternimmt es, klug und menschlich über den Tod zu sprechen. Er
ist Arzt und Philosoph und hat durch seine Tätigkeit mit Krebskranken und im Hospiz
langjährige Erfahrung. Nicht so sehr mit dem Tod selber, aber mit den menschlichen
Umgangsweisen damit. Und genau darum geht es dem Autor mit seinem Buch. Die Gesprächslage
ist einigermaßen verzwickt. Es geht um Abtreibung und Suizid im Alter, es geht um
den Willen der Patienten und die Zumutbarkeit für Ärzte. Sehr schön wird das daran
deutlich, wie Schneider-Janessen den Begriff der „Würde“ des Menschen behandelt. Ist
diese nun gekoppelt an Freiheit und Selbstbestimmung oder an Liebe und Zuneigung?
Kann die Würde überhaupt vor dem Träger der Würde sterben? Sind Leiden und Schmerz
überhaupt entwürdigend? Solche und andere Fragen müssen wir uns stellen, wollen wir
das Sterben nicht idealisieren oder in einer Debatte verzwecken. Der Autor müht
sich um die Menschlichkeit des Sterbens. Alle Verkleidungen oder Sekundärdebatten,
die letztlich nur das Ziel haben, den Tod irgendwie aus dem Leben zu drängen, will
er als solche entlarven. Er tut dies mit viel Erfahrung, Wissen, Einfühlungsvermögen,
der nötigen Ehrlichkeit und mit Humor. Woody Allen wird zitiert: „Ich habe keine Angst
vor dem Tod, ich möchte nur nicht da sein, wenn er kommt.“ Eine sehr menschliche Einstellung.
Und sie trifft die Einstellung des Autors, der keine fertigen Antworten im Stil der
Ratgeberliteratur geben will. Der Schrecken und die Angst bleiben uns, und trotzdem
können wir menschlich über den Tod sprechen. Jedenfalls kann es Karlheinz Schneider-Janessen.
Das
Buch ist im Kreuz Verlag erschienen und kostet etwa 20 €.