Hans Joas: Glaube
als Option – Zukunftsmöglichkeiten des Christentums. Eine Besprechung von Pater Bernd
Hagenkord
In den letzten Monaten ist der Soziologe Hans Joas mehrfach mit Thesen
und Überlegungen dazu an die Öffentlichkeit gegangen. Das hier besprochene Buch bietet
einen Überblick und eine Systematisierung seiner Gedanken. Joas fragt nach den
Ursprüngen der Entwicklungen, die unsere Gesellschaft und damit auch unsere Kirche
bestimmen: Woher kommt die Säkularisierung, was zeichnet sie aus? Bei der Betrachtung
und Diagnose unserer Gesellschaft warnt Joas davor, die „Moderne zum Fetisch zu machen“,
wie er sagt. Es gebe sie gar nicht, die eine Moderne, die alle ablaufenden Prozesse
erkläre. Man müsse genauer hinschauen und die einzelnen Entwicklungen betrachten,
was er in seinem Buch dann auch abrisshaft tut. Joas beschreibt die Zunahme von
Optionen, die sich den Menschen und damit auch allen Christen auf dem Gebiet der Religion
stellen, er nennt neue Bindungsformen und neue Formen der Verwurzelung von Werten.
All das führe dazu, dass in dieser Gesellschaft Religion und Kirche anders gedacht
werden müssen, als es bisher geschehen sei. Joas nennt darunter auch die implizite
Religion, also Religion, die sich selbst nicht als solche bezeichnen würde. Er zeigt
die Effekte auf, die die Globalisierung des Glaubens hat und warnt vor einer Überbewertung
des Europäischen im Christentum. Bei allen Überlegungen setzt sich Joas mit soziologischen
Theorien auseinander, wie sie die Debatte prägen. Sein Buch ist damit ein Buch im
Dialog mit anderen Denkern. Damit öffnet er für die Debatte neue Denk-Räume. Das Buch
stellt sich den intellektuellen Herausforderungen für das Christentum heute, wie eine
der Kapitelüberschriften lautet. Das Christentum müsse nur aus der Defensive heraus,
in die es sich durch die Säkularisierung habe drängen lassen, um sich diesen Herausforderungen
stellen zu können. Die Voraussetzungen dazu hätte es.
Das Buch ist im Herder
Verlag erschienen und kostet etwa 20 €